Lukianenko Sergej
Ring«, sagte Trix. »Einen Ring mit dem geheimen Zeichen Evykaits, damit alle Vitamanten sich
dem Ringträger unterwerfen!«
»Weißt du, wie so ein Ring aussieht?«, fragte Tiana.
»Nein.« Trix grinste. »Das weiß ich nicht. Aber auch
sonst niemand! Er muss also nur so aussehen, als ob er
den Vitamanten gehören könnte !«
In Tianas Blick schlich sich Respekt. »Ja!«, sagte sie begeistert. »Also dazu brauchen wir erst mal einen Ring …«
Trix holte den Beutel heraus, den Gris ihm damals gegeben hatte, und schüttete seinen Inhalt auf den Tisch:
Der einfache schmale Goldring mit den beiden Rubinen,
der leicht verbogene und verkratzte Silberlöffel mit dem
halb abgegriffenen Wappen der Soliers …
»Das geht«, entschied er. »Was haben die Vitamanten
für Symbole?«
»Eine weiße Taube für den Frieden, ein Ei für die Wiedergeburt, ein offenes Buch für die Weisheit, einen Kreis
für die Ewigkeit«, zählte Tiana auf, »eine Sanduhr …«
»Genug!«, unterbrach Trix sie. »Das wird ja kein
Schmuckstück!«
Er raffte den Familienschatz der Soliers in einer Faust
zusammen, seufzte und sagte: »Aus Gold und Silber, aus
den wertvollen Rubinen entsteht in der Hand des Zauberers der schreckliche Ring der Vitamanten. Ein runder
Silberring mit einer goldenen Platte in Form eines offenen Buches, in das eine auf Eiern sitzende Taube mit
fürchterlichen roten Augen aus Rubinen kunstvoll eingraviert ist.«
»Hat es geklappt?«, wollte Tiana wissen.
Trix öffnete die Faust und alle drei sahen sich den
Ring aufmerksam an.
»Die Taube ist irgendwie ziemlich aufgeplustert«,
stellte Tiana fest. »Und die Augen stieren.«
»Sie sitzt ja schließlich auf Eiern«, versuchte Trix sich
zu rechtfertigen.
»Ja und?«
»Sie brütet.« Trix zuckte die Schultern. »Da sind alle
Kräfte angespannt.«
»Und sie wirkt irgendwie traurig«, fuhr die Fürstin unsicher fort.
»Es ist ein Männchen«, sagte Trix. »Die Taubenfrau
ist zu einer Freundin zu Besuch geflogen. Deshalb muss
er auf den Eiern sitzen. Er brütet und ist traurig …«
»Und warum hat er rote Augen?«
»Er hat nachts schlecht geschlafen«, erklärte Trix. »Er
hat über das Leben nachgedacht, über die Taubenfrau,
über die Eier …«
»Machst du dich auch nicht über mich lustig?«, fragte
Tiana.
»Ich?« Trix sah sie mit so ehrlichen und klaren Augen
an, dass sie sich ihrer Frage schämte. »Bestimmt nicht!
Ich stell mir das einfach so vor, mit diesem Täuberich.«
»Na gut«, sagte Tiana unsicher. »Der Ring hilft uns
schon mal. Aber wir brauchen noch was. Was ganz
Schreckliches und Gemeines.«
»Die Waffe, mit der Gris Marcel ermorden will!«, rief
Hallenberry. »Einen Dolch!«
»Gift!«, widersprach Tiana.
»Einen Strick!«, leistete auch Annette ihren Beitrag.
»Hört auf!«, rief Trix. »Das ist doch Quatsch! Wodurch würden sich denn ein Dolch, Gift oder ein Strick
der Vitamanten von einem normalen vergifteten Dolch
oder einem normalen Strick unterscheiden, den der CoHerzog mitgebracht hat? Wir brauchen etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches!«
»Etwas Mieses und Fieses!«, begeisterte sich Hallenberry.
»Damit Marcel sofort alle Kontakte zu den Vitamanten
abbricht«, ergänzte Tiana.
»Und Sator Gris zum Tode verurteilt«, sagte Trix.
»Vielleicht eine magische Puppe, wie bei den Wilden«,
schlug Annette vor.
»Eine Puppe?«, fragte Trix verständnislos.
»Die Wilden auf den südlichen Inseln machen Puppen,
in die stecken sie die Haare von dem Menschen, dem sie
etwas Böses wollen. Dann zaubern sie der Puppe allerlei
ekelhafte Dinge an, und die kriegt der Mensch, dem die
Haare gehören.«
»Wenn wir die Haare von jemandem haben, können
wir ihm auch ohne Puppe etwas anzaubern«, erwiderte
Trix. »Mögen dem Besitzer dieser Haare Finger und Zehen
vertrocknen! Zum Beispiel. Wozu sollten wir da erst eine
Puppe machen?«
»Damit auf den ersten Blick klar ist, worum es geht.
Den Wilden hilft die Puppe übrigens, sich zu konzentrieren, denn sie haben nur schwache Zauberer und wenig
Fantasie. Wenn bei Sator eine Puppe gefunden wird, die
den König darstellt …«
»Und eine Schere, um die Haare des Königs abzuschneiden!«, schlug Tiana vor.
»Versuchen wir es«, entschied Trix. »Der König ist
natürlich gegen Zauberei geschützt. Trotzdem wird er
nicht gern hören, dass man versucht, ihm etwas anzuzaubern.«
Nach langen Streitereien entschieden sie sich dann dafür, die Puppe aus Porzellan zu machen, schließlich sollte
sie
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