Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
Vom Netzwerk:
auch sie die offizielle Verlautbarung
des Königs mit dem nötigen Jubel. Die Alchimisten
brauchten dagegen eine Weile, um die Worte des Königs
zu verdauen. Zu Neujahr kein Feuerwerk – was für eine
Enttäuschung!
Wenn danach allerdings mit einem noch größeren Fest
zu rechnen war …
Nun fingen auch die Alchimisten an zu jubeln.
»Wir wären glücklich, Sire, wenn …«, setzte ein Gildemeister an.
»… Ihr das Feuerwerk kostenlos ausrichten dürft, als
Geschenk für den Thronerben«, führte Marcel den Satz
zu Ende. »Weiß ich doch. Und ich erlaube es.«
Daraufhin klang der Jubel der Alchimisten etwas gedämpfter.
»Und jetzt«, sagte Marcel, »wo wir die Bitte der Gilde
der Alchimisten erfüllt haben, wollen wir Urteile fällen
und strafen.«
»Mein Herrscher!«, rief Tiana da. Sie stieß die fassungslosen Alchimisten zur Seite und drängelte sich nach
vorn. Trix folgte ihr mit weichen Knien.
Wenn vorhin ergriffenes Schweigen geherrscht hatte,
breitete sich jetzt Grabesstille aus. In ihrer Angst schienen die Anwesenden sogar den Atem anzuhalten. Mit
einem Mal zerriss ein schmatzendes Geräusch die Stille –
und aus dem Mund eines der drei Gildemeister flog sein
künstliches Gebiss und schlug polternd auf dem Boden
auf. Rasch hielt sich der Mann beide Hände vor den
Mund.
Marcel musterte Tiana neugierig und hob die rechte
Hand, worauf die Gardisten, die bereits auf die beiden
Kinder zueilten, stehen blieben. »Mal was anderes«, sagte
er. »Erklär mir doch bitte, mein Junge, was dich auf den
Gedanken gebracht hat, du dürftest deinen König unterbrechen!«
»Eure Majestät«, sagte Tiana und neigte den Kopf.
»Das Recht, den König zu unterbrechen, wurde meiner
Familie von Eurem ruhmreichen Vorfahr gewährt!«
»Ach ja?!« Das Interesse des Königs war geweckt. Er
sah den Herold an, der einen Schritt auf ihn zutrat und
ihm etwas zuflüsterte. »Diesen Fall gab es nur einmal«,
wandte sich der König wieder an Tiana. »Sprich! Wer hat
wem unter welchen Umständen dieses Recht eingeräumt?«
»Der große König Marcel der Vernünftige hat es dem
ersten Fürsten von Dillon eingeräumt, nachdem dieser
den König unterbrochen hatte, als er einen Toast mit einem
Pokal vergifteten Weins ausbringen wollte. Marcel der
Vernünftige hat damals gesagt: ›Von heute an habt ihr,
du und deine Nachkommen, für alle Zeit das Recht, den
König zu unterbrechen, wenn seine Worte übereilt oder
unvernünftig sind!‹«
»Das Geschlecht der Dillonen hat keine männlichen
Nachkommen mehr«, hielt der König dagegen.
»Ich bin auch nicht männlich, mein Herrscher«, erwiderte Tiana. »Falls es dafür eines Beweises bedarf …«
»Es ist nicht nötig, die aufopferungsvolle Tat der Fürstin Codiva zu wiederholen!«, sagte Marcel rasch. »Du
willst also behaupten … du seist die Fürstin Tiana!«
Tiana vollführte einen Knicks, was in der Männerkleidung recht komisch wirkte.
»Und du willst weiter behaupten … Fürstin … dass
meine Worte übereilt und unvernünftig waren?«
»Ja, mein Herrscher!«, sagte Tiana tapfer.
Der König ließ seinen Blick zu Trix weiterwandern.
»Und du, Jüngling …« Plötzlich stockte er und sah Trix
misstrauisch an. »Oder bist du auch eine junge Dame?«
»Ich bin Trix Solier, der Erbe des Co-Herzogs Rett
Solier, der von dem Verräter Sator Gris heimtückisch
ermordet wurde!«, rief Trix, bevor er hinzufügte: »Sire!«
Es mag seltsam klingen, aber: Der König amüsierte
sich. »Herrlich!«, sagte er. »Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass der heutige Tag derart viele Überraschungen
für mich bereithalten würde! Wie seid ihr in die Gilde der
Alchimisten gekommen?«
»Durch Betrug, Sire«, gab Tiana zu. »Diese guten
Menschen trifft keine Schuld, sie wussten nicht, wer wir
sind.«
»Gut, dann wollen wir die Bühne mal räumen«, erklärte
der König, während er es sich auf dem Thron gemütlich
machte. »He, Alchimisten, raus mit Euch! Die Höflinge
ebenfalls! Mir einen Pokal mit Stachelbeersaft! Und die
Familie Gris soll herkommen! Und Sauerampfer mit seinem Schüler aus dem Kerker auch! Halt! Wer ist das –
wenn du Trix bist?«
»Mein treuer Knappe Ian«, antwortete Trix. »Er hat
sich für mich ausgegeben, um mich vor Verleumdung
und Gefängnis zu bewahren, Sire.«
»Was das Gefängnis angeht, da hast du recht, was die
Verleumdung angeht – das wird sich noch zeigen«, erwiderte Marcel lächelnd. »Also, Sauerampfer und der falsche Trix sollen sich

Weitere Kostenlose Bücher