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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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hat sie sich aber auch
noch mit Lampenöl übergossen und angezündet! Was für
ein Bild! Das hätte ich zu gern gemalt! Die Herzogin
stürzt in Flammen gehüllt und von scharfem Stahl durchbohrt mit schmerzverzerrtem Gesicht aus dem Fenster!
Ich hätte es Die Flammende Aristokratin genannt! Oder
nein, besser noch Der Tod der Co-Herzogin Solier oder
Wer fällt aus dem Fenster?.«
Wumm!
Trix’ Faust traf mit voller Wucht auf den Kiefer des
Gesellen. Der flog von der Brüstung und knallte mit dem
Rücken aufs Pflaster. Der Krug fiel ihm aus der Hand,
der mit Wasser verdünnte rosafarbene Wein spritzte nach
allen Seiten.
»Spinnst du?«, schrie der andere Geselle und wich ein
paar Schritt zurück. »Hast du den Verstand verloren?«
Normalerweise freuten sich Gesellen über jede Prügelei.
Diese beiden waren jedoch allzu künstlerische Naturen,
die sich für das Auspeitschen kleiner Usurpatoren oder
den Fenstersturz einer erdolchten und brennenden Herzogin begeisterten, sich aber nie selbst zu einer Keilerei
herabließen.
»Das hättest du gern gesehen, ja?«, brüllte Trix, der
furchtlos auf die beiden Gesellen zuhielt, obwohl sie älter
und stärker waren als er. »Ja?«
»Du bist ja total verrückt!«, murmelte der erste und
hielt sich das Kinn. »Ich hol jetzt die Wache!«
»Und ich fordere dich zum Duell!«, schrie Trix. Seine
Hand schnellte zum Gürtel. Mist! Er trug ja weder ein
Schwert noch einen Dolch, sodass seine Bewegung aussah, als zöge er die Hosen hoch.
Die fahrige Geste flößte den beiden Gesellen Mut ein.
Der eine half dem anderen hoch. Letzterer spuckte rot
gefärbten Speichel aus, fuhr mit einem Finger über die
Zähne, krempelte die spitzenbesetzten Ärmel auf und
stellte sich Trix tapfer entgegen. Der andere tat es ihm
nach.
Trotzdem fiel die Prügelei aus.
Aus der Menge, die sich schon sammelte, trat ein
grauhaariger, stämmiger Mann in Seemannsjacke heraus
und stellte sich zwischen die beiden Gesellen und Trix.
Sein eines Auge war unter einer schwarzen Binde verborgen, was ihn wie einen alten Piraten aus einem Kinderbuch aussehen ließ. Obendrein humpelte er, sein Gesicht zierten einige längst vernarbte Schnitte, und an seinem Gürtel hing ein Entersäbel, wie ihn an Land nur Seeleute des Offiziersrangs tragen dürfen.
»Holt mal hübsch die Leinen ein, ihr Heinis!« Der
Mann maß die beiden Gesellen mit strengem Blick, Trix
drohte er mit dem Finger. »Was geht hier vor?«
Der Mann sah dermaßen außergewöhnlich aus, dass
alle drei vor Ehrfurcht erstarrten.
»Diese … diese Sau!« Einer der Gesellen zeigte auf
Trix. »Diese Sau hat mir einen Kinnhaken verpasst!«
»Wenn schon Schwein, dann Eber!«, brummte der
Einäugige. »Was hast du dazu zu sagen, du Streitkarpfen?«
»Er hat meine M…« Trix verstummte. »Er hat die CoHerzogin Remy Solier beleidigt!«
»Hab ich nicht!«, empörte sich der Geselle. »Das ist
ein tapferes Weibsbild, ich hätte sie gern gemalt!«
Trix stürmte schon wieder vor, wurde jedoch von dem
Einäugigen mit festem Griff geschnappt. »Gut!«, sagte er
streng. »Ich habe euch angehört und verstanden. Jetzt
vernehmt mein Urteil!«
Gebieterisch, wie seine Stimme war, hakte keiner der
drei nach, wie er sich aus diesen schwammigen Erklärungen ein klares Bild machen konnte und woher er
überhaupt das Recht nahm, irgendein Urteil zu fällen.
»Du!« Der Seemann zog seinen Entersäbel und zeigte
damit auf den geschlagenen Künstler. »Du hast dich respektlos über eine Aristokratin geäußert. Dafür hast du
deine gerechte Strafe erhalten!«
Der junge Künstler schniefte.
»Du!« Jetzt zeigte er mit dem Entersäbel auf Trix.
»Der Versuch, für eine Dame einzutreten, ehrt dich, aber
auf eine Keilerei auf offener Straße steht in unserer
ruhmreichen Stadt die Peitsche! Um die Gerichte nicht zu
bemühen, werde ich persönlich dich auspeitschen, an
Deck meines ruhmreichen Schiffes, der Asiopa ! Du
kriegst zehn Schläge mit der neunschwänzigen Katze!«
Als darauf ein Raunen durch die Menge ging, begriff
Trix, dass es eine harte Strafe war. Er wollte sich davonstehlen, doch die Menge versperrte ihm flugs den Weg,
sodass der einäugige Seemann ihn fest beim Kragen packen und mit sich fortschleifen konnte.
»Herr … äh … Herr Seemann!«, rief der geschlagene
Geselle. »Zehn Peitschenhiebe, das ist doch nicht nötig!
So gemein bin ich nicht! Fünf oder sechs reichen völlig!«
Damit legte der junge Mann fraglos einen gewissen
Edelmut an den

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