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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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konnte. »Eigentlich
wollte ich nie Koch werden. Ich war in der Gilde der
Radmacher. Mein Vater baut Kutschräder, für diese hat
er sie übrigens auch gemacht. Und Räder für Uhren. Für
den Turm des Fürstenpalasts in Dillon hat er zum Beispiel die Zahnräder angefertigt. Und für Schlösser stellt
er ganz kleine Rädchen her. Alles, was rund ist und sich
dreht, das ist unsere Profession. Früher hat unsere Gilde
übrigens auch die Knöpfe gemacht! Aber dann haben
uns die Schneider das Patent abgekauft, nachdem sie vor
dem fürstlichen Gericht bewiesen haben, dass Knöpfe
zwar rund sind, sich aber nicht drehen, sondern nur
baumeln. Seitdem stellen sie die Knöpfe her. Die Dinger
solltet ihr mal sehen! Quadratische, dreieckige und längliche Stücke! Das sind doch keine Knöpfe, das ist
Schrott!«
»Wie interessant!«, sagte Trix begeistert. Im CoHerzogtum gab es natürlich auch eine Gilde von Radmachern, aber er hatte sich nie eingehender mit den Feinheiten ihrer Arbeit befasst.
»Hochinteressant«, bestätigte der Koch. »Und im Übrigen sehr philosophisch. Schließlich ist das Rad ein
Kreis, und der Kreis ist das Symbol der Ewigkeit, und die
Ewigkeit ist das Universum. Wenn du also ein Rad
machst, arbeitest du für die Ewigkeit!«
Er gestikulierte so schwungvoll, dass ein Hühnerbein
in den Kohlen landete. Rasch angelte er es wieder heraus.
»Das hätte ich nie gedacht«, gab Trix zu. »Und warum
bist du dann Koch geworden?«
»Sie haben mich rausgeschmissen«, gestand Domac.
»Wegen meiner Projekte. Die würden die Gilde in Verruf
bringen.«
»Und was waren das für Projekte? Ein quadratisches
Rad?«, scherzte Trix.
»Quatsch!«, empörte sich Domac. »Ich esse gern, vor
allem auf Kohlen gebratenes Huhn.«
Trix sah den hoch aufgeschossenen, dürren Mann
zweifelnd an, sagte aber kein Wort.
»Worauf kommt es bei Huhn auf Kohlen denn an?«,
fragte Domac. »Natürlich darauf, dass es von allen Seiten
gleichmäßig braun wird und nicht verkohlt. Da habe ich
mir was ausgedacht, zwei Räder, die auf einer Achse sitzen. Die Räder haben Spieße, auf die steckst du die Hühner. Dann setzt du das Ding auf ein Gestell und stellst es
auf den Ofen, drehst den Hebel an der Achse – und schon
ist das Fleisch fertig. Schnell und gleichmäßig!«
»Und das hat nicht funktioniert?«, fragte Trix.
»Doch, bestens«, erwiderte Domac. »Aber die Leute
aus der Gilde waren sauer und haben gesagt, dass es
eine unwürdige Anwendung der großen Idee des Rads
ist. Daraufhin haben sie mich zur Kochgilde geschickt.
Die haben sich am Anfang auch gefreut. Aber dann haben sie Angst gekriegt. Mit dem Ding kann schließlich
jeder Dummkopf schnell und lecker ein Huhn zubereiten. Das würde etliche Köche an den Bettelstab bringen!
Deshalb … haben sie mir befohlen, es auf die alte Art zu
machen.«
Er hielt Trix ein weiteres Stück Huhn hin, leicht angebrannt, aber lecker.
»Und recht hatten sie, junger Mann«, sagte Sauerampfer, der in der Tür erschienen war. »Absolut recht.« Der
Zauberer besah sich aufmerksam die Szenerie, raffte seinen Umhang hoch und wechselte in den Dienstbotenbereich über. Er setzte sich auf den Hocker, den Hallenberry
rasch freigegeben hatte, und fuhr fort: »Ich will die Jugend
ja nicht von ihrem Vergnügen abhalten, aber es hat einfach zu verlockend gerochen …«
Domac servierte ihm eilig Huhn und Wein.
»Danke«, sagte Sauerampfer. »Was ist denn an Huhn
auszusetzen, das nicht auf so einem raffinierten Räderwerk zubereitet wird?«
»Gar nichts«, antwortete Domac. »Aber man könnte es
halt in kurzer Zeit in großer Zahl zubereiten!«
»Typisch Jugend«, entgegnete Sauerampfer. »Alles
muss immer ruck, zuck gehen! Aber mach dir doch mal
klar, was dann geschehen würde! Überall in der Stadt
würden Händler stehen, jeder mit einem kleinen Ofen
und deinem Wunderrad, um Huhn auf Kohlen zu verkaufen!«
»Was wäre daran schlecht?«, fragte Domac verwundert.
»Wenn die Menschen schnell zu ihrem Essen kämen?«
»Weil ein Essen seine Zeit braucht«, sagte Sauerampfer, während er an seinem Hühnerbein nagte. »Es lädt
förmlich dazu ein, sich an einen Tisch zu setzen, sich zu
unterhalten, zu genießen und Wein und Bier zu trinken.
Nach einem langen und schmackhaften Essen mit all seinen interessanten Gesprächen erhebt sich der Mensch
klüger und friedvoller. Aber wenn sich dein Wunderrad
durchsetzt? Du führst die ganze Zeit das Wort schnell im
Munde. Das ist ein gefährliches

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