Luegst du noch oder liebst du schon Roman
dass wir das Gespräch für heute beenden. Ich wollte Ihnen nur berichten, weshalb viele Magazine die neuen Produkte weder abbilden noch besprechen werden.«
Darüber hinaus ist Pure-Nature nicht bereit, Anzeigen zu schalten, was auch nicht gerade zur Motivation der Verlage beiträgt.
»Und was gedenken Sie zu tun, um das zu ändern?«, bohrt Ingrid Arnold nach, und ich bereue meinen Anruf augenblicklich. Wie war das noch mal mit dem Wecken von schlafenden Hunden?
»Ich werde einfach weiter meine Arbeit tun und mich engagiert für Pure-Nature-Cosmetics einsetzen«, antworte ich daher lahm.
»Das erwarte ich auch von Ihnen. Beim nächsten Anruf will ich Ergebnisse hören und keine Ausreden dafür, dass Sie momentan Schwierigkeiten haben, Ihren Job auf die Reihe zu kriegen.«
Ich presse mühsam ein »Bis bald« hervor und haue mit voller Wucht mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
Diese blöde Mistkuh! Die soll erst mal ihren Job anständig
machen. Immer nur sparen, sparen, sparen … das kann doch auf Dauer nicht die Lösung für alles sein!
Wütend rufe ich Mia an, die sofort bereit ist, sich mit mir zu treffen. Ich sage meiner Mutter Bescheid und bin eine Minute später aus dem Haus. In mir brodelt noch immer ein Vulkan.
»Das klingt ganz danach, als wüsste die Gute im Grunde genau, dass sie Mist gebaut hat. Aber anstatt das zuzugeben, versucht sie nun, dir den Schwarzen Peter zuzuschieben«, konstatiert Mia und schüttet zu meiner Verblüffung zwei Tütchen Zucker in ihren Galão.
»Ist das deine neue Art von Lässigkeit?«, frage ich grinsend. Bis vor zwei Wochen hat Mia Kaffee und Tee grundsätzlich ungesüßt getrunken.
»Kann schon sein«, antwortet sie mit vielsagendem Lächeln, wird dann aber wieder ernst. »Ich finde, du solltest dir das nicht gefallen lassen. Meiner Meinung nach wäre es das Beste, wenn du dich an ihren Vorgesetzten wendest und erzählst, was passiert ist. Am Ende bist du noch die Dumme und verlierst deinen Job, weil du angeblich nicht genug Beiträge und Besprechungen lancierst. Und dann fragt kein Mensch danach, ob du rechtzeitig auf diese Situation aufmerksam gemacht hast.«
Über diese Möglichkeit habe ich noch gar nicht nachgedacht.
»Aber ich bin nicht der Typ, der irgendwo petzt«, wende ich ein.
Mia lacht.
»Ich weiß. Du bist einfach zu gut für diese Welt, aber manchmal auch ein bisschen zu naiv und vertrauensselig. Ich will ja nur, dass du dir im Klaren darüber bist, wozu Frauen wie diese Arnold vielleicht fähig sind. Die ist nicht umsonst Leiterin der Produktabteilung. Dazu braucht man Ellbogen.«
Ich rühre in meinem Iced Chai Latte und seufze.
»Hast du denn endlich Oliver angerufen?«, fragt Mia und spricht damit das nächste unangenehme Thema an.
»Nö«, murmle ich mit gesenktem Blick. Ich brauche nicht einmal hinzusehen, denn ich weiß genau, was Mia davon hält.
»Und wieso nicht, wenn ich fragen darf? Hast du nicht vorgestern gesagt, dass du dich auch nach einer Beziehung sehnst? Oder war das nur im Fieberwahn?«
»Nein«, wiegle ich ab und suche nach einer plausiblen Erklärung. »Du weißt doch, was in den letzten Tagen alles los war: Sammy hatte Geburtstag, meine Mutter wuselt andauernd um mich herum, ich musste wieder anfangen zu arbeiten, Ralf ist bald weg, Anfang August beginne ich in der Kanzlei von Julius …«
»Mit anderen Worten: Du hast immer noch Schiss!«
Ich nicke tonlos. Ja, das muss es wohl sein.
»Ehrlich, Franca, allmählich verstehe ich dich nicht mehr. Oliver scheint dich zu mögen, ihr wart zusammen im Urlaub, er hat dir eine nette SMS von Mallorca aus geschickt, obwohl du früher als geplant abgereist bist. Ich würde an deiner Stelle aufpassen! Es kann nämlich
sein, dass er irgendwann das Interesse an dir verliert. Was ist denn nur los mit dir, so kenne ich dich gar nicht!«
Ich mich auch nicht. Mein Leben ist seit einigen Wochen ein einziges Kuddelmuddel.
»Ist es wegen Ralf? Sitzt dir eure Trennung immer noch so sehr in den Knochen, dass du dich jetzt aus Angst, wieder verletzt zu werden, selbst sabotierst? Ich bin ja keine Psychologin, aber für mich als Laie sieht es ganz danach aus …«
»Ja, du hast recht«, murmle ich und kämpfe mit den Tränen. Allmählich habe ich den Verdacht, dass ich frühzeitig in die Wechseljahre komme, so nah, wie ich derzeit am Wasser gebaut bin. »Ich habe wirklich Angst. Momentan ist alles ein einziges Chaos. Durch die Kürzung meines Jobs, den Umzug von Ralf und die neue
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