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Luegst du noch oder liebst du schon Roman

Titel: Luegst du noch oder liebst du schon Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Fischer
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auf meinen Lippen, was mir wohlige Schauer über den Rücken jagt. Oliver küsst tausendmal besser als Ralf! Viel raffinierter, viel fantasievoller, viel …
    Ob ich ihn doch anrufe?
    Da es schon nach zehn ist, verwerfe ich diesen Gedanken schnell wieder. Ich will die kleine Lucia nicht wecken, denn sie muss ja morgen früh in den Kindergarten. Und außerdem: Was soll ich ihm sagen? Entführ mich in
ein Land, wo es keine Probleme gibt? Mach, dass alles wieder gut wird!?
    Nein, diese Art von Frau interessiert ihn nicht, das wurde in unserem Gespräch sehr deutlich. Wer für ein kleines Mädchen verantwortlich ist und es alleine aufzieht, braucht nicht noch zusätzlich ein Anhängsel. Aber momentan fühle ich mich eben wie zwölf und würde am liebsten in den Arm genommen werden. In Olivers Arm, um genau zu sein.
     
    »Franca hier, hallo! Ich hoffe, ich habe deine Tochter nicht geweckt«, höre ich mich eine Minute später sagen.
    Am anderen Ende der Leitung ist es für einen Moment still.
    »Meine, äh, Tochter? Ach so, ja, Lucia. Nein, du hast sie nicht geweckt. Sie … sie … hat einen sehr festen Schlaf. Und das Telefon steht auch nicht in der Nähe ihres Zimmers.«
    Tut das gut! Olivers Stimme ist Balsam auf meiner weidwunden Seele. Allerdings klingt er für meinen Geschmack eine Spur zu gehetzt. Hat er vielleicht Besuch?
    »Ich kann ein anderes Mal anrufen, wenn ich störe.«
    »Nein, nein … äh, du störst nicht. Es ist nur so, dass ich hier gerade ein … ein kleines Problem habe. Aber halb so wild. Also, erzähl, was gibt’s? Weshalb rufst du an?«
    Weshalb ich anrufe? Brauchen Verliebte einen bestimmten Grund? Na toll, dieses Gespräch geht gerade in eine komplett falsche Richtung.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich die nächsten zwei Wochen verreisen muss und nicht erreichbar bin.«

    O mein Gott! Was rede ich denn da wieder?
    »Ich muss nach … München … in unsere Zentrale. Es gibt ein paar Probleme bei Pure-Nature-Cosmetics, und ich soll jetzt den Karren aus dem Dreck ziehen.«
    »Oh, das klingt anstrengend. Ja, dann wünsche ich dir eine gute Zeit. Und drücke dir die Daumen, dass du alles hinbekommst und nicht zu viel Stress hast. München ist eine schöne Stadt, genieß die Zeit dort, ja?! Also, mach’s gut.«
    Dann signalisiert das Tut-Zeichen, dass Oliver aufgelegt hat.
    Ich sitze da wie ein begossener Pudel. Was ist nur in mich gefahren? Anstatt meine Flunkerei endlich aufzudecken, habe ich dem Ganzen noch gehörig eins draufgesetzt. Und das nur, weil ich beleidigt war, dass Oliver offenbar mit irgendetwas (irgendjemand?) beschäftigt war. Was hatte ich denn als Reaktion erwartet? Einen Heiratsantrag? Mann, Franca, du bist wirklich total dämlich!
    Als ob ich nicht schon genug Stress hätte, mache ich mir selbst noch Probleme, wo gar keine sein müssten. Und sorge ganz nebenbei dafür, dass Oliver und ich uns die kommenden zwei Wochen auf gar keinen Fall sehen können. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der Sammy viel bei Ralf sein wird. Kann man noch bescheuerter sein?

14
    Angeschmiert!
    OLIVER KRAMER - MONTAG, 31. MAI
     
    »Willkommen auf unserer Vertretertagung, Herr Kramer!«
    Patricia Hardeland raspelt Süßholz, geleitet mich zur Bühne, und ich fühle mich extrem unwohl. Ich habe in den vergangenen Tagen nichts anderes getan, als mich auf diese Präsentation vorzubereiten. Habe mich mit den Tücken der Technik herumgeschlagen (und deshalb ein Telefonat mit Franca versemmelt), den Widrigkeiten einer Schreibblockade getrotzt, um Worte gerungen und jetzt auch noch meine Fassung verloren.
    Ich stehe auf einem Podest, grell erleuchtet von gnadenlosem Scheinwerferlicht, und werde von fünfzig Augenpaaren angestarrt. Alles wartet darauf, wie ich, Oliver Kramer, mein neues Buch präsentiere und den Anwesenden die Gewissheit gebe, dass es ein echter Bestseller werden wird. Der erfrischende Sommerregen auf einem ausgedörrten Rasen, die heiße Suppe nach einem langen Spaziergang in klirrender Kälte, der ersehnte Wind nach einer langen Zeit der Flaute …
    »Sehr geehrte Damen und Herren«, beginne ich zögerlich.
Mein Hals kratzt, meine Laune ist im Keller. Was soll diese ganze Aktion?!
    »Ich freue mich sehr, dass Simon Gruber und Patricia Hardeland mir heute die Gelegenheit geben, Ihnen mein neues Buch persönlich vorzustellen.«
    Und dann gebe ich alles: Ich präsentiere Diagramme, zitiere wissenschaftliche Studienergebnisse, und das möglichst humorvoll. Meine ungeschickte

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