Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
Vom Netzwerk:
habt gute Chancen, zu bekommen, was
Ihr wollt!«
Die Alchimisten brachen in aufgeregtes Gemurmel
aus.
»Zudem beabsichtigt Seine Majestät einige gemeine
Verschwörer aufs Strengste zu bestrafen, nachdem er
Euch empfangen hat«, fuhr der Majordomus fort. »Das
bedeutet stets eine zügige und positive Entscheidung der
Routineangelegenheiten. Jetzt bitte ich Euch, mir zu folgen! Im Schloss darf nicht gelärmt und nichts angefasst
werden, auf Stühle und Sofas dürft Ihr Euch nicht setzen,
auf den Boden weder spucken noch schnäuzen. Am Eingang erhalten alle große Filzpantoffeln, die über die
Schuhe zu ziehen sind, damit das Parkett nicht beschmutzt oder zerkratzt wird. Und für die Jugend: Die
Säle werden von versteckten Wachposten beobachtet.
Sollte jemand etwas mitgehen lassen, wird er streng bestraft.«
Sofort verstummten die Gesellen. Die Alchimisten
drängten zum Eingang, an dem Bedienstete schmutzige
Pantoffeln von schier unglaublicher Größe verteilten.
Natürlich gab es einen kleinen Stau, doch bereits fünf
Minuten später folgten alle in übergestreiften Pantoffeln
dem Majordomus durch die Gänge.
Wenn Trix bisher recht gelassen gewesen war, wurde
er jetzt mit jedem Schritt nervöser.
König Marcel war gerecht, ganz ohne jede Frage.
Aber König Marcel war ein König, wie er sein musste.
Und das bedeutete, dass er das Wohl des Staates über die
Gerechtigkeit stellte.
Und wenn das Wohl des Staates es verlangte, dass
nicht Solier und Gris zusammen herrschten, sondern Gris
allein, war Marcel damit einverstanden. Wenn das Wohl
des Staates es verlangte, Tiana dem Vitamanten zur Frau
zu geben, tat Marcel das. Wenn das Wohl des Staates es
verlangte, Sauerampfer und Ian (als Trix) zum Tode zu
verurteilen, gab es für Marcel kein Zögern.
Einmal hatte Trix in den Chroniken alles über die Taten der großen Könige (womit natürlich vor allem Marcel
der Vernünftige gemeint war) nachgelesen. Er war begeistert gewesen, dass Marcel der Vernünftige um des
Wohls des Staates willen alte Freunde verbannt, einen
Vertrag über ewige Freundschaft gebrochen, die Steuern
in seiner Geburtsstadt angehoben, Verbrechern verziehen
und viele andere Dinge gemacht hatte, die überhaupt
nichts mit Gerechtigkeit zu tun hatten, es dem Staat aber
erlaubten, groß und reich zu werden. Wer Unkraut jätet,
zieht auch Setzlinge heraus! , hatte er gesagt. Freunde hat
nicht das Königreich, Freunde hat nur der König. Die
Macht steht nicht für die Gerechtigkeit, sondern auf ihr.
Man erinnert sich nicht an das, was abgerissen wurde,
sondern an das, was aufgebaut wurde. Diese und ähnliche Aphorismen Marcels hatten nie Trix’ Widerspruch
herausgefordert.
Aber nun, unter all diesen Alchimisten – für die der
heutige Tag keine größere Enttäuschung bringen konnte
als die, dass der König das Verbot zur Herstellung von
besonders lauten Feuerwerkskörpern nicht aufhob –,
begriff Trix mit einem Mal, dass all diese weisen Worte,
die vermutlich auch Marcel der Lustige kannte, sich bestens gegen ihn und Tiana verwenden ließen.
Und das gefiel ihm überhaupt nicht.
»Wird schon alles gut werden«, flüsterte ihm Tiana ins
Ohr. Doch ihre Stimme klang, als beunruhigten sie die
gleichen Gedanken.
Trix seufzte, nickte und lenkte sich mit den Bildern ab,
die an den Wänden der Räume hingen, durch die sie kamen.
Es gab lustige Alltagsszenerien wie im Palast von Dillon (Gelage, Feiertage, Bälle) und Stillleben oder Schlachtengemälde. Warum auch immer, aber Landschaften
überwogen. Die funkelnden Berge der Kristallenen Inseln,
die heißen Wüsten Samarschans, die Schluchten und
Täler der Grauen Berge, das klare blaue Wasser und die
weißen Sandstrände der südlichen Inseln, grüne Wiesen
und dichte Wälder an Orten, die nicht genauer bestimmt
waren.
Wie gern würde er all das einmal sehen! Sich mit den
gewitzten Samarschaner Weisen unterhalten, im warmen
Meer baden oder Berge erklimmen. Aber dafür musste er
Marcel überzeugen, dass Gris ein Verräter war!
Schließlich erreichten sie den Thronsaal, einen sehr
langen Raum mit hoher Gewölbedecke, die von weißen
Marmorsäulen getragen wurde. Sie blieben davor stehen.
Der Majordomus wies der Delegation Plätze im Saal zu,
auf dass sie sich ja nicht mit den Höflingen mischte, die
den König erwarteten. Dann zeigte er den Alchimisten
noch, wie sie sich zu verbeugen hatten (da die Gildemeister in dieser Beziehung dem Hochadel gleichgestellt waren, brauchten

Weitere Kostenlose Bücher