Luegst du noch oder liebst du schon Roman
postiert sich so vor mir, dass ich einen roten Satin-BH durch ihre weiße Sommerbluse blitzen sehe.
Ich reiße mich krampfhaft vom Anblick ihrer Brustwarzen
los, die sich mir keck entgegenrecken. Entweder friert Amelie wegen der Klimaanlage oder meine Gegenwart törnt sie an. Leider reagiert die untere Hälfte meines Körpers reflexartig auf sie, was mich wirklich ärgert. Ich muss mal bei Thich Nath Hanh nachschlagen, ob er für dieses Problem auch eine Lösung parat hat.
»Eine Journalistin sitzt gerade dran, ich glaube, sie heißt Nina Katze oder so ähnlich …«, erzählt Amelie, und der Aufruhr in meiner Jeans legt sich schlagartig.
»Nina Katzenberg?«, frage ich ungläubig. Das ist ja nicht zu fassen! »Wie seid ihr denn an die gekommen?«
»Soweit ich weiß, hat sie durch irgendeinen Zufall erfahren, dass du den Vertrag gekündigt hast, und hat die Gelegenheit genutzt, sich selbst für das Projekt zu bewerben. Offenbar war sie recht gut in die Materie eingearbeitet, denn sie hatte schon drei Kapitel fertig.«
Kunststück, die hatte sie ja auch von mir. Vermutlich hat sie sie nur ein bisschen umgeschrieben.
»Und was führt dich in diese Gegend?«, frage ich betont beiläufig, damit Amelie nicht merkt, dass ich sauer wegen Nina bin.
»Ich wohne hier, schon vergessen?«, entgegnet sie spitz.
»Ach ja? Hast du mir das irgendwann einmal gesagt?«
Amelies Gesicht wird immer länger.
»Ja, habe ich. Während des Abendessen im L’incontro. Aber offenbar hast du genauso ein Problem damit zuzuhören wie die meisten Männer.«
Das ist gar nicht wahr! Ich bin der reinste Zuhörkünstler! Allerdings nur, wenn das Thema oder die Person
mich interessieren. Und wenn ich mich recht entsinne, hatte ich an diesem Abend maximal Interesse daran, mit Amelie ins Bett zu steigen. Aber wo genau dieses Bett steht, fand ich wohl eher sekundär …
»Tja, dann will ich dich nicht länger aufhalten«, sage ich schulterzuckend und beginne, meinen Einkaufswagen Richtung Frischetheke zu schieben, denn ich brauche noch Krabbensalat. Doch ich habe die Rechnung ohne Amelie gemacht.
»Ich würde ja schon noch gerne wissen, weshalb du mich an dem Abend so schnell abserviert und dich niemals wieder gemeldet hast?«, fragt sie mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen. Diesen Blick kenne ich, leider - er bedeutet, dass man sich besser schleunigst aus dem Staub macht, bevor man Teller (im Supermarkt auch Konservendosen oder wahlweise Gurkengläser) an den Kopf bekommt. Aber ich kann mich nicht verdrücken, ich muss für mein Picknick mit Franca einkaufen. Also schalte ich auf Schmusekurs. »Amelie, nimm’s bitte nicht persönlich. Ich war an diesem Abend müde, in Gedanken ganz woanders und wollte dich nicht mit meiner Stimmung langweilen. Dass ich mich nicht mehr gemeldet habe, lag schlicht und einfach daran, dass ich es für unangemessen hielt, Kontakt zu dir zu halten, während meine weitere Zusammenarbeit mit dem Verlag noch in den Sternen steht.«
Sofort beginnt Amelie zu strahlen.
»Ich finde es wirklich bewundernswert, wie rücksichtsvoll du bist«, sagt sie mit schnurrendem Tonfall und rückt ein Stück näher. Der Hauch eines schweren
erotischen Dufts steigt mir in die Nase. »Aber vertrau mir, mein Lieber, ich kann Privates und Berufliches wunderbar trennen! Und ich bin sehr gut darin, müden Männern auf die Sprünge zu helfen.« Jetzt ist es mehr ein Gurren als ein Schnurren.
»Gut zu wissen«, gebe ich zurück und beschließe, die restlichen Sachen woanders einzukaufen. »Weißt du was? Ich ruf dich morgen an, heute gehe ich nämlich zu einer … Familienfeier. Sei mir bitte nicht böse, aber ich muss wirklich los! Meine Mutter wartet auf den Obstsalat.«
Amelie drückt mir verzückt einen Kuss auf die Wange, knabbert kurz an meinem rechten Ohrläppchen und dreht sich dann mit kessem Hüftschwung um. Ich darf keinesfalls vergessen, nachher zu checken, ob ich noch Lippenstift auf meiner Wange habe!
»Ich freue mich, dass wir uns endlich wiedersehen«, begrüße ich Franca, die Punkt zwanzig Uhr wie verabredet an der U-Bahn-Haltestelle Landungsbrücken steht.
»Ich mich auch«, antwortet sie und deutet auf meine Kühltasche, die ich am Nachmittag extra noch besorgt habe. »Wow, du scheinst ja richtig was vorzuhaben. Aber wahrscheinlich bist du als Vater sowieso daran gewöhnt, auf alles vorbereitet zu sein.«
Vater? Ich? Ach ja, da war doch was …
»Ja, stimmt«, lache ich gekünstelt, während mir der
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