Lukas und die gestohlene Weihnacht
Richtung und hörte, wie Franks Gebrüll mit einem Male abstarb. Er drehte sich um und sah, wie der dunkle Mann über Frank stand, der reglos am Boden lag.
„Wir sehen uns wieder, Lukas!“, rief der dunkle Mann hinterher. Lukas lief und lief und schließlich kam er an dem Haus an, das ihm Nikolaus beschrieben hatte.
Der wirkliche Hasan bot ihm zuerst etwas Ziegenmilch an.
„Heißt er wirklich Nikolaus, Hasan?“, fragte Lukas.
„Ja, natürlich! Er ist der christliche Bischof von Myra.“
„Aber wenn er doch der Bischof ist, wieso sitzt er dann im Gefängnis?“
„Die Christen werden verfolgt und verhaftet. Wer Christ ist, kommt ins Gefängnis. Egal ob einfacher Gläubiger oder Bischof. Christ zu sein ist verboten!“
„Wir müssen uns beeilen, Hasan. Der dunkle Mann, also der Teufel, er wird Nikolaus töten wollen. Jetzt, da ich wieder entkommen bin, wird er sich bestimmt etwas einfallen lassen, um Nikolaus noch eher sterben zu lassen als er vorgesehen hat.“
„Dass er sich in mich verwandelte, um dich in Versuchung zu führen, ist bedenklich! Das heißt, er weiß alles!“
„Alles über Nikolaus und dass er im Gefängnis sitzt.“
Gemeinsam gingen sie zum Kerker. Dabei führte sie Hasan über Umwege durch einige enge und verwinkelte Gässchen, um zu vermeiden, dem dunklen Mann über den Weg zu laufen. Das Tor zum Gefängnis wurde von zwei römischen Soldaten in schweren Rüstungen besetzt. Hasan sagte Lukas, er solle ruhig sein und ihn reden lassen.
„Halt! Quo Vadis?“, rief eine Wache aus.
„Ich bringe den Wein für Maximus, den Kerkermeister.“
„Zeigt her! Und was will der Junge?“
„Er ist mein Sohn und Lehrling, ich nehme ihn überall hin mit, damit er alles lernt, was er wissen muss, um meine Geschäfte weiterzuführen.“
„Ist er nicht zu jung?“, fragte die andere Wache misstrauisch.
„Ja, er ist jung. Doch ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich habe Lepra und fürchte, das Fest unseres Sonnengottes nicht mehr erleben zu dürfen.“
„Beim Jupiter! Bleibt nur weg von mir! Geht, geht hindurch mit eurem Wein!“
„Habt Dank, Römer!“, sagte Hasan und ging lächelnd mit Lukas durch das Tor.
Auf dem Weg durch die dunklen Gänge des Kerkers sah Hasan Lukas‘ bedenklichen Blick und meinte: „Keine Angst, ich habe kein Lepra. Aber so ließ sich das anstrengende Gespräch mit den römischen Wachen verkürzen.“ Hasan lächelte verschmitzt und Lukas lächelte zurück.
Beim Kerkermeister blieben sie stehen.
„Wer seid ihr? Was wollt ihr?“, fragte der.
Er war ein dicker Mann, der auf einem Schemel an einem Tisch saß. Aus seinem unrasierten Gesicht schauten zwei hellwache, grüne Augen hervor. Das ständige Sitzen im dunklen Gang vor den Zellen ließ ihn vielleicht träge werden, doch seine Sinne waren geschärft.
„Ich bringe euch Wein, auf Befehl Galerius’. Ich bin ein persönlicher Haussklave des Kaisers und er möchte Euch mit diesem Geschenk bitten, die christlichen Gefangenen besonders grausam zu behandeln.“
„Ein Haussklave des Kaisers? Ist der Kaiser in der Stadt?“
„Mein Sohn und ich kommen direkt aus der Residenz des Kaisers.“
„Das wusste ich nicht. Aber von mir aus. Gebt mir den Wein und verschwindet wieder. Und dankt dem Kaiser!“
„Natürlich, Meister.“
Hasan nahm Lukas bei der Hand und ging mit ihm den dunklen, nur mit Kienspan spärlich ausgeleuchteten Gang zurück.
„Hasan, was hat uns das jetzt gebracht? Dein Plan ist gescheitert, wir sind ja nicht mal bis zu Nikolaus durchgekommen.“
„Warte nur ab. Wir bleiben hier hinter der nächsten Ecke stehen.“
„Du hast den Wein vergiftet, nicht wahr?“
„Ein alter Trick, doch er funktioniert immer wieder. Der arme Kerl kommt kaum hier heraus. Er ist froh, wenn er bei all der langen Weile Wein zu trinken bekommt.“
„Aber was, wenn er ihn erst heute Abend trinkt?“
„Er wird ihn sofort trinken, hast du seine gierigen Augen nicht gesehen?“
Gerade hatte Hasan ausgesprochen, als sie ein lautes, dumpfes Plumpsen hörten.
„Komm!“, sagte Hasan und sie gingen den Gang wieder zurück zum Kerkermeister. Der lag neben seinem Hocker.
„Keine Angst, ich habe ihn unschädlich gemacht, nicht getötet. Er wird ein Weilchen schlummern, doch viel Zeit bleibt uns nicht.“
Vor der Zelle von Bischof Nikolaus blieben sie stehen. Lukas nahm die Schlüssel, die sie dem Kerkermeister abgenommen hatten und steckte den ersten von 20 Schlüsseln in das Schloss.
„Heda!
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