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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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anzusprechen und deinen
Anteil an der Entlohnung zu verlangen, die wir für unsere
Dienste erhalten. Der ist natürlich noch nicht sehr hoch,
versteht sich.« Sauerampfer hüstelte. »Schließlich denke
ich weiterhin für uns beide.«
»Herr Lehrer … wie wird ein Initiaticus denn ein richtiger Zauberer?«, fragte Trix.
»Das sage ich dir, wenn du ein richtiger Zauberer bist.«
Sauerampfer dachte kurz nach und fügte dann hinzu:
»Falls du es je wirst.«
Trix setzte sich wieder und strich über sein Eipott.
»Eigentlich ist das doch schon das zweite Mal, dass ich
eine Aufgabe löse, ohne Magie einzusetzen!«, bemerkte
er nachdenklich. »Das erste Mal war mit dem Müller und
seinen drei Söhnen.«
»Ist mir klar«, erwiderte Sauerampfer. »Aber damals
warst du kein Soufflöticus. Und dass ein Fanaticus eine
Stufe überspringt und sofort Initiaticus wird, das ginge
nun wirklich zu weit. Und überhaupt«, sagte er, während
er sich auf dem Sofa ausstreckte, »schadet es nie, sich davon zu überzeugen, dass ein Schüler wirklich etwas gelernt hat. Ein Mal – das könnte ja Zufall gewesen sein!«
Er gähnte und schlief ein.
Trix saß auf seinem Sofa und dachte nach. Sauerampfer fing schon bald an zu schnarchen. Ungeachtet des
Geschüttels, gegen das nicht einmal eine gute Federung
etwas auszurichten vermochte, schien er fest entschlossen, bis zum Morgen durchzuschlafen. Trix dagegen
wollte überhaupt noch nicht schlafen. Hinter der dünnen
Trennwand waren die ausgelassenen Stimmen von Ian
und dem Koch zu hören. Der Koch war ein junger Mann,
der sich über die Fahrt in die Hauptstadt, obendrein in
solch außergewöhnlicher Gemeinschaft, offenkundig
freute. Geschirr klapperte und schon bald erfüllte der leckere Geruch von über Kohlen gebratenem Huhn den
Raum. Der Kutscher stimmte ein trauriges Lied über die
Straße, den Staub, den Nebel, die Kälte, die Sorgen, das
Steppenunkraut, kreisende Raben, von Räubern erschlagene Kollegen und über die Mutter, die ihren Sohn zu
Hause erwartete, an. Das Lied war derart schwermütig,
dass Trix am liebsten losgeweint hätte.
Wenn er jetzt die Tür öffnen, den Zauberer allein
schnarchen lassen und sich zu den Dienern gesellen würde,
mit ihnen eine Hühnerkeule essen, sich mit Ian unterhalten würde … Aber war ein solches Verhalten eines Initiaticus würdig – der noch dazu kurz davor stand, ein Zauberer, ein großer und wichtiger Mann zu werden?
Die Tür knarrte und Hallenberry steckte seinen Kopf
durch. »Klaro, du schläfst nicht«, stellte er fest. »Kommst
du rüber und isst mit uns Hühnchen? Ist echt lecker!«
Der Form halber dachte Trix zwei Sekunden darüber
nach. Na gut, eine. Dann sprang er auf, blies die Flamme
in der Laterne aus, damit Sauerampfer wirklich durchschlief, und begab sich ins Dienstbotenabteil.
»Unsere Verehrung dem Herrn Zauberlehrling!«, begrüßte ihn der Koch und reichte ihm ein gebratenes, fetttriefendes Hühnerbein. So jung, wie er war, musste er vor
Kurzem noch Vorschäler gewesen sein. (Oder wie hieß
das bei denen? Ein Kochlehrling hatte doch bestimmt
auch verschiedene Stufen zu erklimmen.)
Trix griff nach der Keule und nagte an ihr. »Lecker«,
nuschelte er. »Ich bin Trix.«
»Und ich Domac. Hier ist Wein aus den Kellern des
Barons für den Herrn Trix!« Der Koch reichte ihm einen Kelch. »Der Baron selbst trinkt nicht, aber sein
Wein ist gut. Angeblich soll man zu Geflügel ja Weißwein reichen. Aber das ist Quatsch! Zu Geflügel, das
auf Kohlen gebraten wurde, gibt es nichts Besseres als
Rotwein!«
Trix trank mit Genuss von dem Wein. Ian saß ebenfalls mit einem Pokal Wein und einem Stück Huhn da,
nur Hallenberry war noch zu jung für Wein.
»Wie kommt ihr hier zurecht?«, erkundigte sich Trix,
der ganz als besorgter Herr auftreten wollte (doch das
Fett, das ihm über die Hand rann, und das leckere Fleisch
in seinem Mund vermasselten seinen Auftritt). »Ist es
nicht zu eng?«
Hallenberry, dem der Mund ja selten stillstand, ergriff
nur zu gern die Gelegenheit und zeigte Trix, wie ihr
Raum eingerichtet war: drei schmale Betten übereinander, mit robusten Riemen, damit man nicht herausfiel,
wenn die Kutsche holperte; ein Schrank mit Vorräten; ein
kleiner Ofen. Inzwischen machte sich der Koch schon
daran, die nächste Portion Huhn zuzubereiten. Der Rauch
zog durch ein kleines Fenster über dem Ofen ab.
Irgendwann wurde Hallenberry müde, sodass Domac
an das bisherige Gespräch anknüpfen

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