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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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Dasein als Landstreicher verdammt und Annette vor Kummer sterben.
»Hast du Angst vor dem, was du tun musst?«, fragte
Annette, die auf Trix’ rechter Schulter saß.
»Warum bin ich nur so ein Jammerlappen?«, fragte
Trix zurück. »Warum gefällt mir der Plan nicht?«
»Du bist überhaupt kein Jammerlappen«, widersprach
Annette sanft. »Oder vielleicht bist du es auch – aber darum geht es gar nicht! Du bist halt ein ehrlicher und guter
Jüngling, der keine Tricks mag. Und jetzt musst du …«
»Ich weiß schon. Lassen wir das«, sagte Trix finster.
»Sind im Haus irgendwelche magischen Wesen?«
»Bin ich dein Spürhund?«, fragte Annette ungehalten.
»Keine Ahnung! Wir haben ja noch niemanden gesehen.
Sobald wir drin sind, weiß ich mehr.«
Trix sah sich aufmerksam um. Vor dem Eingang war
der Schnee weggefegt, fast alle Fenster leuchteten hell,
jemand spielte auf einem Cembalo. Offenbar waren viele
Menschen im Haus. Ob Gris einen Empfang gab?
Ihm sollte das nur recht sein. Dann brauchte er sich
nicht durch die Dunkelheit zu stehlen, sondern konnte als
gespenstischer Schatten an den ausgelassenen Feinden
vorbeihuschen.
Und sein schreckliches Werk verrichten!
»Gut! Wenn man Böses nur mit Bösem vergelten kann –
ich bin bereit!«, sagte Trix entschlossen.
Im nächsten Moment musste er wegspringen und sich
gegen die Hauswand pressen, um sich vor einer heranfahrenden Kutsche in Sicherheit zu bringen. Weder der
Kutscher noch die Pferde hatten ihn bemerkt.
Trix beobachtete, wie die Gäste aus der Kutsche stiegen. Gesprächsfetzen entnahm er, dass er den ersten Königlichen Bettmeister vor sich hatte, einen Mann, der in
der Hierarchie bei Hofe recht weit oben rangierte. Gris
musste bei Marcel gut angeschrieben sein!
Ein Diener in seiner Begleitung eilte voraus und betätigte den schweren Türklopfer. Ein Empfangsmeister
öffnete ihnen, der eine prachtvolle Perücke und eine feierliche gelbe Livree trug. Als der Bettmeister, ein magerer Mann in mittleren Jahren, und seine Frau, genauso
mager und nicht sehr groß, sowie seine Tochter, ein pickliges Mädchen von etwa fünfzehn Jahren, zum Haus gingen, folgte Trix ihnen lautlos, wobei er mit leicht gesenktem Kopf zur Seite blickte.
Wie groß die Meisterschaft der Assassinen auch sein
mag, aber ein erfahrener Diener ist fast ein Zauberwesen.
Der Empfangsmeister wurde nervös und drehte den Kopf
von einer Seite zur anderen, als versuche er etwas zu entdecken, das nicht hierhergehörte. »Äh … äh … Ihr seid
zu …?«, stotterte er.
Trix’ Herz hämmerte wie wild, aber er ging weiter.
»Was?«, fragte der Bettmeister herrisch.
»Äh …« Der Empfangsmeister sah sich um. »Äh …
Ihr seid zu viert?«
»Zu dritt«, fuhr ihn der Bettmeister an. »Der Diener
bleibt bei der Kutsche.«
Nachdem der Empfangsmeister noch einmal durch
Trix hindurchgesehen hatte, beruhigte er sich wieder.
»Ja. Verstehe. Wenn der Herr bitte eintreten will!«
Der Königliche Bettmeister schüttelte ungehalten den
Kopf und betrat im Gefolge seiner Familie das Haus.
Trix huschte ihnen nach – und schlüpfte sofort seitlich
weg.
Der weitläufige Eingangssaal war hell erleuchtet. Diener nahmen den Gästen die Umhänge ab und brachten sie
in die Garderobe. Eine breite Treppe führte hinauf in den
ersten Stock, vor ihr saß eine Harfenistin, die leise die
Saiten anschlug und damit das Cembalo im ersten Stock
begleitete. Kaum hatte der Bettmeister abgelegt, da
wandte sich ein Kellner mit einem Tablett an ihn, um
ihm verschiedene Getränke anzubieten. (Gris setzte offenbar alles daran, bei seinen Gästen den bestmöglichen
Eindruck zu machen.)
»Lalik!«, ermahnte die Frau des Bettmeisters ihren
Mann.
»Ein Begrüßungstrunk muss sein!«, antwortete dieser
und nahm sich den größten Pokal.
»Lalik!«
Trix überließ die neu angekommenen Gäste sich selbst
und der Lösung ihres Trinkproblems und folgte einem
Diener, der mit einem Tablett voller winziger belegter
Brote aus der Küchentür herauskam und sich in den ersten Stock hinaufbegab. Soweit Trix wusste, lagen im Parterre die Schlafzimmer der Diener, Küchen, die Vorratskammern und andere Räume, die nicht der Erwähnung
wert waren. Der erste Stock war den Empfangssälen vorbehalten, erst im zweiten Stock fanden sich die persönlichen Räume der Co-Herzöge und ihrer Familien. Dorthin
begab er sich jetzt, wobei er aus den Augenwinkeln den
Diener beobachtete, der die Brote in den großen Saal voller unbekannter

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