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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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Offizier und einigen Soldaten mit Lanzen. Neben dem Offizier stand der dunkle Mann.

    „Ist das der Junge, den Sie wollten?“ Der Offizier deutete auf Lukas.
    „Das ist er. So sieht man sich wieder.“
    „Was haben sie meiner Schwester angetan?“, schrie Lukas und wollte auf den Mann zurennen. Pater Petrus Canisius hielt ihn zurück. Einen kurzen Augenblick standen sich alle in der Kirche vor dem Altar schweigend gegenüber.

    „Sie sind Pater Canisius?“, fragte der Offizier.
    „Ja, der bin ich. Und darf ich fragen…“, doch weiter kam er nicht.
    „Sie sind verhaftet.“
    „Weswegen?“, fragte er.
    „Wegen Hexerei ! Was sie da gebaut haben, ist ein Werk des Teufels!“
    „Sie sind wahnsinnig! Das ist eine Weihnachtskrippe! Wir sind Jesuiten und wir unterstehen dem Schutz des Papstes von Rom. Wenn sie mich verhaften, wird Papst Pius IV. davon erfahren un d sie werden im Gefängnis enden!“
    „Dann wird es eben nicht erfahren.“

    Der Offizier gab einem der Soldaten ein Zeichen. Der ging vor und ohne Vorwarnung streckte er im Gehen die Hellebarde nach vorn. Noch ehe Canisius hätte ausweichen können, bohrte sich die Spitze der Waffe in seine Brust. Blut quoll hervor, Canisius hielt ungläubig schauend die Lanze fest. Dann sah er Lukas an und presste hervor:
    „Lauf, Lukas, rette dich!“

    Canisius sank zu Boden.

    „Zündet die Figuren und den Stall an. Nehmen Sie sich den Jungen, z ehn Goldstücke waren ausgemacht“, sagte der Offizier.
    „Natürlich, hier sind sie.“ Der dunkle Mann reichte dem Offizier einen Beutel voll Gold. Lukas sah zu Marek.
    „Tut mir leid, Lukas. Er sagte, er würde mich verkaufen, wenn ich ihm nicht sagen würde, wo ihr seid.“
    „Schon gut Marek.“ Lukas dachte an die Worte von Canisius. Nicht aufgeben!
    Die Soldaten entzündeten Fackeln mit einem brennenden Kienspan und gingen zur Weihnachtskrippe.

    Der dunkle Mann ging auf Lukas zu.
    „Lukas heißt du also? Gib mir deine Schneekugel!“ Die Weihnachtskrippe fing mittlerweile lichterloh zu brennen an.
    „Warum tun Sie das alles?“, fragte Lukas.
    „Das ist eine Nummer zu groß für einen Jungen wie dich!“, antwortete der dunkle Mann.
    „Wenn ich sowieso sterbe, können Sie es mir auch genauso gut verraten, oder?“
    „Du redest zu viel.“ Der dunkle Mann packte Lukas und hielt ihn so fest am Arm, dass ihm vor Schmerzen Tränen in die Augen schossen.
    „Wo bringen Sie mich hin?“
    „An einen Ort, wo niemand deine lästigen Fragen hören wird.“

    Der dunkle Mann verließ mit Lukas die Kirche. Die Soldaten bewachten die brennenden Krippe; ein Übergreifen auf die ganze Kirche wollten sie vermeiden, sie wollten kein weiteres Aufsehen erregen. Vor der Schule nahm er Lukas die Schneekugel ab. Dann zerrte er ihn durch einige Gassen. Niemanden schien Lukas’ Hilfeschreie zu interessieren, alle drehten sich weg oder taten so, als ginge sie das nichts an. Nach wenigen Minuten kamen sie an ein Haus. Der dunkle Mann schleifte Lukas hinein und sperrte ihn in ein Zimmer ohne Fenster. Dann ging er aus dem Raum und verriegelte die Tür.

Kapitel 8

    Lukas hämmerte wie verrückt gegen die Türe und schrie immer wieder: „Machen Sie verdammt noch mal auf! Ich schreie so lange, bis Sie öffnen oder die Nachbarn mich hören und nachsehen kommen.“ Aber Lukas bekam keine Antwort.

    Er öffnete die Augen. Irgendwann musste er eingeschlafen sein. Sein Zeitgefühl hatte er verloren. Nur sein knurrender Magen sagte ihm, dass er wohl schon seit einiger Zeit geschlafen haben musste. Er setzte sich auf, zog die Knie an und hielt sie mit seinen Armen umklammert. Die Schneekugel war weg. Der dunkle Mann hatte sie ihm abgenommen. Lukas horchte, aber von außerhalb des Raumes, in dem er sich befand, drang keinerlei Geräusch zu ihm vor. Vermutlich hatte der Mann ihn allein gelassen. Er stand auf und ging vorsichtig einige Schritte nach vorn. Es herrschte absolute Dunkelheit in dem fensterlosen Zimmer. Seine ausgestreckten Hände ertasteten eine Wand. Langsam tastete er sich an ihr entlang. Seine linke Hand erspürte eine Tür. Als Lukas das vierte Mal eine Zimmerecke hinter sich ließ, kam er wieder an genau dieser Stelle an. Tatsächlich, es war ein Raum ohne Fenster und mit nur der einen Tür. Vielleicht war es eine Abstellkammer. Lukas fragte sich, ob der dunkle Mann ihn eingesperrt hatte, damit er hier drin verrotten sollte oder ob er zurück kommen und ihm etwas antun würde. Vielleicht würde er Lukas einfach töten?

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