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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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heute die beste Gelegenheit. Schließlich ist Sammy nicht da, und ich muss auch nicht arbeiten. Aber sieht es dann nicht so aus, als hätte ich es total nötig?«
    Mia scheint einen Moment zu überlegen.
    »Ich würde ihm an deiner Stelle mailen und ein Treffen für Dienstagabend vorschlagen. Dann wirkt es so, als gäbe es für dich einen interessanteren Kandidaten.«
    Ich brauche einen Augenblick, bis ich ihren Plan durchschaue. Das alles ist Neuland für mich, und ich fühle mich überfordert.
    »Und eine Mail ist definitiv cooler als ein Anruf«, sinniere ich laut und überlege panisch, wann genau ich diese Nachricht am besten schreiben soll.
    Ist morgen früh zu spät? Habe ich dann vielleicht allen anderen Kandidatinnen einen nicht wieder wettzumachenden Vorsprung verschafft?
    Mann, ist das alles kompliziert. Ich will ins Bett!
    Nachdem Mia und ich noch einen Moment geplaudert und alle Pros und Contras gegeneinander abgewogen
haben, setze ich mich an meinen Schreibtisch. Ich kann die E-Mail ja als Entwurf abspeichern und später verschicken.
     
    Lieber Alfa-Mann,
es freut mich, dass Sie sich für mich entschieden haben …
     
    O mein Gott, Franca, hast du sie noch alle? Du bist doch keine Ware. Und wieso eigentlich Alfa-Mann? Wenn ich ihn so nenne, denkt er bestimmt, dass ich ihn für einen Alpha-Mann (und damit für so etwas wie die Krone der Schöpfung) halte. Nein danke! Der Typ heißt Oliver Kramer, Punkt.
    Beim Gedanken an Olivers wunderschöne braune Augen wird mir warm ums Herz. Ich hätte Stunden damit zubringen können, in sie hineinzuschauen. Sie hatten so etwas Offenes, Ehrliches, und es lag so viel Tiefe in seinem Blick!
    Wie viele Frauennamen er wohl angekreuzt hat? Eifersucht steigt in mir auf, und ich lasse in Gedanken die Konkurrentinnen noch einmal Revue passieren.
    Im Gegensatz zu dem eher mageren Angebot an der Männerfront waren wir zehn Frauen durch die Bank attraktiv, interessant und intelligent. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, eine hohle Nuss gesichtet zu haben.
    Was, wenn er uns alle angekreuzt hat?, schießt es mir erst durch den Kopf und dann wie ein spitzer Pfeil mitten ins Herz. Mit mir wollten sich immerhin sechs Männer treffen.

    Wieso eigentlich nur sechs und nicht alle? Waren die anderen Damen um so vieles attraktiver? Meine altbekannten Feinde, besser bekannt als Selbstzweifel und Unsicherheit, beginnen an mir zu nagen. Und je länger ich mich ihnen hingebe, desto mehr reift in mir der Entschluss, mich keinesfalls zuerst bei Oliver zu melden. Schließlich habe ich selbst seinen Namen angekreuzt, also hat er meine Kontaktdaten.
    Nein, ich werde ihm definitiv nicht schreiben, ehe er es nicht tut!
    Ich fahre den PC wieder runter und beschließe, im Eimsbüttler Park ein wenig spazieren zu gehen. Das macht den Kopf frei und ist wohltuend für die Seele.
    Dort liegt in einer Senke, grün und träge, ein kleiner See, der Weiher, über und über bedeckt mit Laub und Blütenpollen. Als ich ankomme, drehen einige Jogger ihre Runden, eine Omi mit Hund schiebt ihren Rollator vor sich her, und auf einer Bank sitzen zwei Schnapsdrosseln, die den Läuferinnen hinterherglotzen.
    Im Eimsbüttler Park bleibt einem dummerweise nichts anderes übrig, als permanent den Weiher zu umrunden, bis man entweder einen Drehwurm hat oder vor Langeweile stirbt. Dennoch ist es sehr schön hier. Eine kleine, ruhige Oase. Sammy liebt diesen Teich auch, hier kann man nämlich wunderbar Enten füttern oder heimlich eine Angelrute auswerfen. Und es sitzen auf den Hecken und Büschen jede Menge Marienkäfer, die er ebenfalls liebt. Beim Gedanken an meinen Sohn überfluten mich mütterliche Sehnsuchtsgefühle. Mir fehlen Sammys Kichern, seine frechen Grimassen, seine ewige Fragerei
und sein zerknautschtes Morgengesicht. Hoffentlich verlebt er eine schöne Zeit mit Ralf und Britta!, denke ich und kann mit einem Mal den Mittwoch kaum erwarten.
    Doch vor dem Mittwoch liegt der Dienstag und damit erst einmal eine Aufgabe, die ich bei aller Verwirrung und Aufregung um das Speed-Dating völlig verdrängt habe: die Suche nach einem Zweitjob. Wie fange ich das nur am besten an?
    Meine Laune sinkt schlagartig, tiefer als der Grund des Weihers, und ich hätte nicht übel Lust, mich zu den Typen auf die Bank zu setzen und ein Becks zu zischen, auch wenn ich eigentlich gar kein Bier mag. Da aber Alkohol bekanntlich keine Lösung ist, mache ich mich wieder auf den Heimweg. Immerhin hatte ich etwas Bewegung an der

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