Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
Vom Netzwerk:
und sah zu Marek.
    „Hier, sieh doch!“

    Nun nahm Lukas die Kugel in die Hand. Als er die Kugel an ihn übergab, wurden die Flocken darin umhergewirbelt. Lukas betrachtete die Schneekugel und wartete, bis die Schneeflocken sich darin gelegt hatten. Als es soweit war, sah er, dass das Innere der Kugel leer war.

    „Das gibt es doch gar nicht! Gestern war darin doch noch die Weihnachtskrippe! Du hast sie doch auch gesehen, Marek! Oder haben wir das nur geträumt?“
    „Nein, ich weiß genau, dass sie gestern noch da drin war.“
    „Warte mal …“ Lukas schüttelte die Kugel schnell in seiner Hand hin und her. Nach einigen Sekunden hielt er sie wieder ruhig in seiner Hand, so dass Marek und er sie betrachten konnten. Der Schnee wirbelte wild darin umher und nach und nach legten sie die Flocken erneut.

    „Was ist das!?“, rief Marek.
    „Das ist die Antwort. Oder zumindest führt uns das einer Antwort näher. Sieh nur, Marek. Siehst du das?“
    „Jetzt seh’ ich was. Ist das ein Weihnachtsbaum in der Kugel? Wie kommt denn auf einmal ein Baum da hinein? Das ist Zauberei!“
    „Das ist es Marek! Jetzt hab ich es! Den nächsten Brauch!“
    „Ich versteh’ gar nix!“
    „Vorher war die Krippe drin. Warum? Na, weil ich zur ersten Weihnachtskrippe der Welt gereist bin. Und nun ist ein Weihnachtsbaum darin. Das kann nur bedeuten, die nächste Zeitreise wird mich zum ersten geschmückten Weihnachtsbaum der Welt bringen!“
    „Wenn nich t der dunkle Mann schon dort wa“, sagte Marek.
    „Ja. Stimmt. Für einen Moment hatte ich den ganz vergessen. Marek, ich muss mich beeilen! Hier gibt es für mich nichts mehr zu tun und sicher wird die Kugel bald wieder zu leuchten beginnen. Hilfst du mir?“
    „Du meinst, du nimmst mich mit auf deine Reise durch die Zeit?“
    „Wenn du willst? Ich kann deine Hilfe gut gebrauchen, Marek.“
    „Wenn ich will! Ich kann dich doch nicht alleine in dieses Abenteuer ziehen lassen. Sonst sperrt dich nur wieder irgendwer in irgend einen Raum ein. Klar komm ich mit!“

    Lukas und Marek bekamen von Lazarus einige alte getragene Kleidungsstücke: Marek bekam Schuhe – seine alten hatten lauter Löcher – und einen Mantel, zu dem Lazarus Rock sagte. Auch Lukas behielt seine Daunenjacke, die Marek ihm aus der Schule mitgebracht hatte und in der er noch immer einige Dinge von zu Hause hatte: Ein Taschenmesser und ein Feuerzeug.

    „Mann! Das Feuerzeug hätte ich vorhin gut gebrauchen können!“, sagte Lukas.
    „Als du eingesperrt warst? Das ist eine tolle Jacke, sie ist so weich.“

    Sie verabschiedeten sich von Lazarus und gingen wieder quer durch die Altstadt, kamen am Clementinum vorbei und überschritten schließlich die Karlsbrücke, als die Kugel wieder zu leuchten begann.

    „In welcher Zeit wurde denn der erste Weihnachtsbaum geschmückt, Lukas?“
    „Keine Ahnung, das werden wir sehen. Ich weiß nur, dass jede Reise mich weiter zurück in der Zeit führt. Anfangs kam ich zweimal zurück in meine eigene Zeit. Ansonsten reisen wir immer rückwärts, sozusagen.“
    „Und wo wurde der erste Weihnachtsbaum aufgestellt?“
    „Auch das weiß ich nicht. Aber ich habe einen Plan.“ Einen plan zu haben war die größte Übertreibung des Jahrhunderts, aber es hörte sich gut an, dachte Lukas.

    Im Leuchten der Kugel verschwanden Lukas und Marek, und ein Passant, der zufällig in der Nähe stand, traute seinen Augen nicht, als kurze Zeit darauf der Ort leer war, wo eben noch zwei Jungen gestanden hatten.

Kapitel 9

    Hinter einem Heuwagen gingen sie in Deckung. Marek hielt sich am Ärmel von Lukas’ Jacke fest. Gebannt sahen sie zum Zunfthaus der Bäckersleute und beobachteten das Geschehen. Die lehmige Straße war nass und kalt. Es schneite dicke Flocken, eine dünne Schneeschicht bildete sich auf den braunen, erdigen Straßen der Stadt. In der Gasse nebenan schüttete jemand einen Eimer Kot und Pisse aus dem Fenster des ersten Stocks. Sekunden zuvor rief er noch: „Achtung!“ Marek und Lukas sahen nach oben und waren froh, dass der Eimer nicht über ihren Köpfen ausgeschüttet wurde, sonst hätten sie alles ins Gesicht bekommen. In einer Rinne auf der Straße sammelte sich die stinkende Flüssigkeit. Der Kot blieb liegen. Eine Straße weiter vorn hatten sie gesehen, wie Fleischabfälle achtlos auf die Straße geworfen wurden. Überall stank es in der Stadt. Einige Menschen gingen mit umgeschnallten Hölzern an den Füßen vorbei, die wie Plateauschuhe wirkten. Lukas

Weitere Kostenlose Bücher