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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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alten, aber reichen Frauen aushalten lassen; Pferde zureiten und in den Abfallgruben die schnellsten Kakerlaken einfangen; den Mist der Basilisken und
die Essensreste von den Krokodilen wegmachen oder die
Fußböden in den Schenken fegen.
    Trix, der keinen Schimmer hatte, was das Schicksal
für ihn bereithielt, ging die Uferpromenade hinunter. Als
der Hofastrologe vor vierzehn Jahren Rett Solier die übliche Lüge von dem Glücksstern aufgetischt hatte, unter
dem der Erbe des Co-Herzogs geboren worden sei, hatte
er nicht einmal geahnt, wie nahe er diesmal der Wahrheit
kam. Gerade schaffte Trix es nämlich, sich wie durch ein
Wunder vor einem in vollem Galopp heranpreschenden
Reiter in Sicherheit zu bringen und gleichzeitig die Hand
eines freundlichen jungen Mannes – er war vor drei Monaten in die Stadt gekommen, hatte auf der Stelle beim
Pferderennen sein ganzes Geld durchgebracht und sich
daraufhin einen neuen Beruf zugelegt – an die Steinbrüstung zu pressen, als sie bereits auf dem Weg in seine Tasche war. Der junge Mann, dem jene ungeschickte Bewegung von Trix’ den kleinen Finger brach, riss die Augen auf, erbleichte, hielt sich den schmerzenden Finger
und flüchtete rasch. Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass dieser äußerlich so harmlose Junge ihn bewusst
und in voller Berechnung verletzt hatte.
    Dabei war es pures Glück gewesen! Was natürlich
nicht das Geringste mit irgendwelchen Glückssternen zu
tun hat. Ihnen, den Sternen, sind die Menschen nämlich
absolut egal. Noch dazu, wo alle Menschen bei der Geburt gleich viel Glück zugeteilt bekommen – nur dass es
sich eben nicht bei allen gleich zeigt.
    Man denke nur an den armen Händler, der jeden Tag
sein Schicksal verflucht – und einer der bedeutendsten
Bildhauer der Welt hätte werden können. Oder an den
Würfelspieler, der ständig verliert, aber einen erfolgreichen Tulpenzüchter abgegeben hätte. An den Bauern,
dessen Saat einer Dürre zum Opfer fällt, vom Hagel vernichtet oder von Käfern gefressen wird, der jedoch ohne
Weiteres in einer regnerischen, windigen und völlig
mondlosen Winternacht einen Kampf im Bogenschießen
in der ruhmreichen Stadt Angurina gewinnen könnte.
    Der Grund, warum ein Mensch mehr, ein anderer weniger Glück hat, ist übrigens ausgesprochen verblüffend.
Und wenn dieses Rätsels Lösung erst einmal allgemein
bekannt wäre, wäre das Leben der Menschen fraglos besser!
    Doch Abuirre, ein Gelehrter aus dem heißen Samarschan, der sich zwanzig Jahre lang mit dieser Frage beschäftigte, war leider ein phänomenaler Pechvogel. Als
er das Rätsel nämlich beinahe geknackt hatte, kippte der
zerstreute Gelehrte eine Öllampe um, worauf ein Feuer
sein Laboratorium samt den Forschungsergebnissen fraß.
Der enttäuschte Abuirre kehrte der Wissenschaft daraufhin für immer den Rücken, ging in die Berge, schloss
sich dort einem recht kecken Völkchen an und zog bereits zwei Jahre später als der verwegenste, erfolgreichste
und erbarmungsloseste Räuber durchs Land.
    Und deshalb weiß Trix bis heute nicht, was der
Glücksstern für ihn bereithält und wann er verblassen
wird. Wie traurig das auch sein mag – aber auch wir
werden es nicht in Erfahrung bringen.
    Während Trix weiter die Promenade hinunterging, betrachtete er die eleganten Anwesen. Je weiter er sich von
den Fischern und Alchimisten entfernte, desto schöner
wurde alles um ihn herum. Vor den Häusern gab es nun
hübsche Zäune und grünen Rasen, die Bauten selbst hatten Balkone und Terrassen, Säulen und bunt glasierte
Fliesen sowie beschnitzte Holzverkleidungen. In allen
Fenstern saßen Scheiben, noch dazu solche aus klarem,
sauberem Glas, ohne Blasen und Risse. In kleinen Parks,
die zum Fluss hinuntergingen, spielten Kinder, auf die
strenge Gouvernanten in bodenlangen Kleidern und mit
Sonnenschirmen aus Papier aufpassten. Überall wuselten
Händler mit Bauchläden voller Süßigkeiten, Obst und
Kannen mit Zitronenwasser herum. Trix, auch ohne jede
Zauberei ein Süßschnabel, kaufte sich ein großes Stück
Halva mit Erdnüssen und eine Kanne mit Wasser und
setzte sich damit auf die Brüstung. Während er an der
klebrigen Süßigkeit nagte, blickte er nachdenklich zum
Schloss des Fürsten hoch.
    Sollte er umgehend beim Regenten vorsprechen?
Oder sollte er erst in eine Herberge einkehren, ein
Dampfbad aufsuchen und sich saubere Kleidung kaufen,
damit er als Co-Herzog in Verbannung auch würdevoll
aussah?
Eine

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