Lukas und die gestohlene Weihnacht
wieder.“
„Nein, geh nicht weg, Marek!“
Lukas war wieder allein. Doch es dauerte keine halbe Stunde, da war Marek zurückgekehrt.
„Damit müsste es gehen!“, sagte er. Lukas hörte ein Knarren und Krachen, dann sprang die Tür auf.
„Oh, Marek, du bist der Beste! Wow, mit einem Schwert hast du die Tür aufgehebelt! Woher … ach, sag’s lieber nicht, woher du das Schwert hast!“
„Mindestens das war ich dir schuldig, Lukas. Ich möchte mich noch einmal bei dir entschuldigen.“
„Besonders toll war das zwar nicht,“, sagte Lukas, „aber in Anbetracht der Lage, in der du dich selbst befunden hast – ich meine, du hast auch nur dein Leben gerettet. Ich hätte vermutlich dasselbe getan.“
„Nein, Lukas, ich glaube, du hättest erst an die anderen gedacht, auch wenn es dein eigenes Leben gekostet hätte.“
„Lass uns jetzt hier verschwinden. Das Dumme an diesen Zeitreisen ist nämlich, dass nur für den Reisenden viel Zeit verstreicht. Das heißt, der dunkle Mann kann jederzeit zurück sein, auch wenn er nach seinem Empfinden eine Woche weg war. Guck nicht so, Marek, ich erklär’s dir unterwegs!“
Lukas schnappte sich das Schwert und wollte gerade gehen, als Marek sagte:
„Hast du nicht etwas Wichtiges vergessen?“
Er hielt Lukas die Schneekugel entgegen.
„Das gehört doch dir, oder willst du das nicht mitnehmen?“
„Ah, toll, gute Idee! Die hatte mir der schwarze Mann bei meiner Gefangennahme abgenommen. Woher hast du sie nur?“
„Sie lag hier. Wahrscheinlich ist er sich zu sicher, dass du hier nicht mehr heraus kommst.“
„Danke Mann!“, sprach Lukas, bevor die beiden endlich aus dem Haus eilten.
Sie gingen durch Prags Gassen. Zurück zur Schule konnten sie nicht, der dunkle Mann würde Lukas dort zuerst suchen. Das Clementinum weiter hinter sich lassend, betraten sie die Josefstadt, das jüdische Viertel Prags.
„Ich habe einen jüdischen Freund hier, dort können wir vielleicht Unterschlupf bekommen. Dort drüben ist sein Haus, komm!“, sagte Marek.
Sie klopften an und wurden herein gebeten.
„Das ist Lazarus. Ich kenne ihn durch Canisius.“
„Juden und Christen, waren die früher nicht Feinde?“
„Was meinst du mit früher?“, fragte Marek.
„Wir Juden leben unter ständiger Angst, dass man uns etwas antut. Canisius ist zwar auch ein Christ, doch er ist in erster Linie ein Mensch und ein guter Freund von mir. Seine Freunde sind auch meine Freunde. Drum seid willkommen!“
Marek und Lukas setzten sich in der Küche an das offene Feuer. Sie bekamen etwas zu essen und jeder einen Becher voll Milch. Lukas nahm die Schneekugel hervor und legte sie sich auf den Schoß.
„Als ich den dunklen Mann fragte, welchen Brauch er vernichten wolle, antwortete er, dass ich doch die Schneekugel hätte und nicht so dumm fragen solle. Aber was meinte er damit?“
„Zeig mal her, Lukas. Oh, wie schön! Eine kleine Welt in einer Kugel! Wie hast du denn so eine kleine Ausführung von Canisius’ Weihnachtskrippe hergestellt und dann auch noch da hinein bekommen?“
„Was ist …?“ Lukas sah verdutzt auf die Kugel. Nun hatte er sie schon so lange und es war ihm nicht einmal in all der Zeit eingefallen nachzusehen, was in der Schneekugel eigentlich ist. Früher hatte er einmal eine, in der ein Schneemann stand und wenn er schüttelte, schwebten kleine weiße Flocken in der Flüssigkeit im Glas allmählich zu Boden, so dass es wirkte, als würde es schneien. Natürlich war das kein echter Schnee gewesen, das wusste er auch schon damals.
In dieser Kugel waren diese Flocken auch. Doch was viel verblüffender war, war die Tatsache, dass sich darin eine Weihnachtskrippe befand und zwar nicht irgendeine! Es war genau die Krippe, die Canisius im Clementinum mit seinen Jesuitenbrüdern aufgebaut hatte, nur eben in Miniaturformat!
„Ich habe zwar nie wirklich darauf geachtet, was darin ist, doch ich könnte schwören, auf dem Weihnachtsmarkt war da noch keine Krippe drin!“, sagte Lukas.
„Was ist ein Weihnachtsmarkt?“, fragte Marek.
„Ach, nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, warum ist die Krippe hier drin?“
Lukas und Marek unterhielten sich noch eine Weile, bevor sie schließlich zu Bett gingen. Lukas fühlte sich sicher beim Juden Lazarus. Der dunkle Mann würde ihn hier bestimmt nie finden.
Am nächsten Morgen wurde Lukas von Marek geweckt.
„Sieh nur Lukas! Die Krippe in der Kugel ist verschwunden!“
„Wie …?“ Lukas rieb sich die Augen
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