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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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konnte sich Lukas kaum konzentrieren. Als es endlich Abend wurde und der Religionsunterricht zu Ende war, packte er Marek am Arm und zog ihn in Richtung der Bibliothek.

    „Komm jetzt Marek, zeig mir das Buch. Vielleicht gibt es dort eine wichtige Spur, die mir weiterhelfen kann, den dunklen Mann zu besiegen.“
    „Ja doch, Lukas, nur langsam. Mir ist sogar eingefallen, in welchem Buch ich die Abbildung gesehen habe.“

    Sie gingen die langen Flure entlang und kamen im großen Lesesaal an. Marek ging zielstrebig auf eine Buchreihe zu. Lukas staunte: Die Bücher waren g roß und sie waren in kunstvolles Leder eingebunden. Marek zog ein Buch aus einem Regal hervor.
    „Hier ist es: Die Geschichte des Moskauer Großfeuers.“
    „Zeig her!“, sagte Lukas.

    Marek schlug eine Seite auf. Links war eine Abbildung, auf der brennende Häuser zu sehen waren. Die Abbildung sah aus wie eine Bleistiftzeichnung, schwarz-weiß und schraffiert. Daneben stand ein Text:
    „ Im Jahr 1547 wütete das große Feuer von Moskau. 2000 starben und 100 000 verloren ihr Obdach. 25 000 Häuser fielen den Flammen zum Opfer .“
    „Und wo ist der dunkle Mann?“, fragte Lukas ungeduldig.
    „Warte.“ Marek blätterte weiter. Auf der nächsten Seite war wieder eine schwarz-weiße Zeichnung. Im Vordergrund sah man einen Verletzten auf einer Trage, ein weiterer Mann verarztete ihn. Im Hintergrund standen Häuser in Flammen. Und am rechten Rand, hinter dem Arzt, sah man drei Bürger, die dabei zusahen. Und einer hatte einen dunklen Mantel an und sein Gesicht zierte eine lange Narbe.

    „Das ist er. Unglaublich. Ich erkenne ihn“, flüsterte Lukas.
    „Warte. Ich hielt das für Zufall und hatte es wieder vergessen. Doch als du mir von dem dunklen Mann mit der Narbe erzählt hattest, fiel es mir erst so richtig auf. Es gibt noch eine Abbildung von ihm.“

    Marek verschwand hinter einer weiteren Regalwand. Lukas betrachtete noch immer das Bild und konnte es kaum fassen, dass der Mann darauf abgebildet war. Dann tauchte Marek mit einem weiteren Buch auf.
    „Hier ist er noch mal.“ Er schlug eine Seite auf und tatsächlich, im Hintergrund einer brennenden Kirche war neben einigen Männern mit Turban der dunkle Mann abgebildet. Unverkennbar der dunkle Mantel und die Narbe. Marek las vor:
    „1490 aber schlug der Blitz in der Kirche in Konstantinopel ein.“
    „Das ist der alte Name von Istanbul in der Türkei!“, rief Lukas.
    „Hm?“
    „Ach nichts, lies weiter, das kannst du noch nicht wissen.“ Lukas wusste, dass Istanbul zu Mareks Zeit noch Konstantinopel hieß.
    „Ja, also: ein Blitz schlug in eine Kirche ein, steht hier jedenfalls. Die Osmanen hatten ihre Schießpulvervorräte hier gelagert und es gab eine große Explosion. 4000 Menschen starben.“
    „Immer Feuer.“
    „Was?“
    „Es gibt immer Feuer und Tote, wo er auftaucht.“
    „Außer im nächsten Fall. Da taucht er auf und es gab kein Feuer“, sagte Marek.
    „Worauf willst du hinaus? Zeig schon!“

    Marek hatte ein weiteres Buch dabei und schlug es auf.
    Lukas starrte auf die Zeichnung.
    „Das gibt’s doch nicht.“
    „Doch. Auch hier war der dunkle Mann dabei“, sagte Marek.

    Lukas sah sich die Abbildung genau an. Insgesamt waren 13 Menschen auf der Zeichnung abgebildet. Im Hintergrund zwei Berge. Im Vordergrund vier Männer, die so aussahen, als würden sie trauern. Rechts drei Frauen, die zuschauten. Links eine Frau und der dunkle Mann. Drei Männer hingen an drei Kreuzen. Es war die Kreuzigung Jesu. Ein Soldat stieß den Speer in Jesu Leib.

    „Marek, was hat der dunkle Mann mit all dem zu tun? Wieso ist überall Feuer, wo er auftaucht? Und warum jedoch nicht bei der Kreuzigung Jesu?“
    „Ich weiß es nicht. Zudem haben die Ereignisse in Moskau und Konstantinopel nichts mit Weihnachten zu tun.“
    „Ich weiß nicht, ob mir das wirklich weiterhilft“, sagte Lukas.

    Die nächsten Tage vergingen, ohne dass Lukas oder Marek auf eine Antwort ihrer Fragen gekommen wären. Die Schneekugel leuchtete nicht. Überhaupt schien der Alltag wieder Oberhand zu gewinnen. Die Jungen lernten oder spielten im Hof.

    Drei Wochen vergingen und es war die erste Dezemberwoche des Jahres 1562, als Canisius Lukas zu sich bat.
    „Lukas, hast du dich an dein neues Zuhause gewöhnt?“, fragte er.
    „Pater Canisius, ich bin sehr dankbar für alles. Aber früher oder später will ich wieder weg. Ich gehöre nicht hierher.“
    „Ich weiß, ich weiß. Deine Geschichte, ich habe sie

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