Luftschlösser
Kopfschütteln beantworten.
„Nun sag’ schon! Würde er sich in meiner Obhut wohlfühlen?”
„Trish, Charles Manning ist kein Kätzchen, das du dir aus dem Tierheim holst. Er ist ein erwachsener Mann, der vermutlich nicht besonders pflegeleicht ist. Zumindest war er früher alles andere als leicht zu handhaben.”
„Aber er sieht so lecker aus, dass mir bei seinem Anblick das Wasser im Mund zusammenläuft”, gab Trish mit einem trotzigen Achselzucken zurück.
„Du bist unverbesserlich, meine Gute”, spottete Persephone, bevor sie in ihrem Büro verschwand, um sich den Fotos für ihren geplanten Bildband zu widmen. Da sie dem Apartment jeden Abend einen kurzen Besuch mit ihrer Kamera abstattete, hatte sich inzwischen eine beachtliche Menge an Bildern auf ihrer Speicherkarte angesammelt - Material, das regelmäßig gesichtet werden wollte.
Am frühen Abend meldete sich David Fowler, um mitzuteilen, dass seine Leute bereit wären, die Böden in den Wohnräumen, Bädern und Toiletten zu verlegen. Man müsse nur einen Weg finden, die Männer morgens ins Haus zu lassen, dann wäre Persephones Anwesenheit nicht nötig. Außer zur Kontrolle, das verstand sich von selbst.
Diese überaus gute Nachricht erforderte lediglich einen kleinen Anruf, der einen Hausmeister zutage förderte und einen abendlichen Besuch, in dessen Verlauf sich Persephone mit einem Fünfziger die Zuverlässigkeit des Mannes als morgendlichen Türöffner zusicherte.
4
Das Wochenende kam - wie immer - schneller als erwartet. Nachdem Persephone ganze Tage damit zugebracht hatte, Prospekte und Kataloge zu wälzen, die nichts anderes als Haushalts- und Dekorationsartikel enthielten, hatte sie unzählige Ideen, deren Umsetzung warten musste, bis die ersten Möbel an Ort und Stelle standen. Hmm, vielleicht sollte sie das hübsche Porzellanservice doch sofort bestellen und inzwischen in ihrem Lagerhaus deponieren. Und was war mit den edlen Weingläsern, die sie gesehen hatte? Bei einer Last-Minute-Lieferung ließ sich Bruch nicht mehr korrigieren.
„Darling, du erinnerst dich aber schon noch daran, dass wir in ein paar Stunden bei den Cunninghams erwartet werden? Du hast ja noch nicht mal damit angefangen, dich aufzuhübschen!” Der letzte Satz hatte verdächtig nach einem Vorwurf geklungen. War er wahrscheinlich auch, wenn man sich Edward deWinter so anschaute. Sein strahlend weißes Hemd hing halb aus einer Anzughose, deren Reißverschluss offen stand und bei jedem Schritt freien Blick auf seine Unterhosen gewährte. Edwards Füße steckten in schwarzen Strümpfen, über denen jedoch die Schuhe fehlten. In seiner Hand baumelte schlaff und antriebslos eine rote Krawatte mit schwarzem Diamantmuster. Hätten seine Geschäftspartner den Papst der Innenarchitektur in diesem Aufzug gesehen, wären sie glatt vom Glauben abgefallen.
„Dad, du siehst so albern aus!” Persephone prustete unvermittelt los, nachdem sie von ihrem Katalog hoch- und zu Edward hingeschaut hatte. „Wir haben noch ewig Zeit. Warum bekommst du jetzt plötzlich einen hysterischen Anfall wegen einer blöden Krawatte?”
„Weil ich auf dieser verdammten Party ein kleines Wiedersehen mit ein paar alten Bekannten arrangiert habe. Was sollen die von mir denken, wenn sie mich mit einer selbstgebundenen Krawatte sehen? Du weißt, dass das jedes Mal wieder in die Hose geht. Hättest du also die Freundlichkeit, mir diesen Strick ordnungsgemäß um den Hals zu legen, mein Mädchen?”
„Werde ich. Später. Genieß’ deine letzten Stunden in Freiheit, Dad. Deine Leine lege ich dir an, bevor wir gehen.” Persephone schaute dem stattlichen Mann mit dem kurzen weißen Haar hinterher, der resigniert nickend ihr Dachgeschoss verließ und dabei den Schlips geräuschlos über den Boden schleifen ließ. Sie hatte ihm schon so oft gesagt, dass er auch ohne ein attraktiver Mann war, doch er beharrte eisern auf einem „kompletten Outfit”. Diesen netten Ausdruck hatte sie sich für ihre Zitatensammlung gemerkt. Dass er gut aussah und noch immer die Blicke der Damenwelt auf sich zog, entsprach der Wahrheit. Ihre grünen Augen hatte sie von ihm geerbt, ebenso die Willensstärke und die Vorliebe für europäischen Wein.
„Na, dann wollen wir mal...”, seufzte sie, während sie sich langsam von ihrer Couch erhob, den aufgeschlagenen Katalog auf dem Polster ablegte, um statt einer entspannten Lektüre mit den Vorbereitungen für ihr persönliches komplettes Outfit zu
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