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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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Menschen trug.
Vor dem Treppenabsatz hoch in den zweiten Stock
erwartete Trix die erste Prüfung. Dort stand ein Wachposten, ein guter alter Bekannter von Trix …
Sid Kang!
Der Hauptmann der Wache von Co-Herzog Gris! Der
Verschwörer, Putschist und Eidbrecher!
Trix gab sich alle Mühe, Sid nicht ins Gesicht zu sehen. Langsam ging er die Treppe hinauf. Da Sid Kang
sich langweilte, hatte er sich übers Geländer gelehnt und
schaute hinunter in den Eingangssaal. Plötzlich verkrampfte er sich, richtete sich kerzengerade auf und legte
die Hand auf den Schwertknauf.
Trix hielt den Atem an, ging aber weiter.
»Ist hier jemand?«, fragte Sid leise. »Na? Ich wittere
dich!«
Vor Angst bekam Trix schweißige Hände. Sid Kang
war ein alter, erfahrener Soldat, der sogar einfache Zauber beherrschte. Vielleicht hatte er sogar einen, mit dem
er …
»Der Adlerblick des erfahrenen Kriegers durchdringt
leicht jeden Schleier des Geheimnisses!«, deklamierte
Sid.
Trix hätte beinahe laut losgelacht, seine Angst war wie
weggeblasen. Dieser Unsinn sollte Sid erlauben, etwas
Unsichtbares zu sehen? Gut, wenn Sid es mit einem Jungen zu tun gehabt hätte, der sich vor Angst in die Hosen
machte und nichts von Magie verstand, hätte der Zauber
vielleicht geklappt. Der hätte vielleicht daran geglaubt.
Aber wie sollte Trix, der schon fast selbst ein Zauberer
war, an einen solchen Spruch glauben?! Er, der einen
Sturm heraufbeschworen, gegen die Vitamanten gekämpft und ein lebendes Mädchen in ein Buch und zurück verwandelt hatte! Was sollte ihm dieser Amateurzauber anhaben, den Sid vielleicht von einem unerfahrenen Provinzzauberer geschenkt bekommen oder gar
selbst zusammengebastelt hatte!
Sid Kang spähte eine Zeit lang aufmerksam umher,
dann beruhigte er sich wieder und lehnte sich abermals
übers Geländer. Trix stand so dicht vor ihm, dass er ihn
hätte berühren können. Oder ihm so heftig in den verlängerten Rücken hätte treten können, dass der Verräter mit
rasselndem Kettenhemd einen ganzen Treppenabsatz
nach unten geflogen wäre.
»Konzentrier dich!«, ermahnte ihn Annette.
Daraufhin wandte sich Trix bedauernd von Sid ab und
stieg weiter die Treppe hoch. Er fragte sich, ob ein
Wachposten nicht stutzig werden würde, wenn plötzlich
ganz von selbst die Tür zu den privaten Räumlichkeiten
der beiden Co-Herzöge aufging. Doch er hatte Glück:
Die Tür stand halb offen. Er schlüpfte hinein und sah
sich um.
Der zweite Stock des Hauses war in zwei identische
Bereiche unterteilt. Rechts lagen die Räume von Gris,
links die ehemaligen Gemächer Soliers.
Hier wartete die nächste Überraschung: Der Eingang
zur Hälfte der Soliers wurde bewacht – und zwar nicht
von Soldaten: Auf einem Stuhl saß mit übereinandergeschlagenen Beinen ein Minotaurus! Als er Trix sah, riss
er seine Stieraugen auf und sprang hoch, wobei sich zeigte,
dass er kaum größer als Trix war. Es war ein seltsamer
Minotaurus: klein, mager, unproportioniert, mit kümmerlichen Hörnern und schütterem grauen Fell. Die Hellebarde in seinen Händen wirkte viel zu groß für ihn.
»Wre … wer du?«, stammelte der Minotaurus kaum
hörbar. »Wie … konnst du her?« Er wich zurück und
versuchte, sich hinter einem Stuhl zu verstecken.
Die Fee auf Trix’ Schulter erhob sich und flog zu ihm.
Aufmerksam sah sie den Minotaurus an und fragte: »Wie
alt bist du?«
»Pfümpf … fümpf … fümf …«, antwortete der Minotaurus mit fiepsiger Stimme und zeigte auch noch drei Mal
hintereinander mit gespreizten Fingern, wie alt er war.
Trix ahnte, was hier geschehen war. Ein unerfahrener
oder ängstlicher Zauberer musste statt eines ausgewachsenen Minotaurus einen Minotaurusjungen herbeigerufen
haben. Der würde aus einem Zweikampf gegen einen
Menschen natürlich immer noch als Sieger hervorgehen,
ganz zu schweigen davon, dass jeder Soldat oder Dieb
allein bei seinem Anblick panisch abhauen würde. Aber
echte Wildheit und Bosheit besaß dieser junge Minotaurus nicht.
»Du weißt, wen du vor dir hast?«, fragte Annette.
Der Minotaurus starrte Trix voller Panik an. Er nickte.
Ohne Frage hatte der Sieg über den Minotaurus am Rande
des Kampfes zwischen Paclus und Sauerampfer Trix einen gewissen Ruf bei diesen wilden Kreaturen eingebracht!
»Ich musst aufpessen! Ich darf niemand durchlessen!«,
jammerte der Minotaurus. »Schlegt mich nicht! Ich musst
hir stehen!«
»Annette, wir müssen da lang, nach links«, sagte Trix
leise. »Das hier sind

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