Luftschlösser
Frau mit den wilden schwarzen Locken auch mochte, seine Gefühle für sie würden nie über eine platonische Freundschaft hinausgehen. Es war verrückt, dass sich seit der Party im Haus der deWinters seine Gedanken ausschließlich um die tiefgefrorene Blondine drehten, die er schon sein ganzes Leben lang kannte.
Charles hielt also auch während seiner Plauderei weiterhin Ausschau nach Persephone, doch sie ließ sich den ganzen Abend lang nicht wieder bei ihnen blicken. Stattdessen kreuzte Edward irgendwann mit einem der unvermeidlichen Champagnergläser in der Hand auf.
„Hi, Edward. Du siehst aus, als hättest du einen netten Abend”, begrüßte er seinen alten Freund.
„Ja, ich kann nicht klagen. Ihr scheint auch eine ziemlich gute Zeit zu haben”, gab deWinter grinsend zurück. „Hätte ja nicht geglaubt, dass du dich für diesen oberflächlichen Mist hier interessierst, Trish. Oder hast du Charly nur aus Mitleid begleitet?” Er kicherte in sich hinein.
„Oh nein, Boss, ich wollte immer schon mal wissen, wie es auf diesen Gesellschaften für die oberen Zehntausend zugeht. Mr Manning hat mein Flehen erhört und mich gebeten, ihn heute Abend zu begleiten, das ist alles.” Trish hatte irgendwie das Gefühl, sich für ihre Anwesenheit auf dieser Party rechtfertigen zu müssen.
„Und? Es ist langweiliger hier als auf jeder anständigen Sause, hm?”
„Ein bisschen vielleicht. Ich kann mich aber nicht beklagen, weil Mr Manning sich sehr charmant um mich kümmert.”
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken, lenkte Charles das Gespräch schnell auf die Person, die in ihrer Runde fehlte.
„Falls du Sephi suchst - wir haben sie vor einer ganzen Weile zum letzten Mal gesehen.”
Edward schüttelte bedauernd den Kopf. „Man hat mich vorhin darüber informiert, dass sie sich ein Taxi nach Hause genommen hat, weil ihr nicht gut war. Das Mädchen gönnt sich nicht genug Pausen, aber versuch’ mal, sie von der Arbeit abzuhalten. Ganz unmöglich, wenn sie sich an einem Projekt festgebissen hat.”
Charles war bestürzt. „Oh, das tut mir leid. Ging es ihr sehr schlecht? Während unseres Gesprächs hat man nichts davon gemerkt.”
„Das wundert mich nicht. Immer die Fassung behalten, immer schön ‘stiff upper lip’ - das ist meine Persephone. Wahrscheinlich hat sie sich schrecklich gelangweilt. Sie hasst solche Partys aus tiefstem Herzen und hat nur zugestimmt, mit mir zu kommen, weil sie Bitsy seit Ewigkeiten kennt.”
Hatte sie sich bei ihrer Unterhaltung wirklich so furchtbar gelangweilt, dass sie schnell die Flucht ergriffen hatte? Charles hatte nicht den Eindruck gehabt, aber Eindrücke konnten gewaltig täuschen. Vielleicht war ihre zurückhaltende Höflichkeit ihm gegenüber ja nichts weiter als eine Charade, die sie spielte, weil ihre Erziehung es so verlangte. Das ließ ihre Besprechungen natürlich in einem ganz anderen Licht erscheinen und knickte ihm gehörig die Schwingen. Ausgerechnet die eine Frau, die ihn fesselte und wirklich interessierte, sollte rein gar nichts von ihm und seiner Gesellschaft halten? Ein furchtbarer Gedanke. Aber vielleicht sah Edward die Dinge ja wieder einmal nur aus seinem ganz eigenen Blickwinkel. Wenn es um seine Tochter ging, hatte er schon immer den Hang zur Verklärung gehabt. Nach diesem Gespräch war Charles Manning aufrichtig froh, dass sowohl Edward als auch Trish bald genug von Bitsy Cunninghams blasierten Freunden hatten.
***
Nach Bitsys grauenhafter Feier hatte es einer langen Dusche, eines Glases Rotwein und „Tosca” mit Placido Domingo bedurft, um Persephone so weit zu entspannen, dass der Schmerz nachließ und sie einschlafen konnte. Sie hatte auf der Heimfahrt beschlossen, sich in den kommenden Tagen etwas Ruhe zu gönnen und sich ausschließlich um die Fotos für den Bildband zu kümmern. Es gab Pläne, das Buch als Teil des Herbst/Winter-Programms herauszugeben. Wenn die Möbel pünktlich geliefert wurden und Charles der Veröffentlichung zustimmte, dürfte die Zeit, die sie zur Verfügung hatte, spielend ausreichen.
„Guten Morgen, Mädchen. Wie geht es dir heute?” Edward hatte noch seinen Morgenmantel an und verströmte seine übliche gute Laune.
Persephone, die es sich auf der Terrasse bequem gemacht hatte, grinste ihn an. „Gut. Kein Grund zur Sorge, Dad. Ich fand die Party furchtbar, da habe ich mich einfach in ein Taxi gesetzt und bin abgehauen. Sehr schlimm?”
deWinter winkte ab. „Ach wo. Deinen Abgang hat
Weitere Kostenlose Bücher