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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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war wie das andere. Dann
nahm der Kapitän noch den grauen Schopf ab, unter dem
schwarzes Haar zum Vorschein kam. Nun war klar, dass
Bambura dreißig, höchstens fünfunddreißig Jahre alt war.
»Du bist Trix Solier, oder?«
Trix seufzte und nickte.
»Erinnerst du dich an die Festlichkeiten im Winter vor
zwei Jahren, als fahrende Schauspieler im Schloss des
Co-Herzogs ein Stück aufführten? Irrungen der Weisheit
oder Viel Kummer um einen kleinen Elf ?«
Trix nickte verlegen. Einem fast erwachsenen Mann
hatte es natürlich nicht gut zu Gesicht gestanden, ein
Kinderstück über Elfen und Kobolde anzusehen. Sein
Vater hatte ihn deswegen sogar ausgelacht. Aber Trix
hatte der kühne Elfenprinz gefallen, der seine entführte
ältere Schwester aus den Klauen des Koboldkönigs befreite, und auch die ältere Schwester und sogar der gemeine König der Ko… – »Ihr!«, rief Trix. »Ihr seid der
Koboldkönig!«
Der Seemann Bambura hustete. Er wirkte geschmeichelt. »Zuweilen ja, junger Mann. Deshalb habe ich mich
Euch verpflichtet gefühlt. Unser Theater war damals in
einer erbärmlichen Lage, um es ganz offen zu sagen. Die
Großzügigkeit Eurer Hoheit … und natürlich auch die
der verstorbenen Herzogin … hat uns gerettet.«
Trix lief rot an. Es stimmte, er hatte seine Mutter damals überredet, die fahrenden Schauspieler gut zu entlohnen.
»Es hat mir sehr gefall…«, setzte Trix an.
In dem Moment klopfte jemand an die Tür. Anscheinend mit den Stiefeln. »Bambura!«, brüllte jemand. »Warum bist du nicht auf der Bühne? Albi sucht dich bereits
eine geschlagene Minute! Die Zuschauer fangen schon
an zu lachen!«
Bambura schoss wie der Blitz durch die Tür. Trix erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf einen kleinen
dicken Mann im Koboldkostüm – das viel zu närrisch
war, als dass ein echter Narr es getragen hätte.
Dann war die Tür schon wieder zu. Nachdenklich
blickte Trix in den Spiegel. War ihm das Schicksal am
Ende also doch hold gewesen. Gut, er hatte keinen
Schutzherrn gefunden, wie es sich für einen Helden eigentlich gehört, aber auf den Brettern, die die Welt bedeuten, würde er Atem schöpfen und sich überlegen können, was er mit seinem Leben anfangen sollte.
Draußen klatschte man Beifall. Trix seufzte: Er hätte
zu gern gewusst, was auf der Bühne geschah.
Der Mann auf der Liege rührte sich und sagte, ohne
Trix anzusehen: »Unter dem Bild an der Wand ist ein
kleines Loch. Da kannst du durchgucken!«
Erschrocken wanderte Trix’ Blick zu dem hellseherischen Unbekannten, dann trat er vor das recht kleine
Bild. Da Trix sich ein wenig für Malerei interessierte,
betrachtete er es genauer, kam jedoch zu dem Schluss, es
sei die Leinwand nicht wert, auf die es gemalt war. Der
unbekannte Künstler hatte eine geheimnisvoll lächelnde
Frau vor einer tristen Landschaft dargestellt. Das Lächeln
der Frau war derart gequält, dass man den Eindruck hatte,
der Künstler habe ihr über mehrere Stunden verboten,
sich wegen eines natürlichen Bedürfnisses zu entfernen.
Außerdem hatte er kein Gefühl für Proportionen. Und
diese öden braunen, gelben und grünen Töne gaben dem
Bild den Rest.
Dafür bot sich durch das Loch dahinter ein umso
prachtvollerer Anblick, denn es lag über den Köpfen der
Zuschauer, der Bühne direkt gegenüber, zwar etwas weit
weg, aber mit freier Sicht. Und tadelloser Akustik.
»Dir soll doch der Kiel durchbrechen!«, schrie Kapitän Bambura auf der Bühne. »Albi! Wie konntest du
glauben, ich würde zulassen, dass die Eingeborenen dich
fressen?«
»Wau! Wau! Wau!«, bellte ein kleiner weißer Hund,
während er um Bambura herumsprang.
»Nein, Albi!«, rief Bambura. »Wir werden nicht gegen
die Eingeborenen kämpfen, wir werden sie mit Schläue
besiegen! Sagt, Freunde, wohin sind die Wilden gegangen?«
»Dahin!«, erklang es mit piepsigen Stimmen im Saal.
Daraufhin sah sich Trix die Zuschauer an, bevor er das
Bild an seinen Platz zurückschob. »Sagt, spielt Ihr nur
für Kinder?«, fragte er den Mann auf der Liege.
»Wir spielen nicht, wir geben eine Vorstellung«, antwortete dieser patzig. »Nein, nicht nur. Auch für ihre
Eltern und Gouvernanten.«
»Als ich die Schreie gehört habe, habe ich gedacht,
hier werden minderjährige Sklaven verkauft«, gab Trix
zu.
»Das Gegenteil ist der Fall. Die minderjährigen Sklavenhalter verkaufen die armen alten Schauspieler«, antwortete der Mann auf der Liege bitter. »Wenn du nichts
dagegen hast, junger Mann,

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