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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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schüchtern. Es dämmerte
bereits, und er wollte nicht gern in den dunklen Wald
reiten, selbst wenn es bis zum Ritter nur ein halbes
Stündchen war.
»Erstens, dass die Bauern ihrem Herrn nicht die Abgaben bringen«, antwortete Sauerampfer. »Zweitens:
Warum sind diese Menschen so dreckig, obwohl das
Dorf nicht schlecht dasteht? Du hast es ja selbst erlebt,
sie haben uns die Sachen ohne jede Widerrede ausgehändigt. In jedem Hof gibt es Kühe, Hühner und
Schweine. Die Leute sind nicht arm. Aber warum ist
dann alles so verwahrlost? Der Weg wird kaum benutzt,
die Häuser müssen ausgebessert werden, die Menschen
lassen sich gehen. Wenn Aradan ein derart faules Völkchen abgekriegt hat, warum nimmt er sie nicht härter an
die Kandare? Warum lässt er den Ältesten nicht verprügeln, warum hetzt er den Bauern nicht die Wache auf
den Hals?«
Sauerampfer schwieg eine Weile, zügelte schließlich
das Pferd und packte die Reisetasche aus. »Zieh deinen
Paradeumhang an und hol deinen Stab heraus«, befahl er
Trix. »Selbst wenn Aradan an Altersschwachsinn leiden
oder in Armut gefallen sein sollte, müssen wir ihm den
gebotenen Respekt erweisen. Mit allem Drum und
Dran.«
Obwohl Trix das ungute Gefühl beschlich, es käme
gar nicht auf die gute Kleidung an, sagte er kein Wort,
sondern legte gehorsam den feierlichen Umhang an. Annette, die bisher auf seiner Schulter gesessen hatte,
schlüpfte leise in die Tasche des Umhangs. Danach
wechselten sie kein Wort mehr, während sie durch den
Wald ritten.
Der Dorfälteste hatte ihnen die Wahrheit gesagt. In
weniger als einer Stunde hatten sie den Wald hinter sich
gelassen und erblickten das Anwesen von Giran Aradan.
Es wäre untertrieben, von einem Haus, und übertrieben,
von einem Schloss zu sprechen. Es war einfach ein großer Bau mit einem nicht sehr tiefen Graben (bei einer
Belagerung dürfte er kaum etwas nutzen) und zwei kleinen Türmen an den Flügeln. Nur in zwei Fenstern
schimmerte schwaches Licht. Der Park war verlassen,
das Tor stand offen. Der Teich, in dem früher einmal
wahrscheinlich Buntkarpfen gezüchtet worden waren,
war verschlammt, Froschgequake klang herüber.
»Verfall und Verödung«, murmelte Sauerampfer.
»Vielleicht ist er längst tot?«, fragte Ian schüchtern.
»Nein«, entgegnete Sauerampfer. »Der König schickt
den ausgeschiedenen Rittern zweimal im Jahr einen Kurier mit Geschenken. Um sich zu überzeugen, dass sie
noch leben.«
Sie ritten in den Park, der Zauberer sah sich um und
wies Ian auf ein einzeln stehendes Gebäude hin. »Da
drüben ist der Pferdestall. Bring die Pferde für die Nacht
dorthin.«
»Und wenn wir hier nicht aufgenommen werden?«,
fragte Ian. »Vielleicht sollten wir besser nicht voreilig
handeln?«
Sauerampfer sah zu dem dunklen nächtlichen Wald
zurück, in den Himmel hinauf, wo bereits die ersten
Sterne funkelten, und verkündete: »Wir werden schon
aufgenommen. Die Gegend gefällt mir nicht, da schlafen
wir auf keinen Fall unter freiem Himmel.«
Der Türklopfer war abgerissen und lag auf der
Schwelle. Sauerampfer hob ihn wortlos auf und hämmerte
damit gegen die Tür.
Lange Zeit blieb alles still. Dann hörten Trix und er
endlich schlurfende Geräusche, und die Tür wurde einen
Spalt geöffnet, wobei eine dicke Kette jeden Besucher
daran hinderte, diesen Spalt zu vergrößern. Ein älterer
Mann mit einem Schwert in der einen und einer Laterne
in der anderen Hand beäugte Sauerampfer. Das bärtige
Gesicht des Mannes war streng und unfreundlich.
Sauerampfer schwieg.
»Was willst du?«, fragte der Mann unhöflich.
»Den Huf vom Gnu«, parierte Sauerampfer. »Lebt hier
der ruhmvolle Königsritter Giran Aradan?«
»Ja«, antwortete der Mann, machte aber keine Anstalten, die Kette abzunehmen.
»Sag Giran, dass ein alter Kampfgefährte gekommen
ist, um ihn zu besuchen.«
Der Mann kniff die Augen zusammen und hob die Laterne höher, um Sauerampfers Gesicht zu mustern. Plötzlich schnellten seine Brauen nach oben, während ihm der
Unterkiefer nach unten klappte. »Herr Radion … Sauerteig?«
»Radion Sauerampfer!«, korrigierte ihn der Zauberer
gekränkt. Daraufhin nahm der Mann die schwere Kette
ab und öffnete die Tür ganz.
»Herr Zauberer! Herr Sauertei… Sauerampfer! Erkennt Ihr mich denn nicht? Die Schwarze Anfurt! Die
Vitamanten haben ihre Zombies auf uns gejagt, ich habe
mich gegen drei zur Wehr gesetzt und schon gedacht,
mein Ende sei nahe … Und dann habt Ihr … das bemerkt, Euch

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