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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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niemand mitbekommen. Du kannst ganz beruhigt sein. Was machst du da gerade?”
    „Ich suche Fotos für den Bildband heraus. Wenn Charles einwilligt, kann das Buch schon im Herbst in den Läden stehen.”
    „Das ist doch großartig! Hast du schon mit dem Anwalt gesprochen?” Edward war ein Freund davon, alles fein säuberlich in Verträgen festzuhalten. Per Handschlag wurden bei ihm keine wichtigen Geschäfte abgeschlossen.
    „Noch nicht”, gab Persephone zurück. „Dafür hat mir dein Bekannter vom Verlag eine Mail mit dem Okay für das Projekt geschickt. Ich kann die nächsten Fotos sowieso erst schießen, wenn die Treppe ins Obergeschoss und der begehbare Kleiderschrank im Schlafzimmer eingebaut sind. Darren Bower wird sich das Ganze in den kommenden Tagen mal anschauen.”
    Seine Tochter klang dabei so auffällig unbekümmert, dass Edward hellhörig wurde. „Hör’ mir mal einen Moment lang gut zu, Persephone”, bat er und lehnte sich an die Kante des massiven Teakholztisches. „Du arbeitest zu viel. Mach’ doch ab und zu mal eine Pause, lehne dich zurück und freue dich über die Fortschritte. Ich möchte nicht, dass du mir auf halber Strecke zusammenklappst.”
    „Dad, ich mache gerade eine Pause. Das hier kann man ja wohl schlecht als Arbeit bezeichnen. Für alles andere sind unsere Geschäftspartner und das Möbelhaus verantwortlich. Es gibt keinen Grund, dich zu sorgen. Alles verläuft wunderbar nach Plan und ist auch nicht komplizierter als jede andere Inneneinrichtung.” Sie hoffte sehr, dass ihr Vater diese Erklärung ohne Widerworte schluckte.
    „Okay. Du würdest mir aber schon sagen, wenn dir das alles zu viel wäre?”, fragte Edward verunsichert.
    „Selbstverständlich, Dad.” Persephone lächelte ihren Vater etwas zu liebenswürdig an und brachte ihn damit dazu, sich kopfschüttelnd und immer noch leicht verunsichert zu trollen.
     
    ***
     
    Charles Manning staunte nicht schlecht, als sich an der Hotelrezeption ein Anwaltsschreiben für ihn fand. Er drehte den Umschlag zwischen seinen Fingern, ratlos und mit dem unguten Gefühl in der Magengegend, das ihn immer beschlich, wenn er mit dieser Zunft zu tun hatte. Das Papier war schwer und teuer, was darauf schließen ließ, dass die Kanzlei nicht unbedingt unter Geldnot litt. Wieder dachte er nach. Nein, er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Trotz dieser Gewissheit dauerte es diesmal ewig, bis der Lift das Stockwerk mit seinem Hotelzimmer erreicht hatte. Zumindest hatte Charles diesen Eindruck.
    Kaum in seinem Zimmer angekommen, ließ er die Tür ins Schloss fallen, fuhr eilig mit dem Zeigefinger unter die Lasche und schaffte es dabei, sich zu schneiden. Charles machte nicht zum ersten Mal die Erfahrung, dass Papierschnitte eine gänzlich unangenehme und ebenso unnötige Angelegenheit waren, wurde aber aus diesen Erlebnissen offenbar nicht schlau.
    „Shit! Immer, wenn man es besonders eilig hat”, murmelte er unwirsch, als er nach dem hoteleigenen Brieföffner griff und sein Werk vollendete.
    Der Inhalt des Kuverts versetzte ihn mit jedem Wort in größeres Erstaunen. Da teilte ihm Persephone in einem sehr freundlichen Brief mit, dass man mit der Idee für einen Bildband auf sie zugekommen wäre. Da seine Wohnung von Grund auf seinen Bedürfnissen und Wünschen angepasst werde, wäre sie ein ideales Beispiel für moderne Innenarchitektur. Der Verlag hätte vor, das Buch im Herbst auf den Markt zu bringen. Man frage ihn deshalb sehr höflich, ob er einer Veröffentlichung zustimmen würde. Der Inhalt würde sich selbstverständlich ausschließlich auf das Interieur seiner Behausung beschränken. Charles selbst oder sein Leben blieben völlig außen vor, blablabla. Auf einem weiteren Blatt befand sich eine Vereinbarung, mit der er bitte seinen Anwalt betrauen solle, um die Übereinkünfte rechtsverbindlich festzuhalten. Charles überflog das Gefasel und begann erst wieder zu lesen, als ihm eine Prozentzahl ins Auge fiel. In dem dazugehörigen Absatz wurden ihm als Besitzer des fraglichen Objekts (eine ganz und gar unromantische Bezeichnung für seine Wohnung, fand er) fünfzig Prozent der zu erzielenden Einkünfte als Dank für seine Kooperation zugesprochen. Sephi wollte ihm die Hälfte aller Erträge geben? Wofür? Dafür, dass er in seinem Hotelzimmer saß und darauf wartete, dass sie sich für ihn abrackerte? Das schien ihm reichlich unrealistisch.
    Okay, eigentlich hatte er vorgehabt, den Tag in einem Museum zu

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