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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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sich über den gegenwärtigen Verfall der Moral
zu beklagen.
Der Inschrift auf dem verwitterten Grenzmal entnahmen sie, dass sie ins Land des Königsritters Aradan kamen. Unter dem Namen war ein Wappen dargestellt: eine
von rechts nach links weisende Lanze auf hellgrünem
Grund, an deren einem Ende ein – nein, kein von ihr
durchbohrter Mann – ein wilder Kater baumelte, der sich
mit den Tatzen am Schaft festhielt.
»Aradan!«, sagte Sauerampfer nachdenklich. »Wer
hätte das gedacht! Der alte Giran Aradan lebt noch!« Der
Magier freute sich offensichtlich. Er rieb sich die Hände,
drehte sich zu Trix um und erklärte: »Wir haben gemeinsam gegen die Vitamanten gekämpft. Damals war ich
natürlich noch jung und eigentlich habe ich mehr mit
Paclus verkehrt. Aber Sir Aradan hat die Einheit zum
Schutz der Magier befehligt. Sie hatten einen Ring um
uns gebildet und den Angriff der Zombies zurückgeschlagen. Ein kühner Ritter! Damals war er bestimmt
schon siebzig und schlohweiß. Rufus Schwarzbraue und
ich haben ihm mit Magie etliche neue Zähne gegeben
und ein paar Zipperlein geheilt, da hatte uns der Alte
drum gebeten. Hmm.« Sauerampfer dachte nach und
schüttelte den Kopf. »Anscheinend sind wir dabei etwas
übers Ziel hinausgeschossen. Oder unter seinen Ahnen
muss es Nicht-Menschen geben. Denn Aradan müsste
jetzt über hundert Jahre alt sein. Hmm. Ich habe nicht
gewusst, dass mein alter Freund hier wohnt. Heute
Abend erwartet uns ein herrliches Essen und Schlaf auf
weichen Daunen!«
Der aufgekratzte Sauerampfer steckte mit seiner Freude
auch die Jungen an. Selbst dass direkt hinter der Grenze
die Straße schlecht, eng und uneben wurde, störte niemanden.
»Die Königsritter sind arm«, erklärte Sauerampfer, als
wolle er sich für seinen Freund entschuldigen. »Wenn du
eine Mine auf dem Besitz hast, eine Brücke oder ein
kleines Dorf mit Handwerkern, besteht kein Grund zur
Klage. Aber wenn es ist wie hier, wo es nur Hügel und
ein Waldstück gibt …«
»Aber da vorn kommt ein Dorf«, bemerkte Trix.
»Kann man von Bauern etwa viel Zins eintreiben?«,
entgegnete Sauerampfer. »Das Besitztum ist nicht groß,
der Boden karg, der Weg nicht die Hauptstraße. Ich
fürchte, der alte Ritter schwimmt nicht gerade in Talern.«
So schien es in der Tat. Als sie das Dorf durchquerten,
betrachtete Trix voller Mitleid die windschiefen Häuser,
die zerlumpten Bauern, die ihnen ängstliche Blicke hinterherschickten, die zerlumpten Bäuerinnen, die ihnen
nachdenkliche Blicke hinterherschickten, die schmutzigen, barfüßigen Kinder (die kleineren liefen sogar nur im
Hemd herum!), die ihnen dumme Rufe hinterherschickten und um eine Münze bettelten, und die Hofhunde, die
ihnen das übliche Gebell hinterherschickten. Trotzdem
stellte sich das Dorf als überraschend groß heraus, es gab
gut hundert Höfe, und auch die Herde, die gerade von der
Weide zurückkehrte, wirkte recht stattlich.
Sauerampfer ritt zu einem Bauern, der noch den verständigsten Eindruck machte, und erkundigte sich bei
ihm, wo der alte Ritter Aradan lebte. Auf die Frage reagierte der Bauer ziemlich nervös, zeigte aber immerhin
auf einen schmalen Pfad, der in den Wald hineinführte.
»Auf dem Berg gleich hinterm Wald liegt das Haus des
Herrn«, antwortete er, ohne Sauerampfer dabei anzusehen. »Ist nicht weit, ein halbes Stündchen vielleicht. Bei
uns im Dorf könnten so edle Herren wie Ihr sowieso
nicht schlafen, wir haben kein anständiges Bett oder Essen anzubieten. Sag ich ganz offen. Bin im Übrigen der
Dorfälteste, Wisper ist der Name …«
Der Zauberer sah nachdenklich zu dem Pfad hinüber.
Der wirkte, als sei er schon seit Wochen nicht benutzt
worden. »Sag, guter Mann«, wandte er sich wieder an
den Bauern, ohne ihn einer namentlichen Anrede zu
würdigen. »Wann habt ihr dem Herrn das letzte Mal seinen Zins zukommen lassen?«
Der Dorfälteste wurde noch nervöser und gestand, es
sei vor sehr langer Zeit gewesen. Dann schnauzte er ein
paar andere Männer an, worauf sich bereits fünf Minuten
später aufgeregt schnatternde Hühner mit zusammengebundenen Beinen, ein großer Korb Eier, ein Sack mit
frischem Brot, hausgemachte Wurst, ein kleiner Beutel
mit Kupferlingen und ein paar Kannen Milch auf dem
Wagen fanden. Sauerampfer verlangte noch Quark und
Fleisch, was ihm widerspruchslos gebracht wurde.
»Seltsam«, sagte Sauerampfer, während er das Pferd
auf den schmalen Pfad lenkte.
»Was denn?«, fragte Trix

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