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Lukianenko Sergej

Lukianenko Sergej

Titel: Lukianenko Sergej Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trix Solier 3445BAB7
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schlafe ich noch ein Viertelstündchen. Mein Auftritt ist erst am Schluss und da werde
ich als Toter auf die Bühne getragen.«
Trix seufzte und setzte sich in den Sessel vor dem
Spiegel.
Er schielte zum Bild hinüber.
Irgendwie hatte diese Frau doch etwas.
4. Kapitel

W
    as für eine ausgekochte Idee!«, sagte Bambura
begeistert. »Den Erben des gestürzten Herrschers
laufen zu lassen, damit der eigene Sohn dessen Rache
fürchtet und nicht fünfe gerade sein lässt!«
Trix seufzte. Offen gesagt begeisterte ihn die Durchtriebenheit von Sator Gris nicht gerade.
»Diese Intrige ist der Feder eines Gil Gilian würdig!«,
fuhr Bambura fort. »Was für eine Tragödie hätte er daraus gemacht! Etwas wie Hannes und Greta ! Oder eine
Tragikomödie wie Julius und Julia. Oder eine Komödie
wie Kleo und Petra !«
»Und die hätte er dann Trix und Gris genannt«, höhnte
der Schauspieler, der am Ende des Stücks die Leiche des
Eingeborenenkönigs gespielt hatte. »Komm mal wieder
auf den Teppich, Bambu. Gil Gilian hat sich seine Stücke
ausgedacht oder von Kollegen geklaut, seine Stoffe aber
nie aus dem Leben gegriffen. Dazu hatte er viel zu große
Angst, irgendein edler Herr könne wütend werden und
ihn auspeitschen lassen.«
Trix interessierte sich zwar im Grunde nicht für diesen
Streit unter Schauspielern, nickte aber trotzdem.
Die Aufführung war vor einer Stunde zu Ende gegangen. Jetzt saß Trix zusammen mit Bambura (inzwischen wusste Trix, dass die Schauspieler der Einfachheit halber auf der Bühne ihre richtigen Namen trugen)
und dem mageren, dunkelhäutigen Mann, der den Kö
nig der Eingeborenen gespielt hatte, in der Garderobe.
Er hieß Kakritur oder Krikatur, das hatte Trix nicht
richtig verstanden, weshalb er jedes Mal, wenn er sich
an ihn wandte, durch die Nase sprach und flüsterte, als
sei er überraschend einem Schnupfen zum Opfer gefallen.
Bambura war direkt nach der feierlichen Beerdigung
von Kakritur-Krikatur, die Trix neugierig durch das Loch
in der Wand beobachtet hatte, zurückgekommen, den weißen Hund Albi unterm Arm. Beide hatten müde ausgesehen. Der Hund hatte Trix’ Beine beschnuppert, gekläfft
und war in die Ecke gerannt, wo seine Wasserschale
stand. Er hatte gierig wie ein edler Ritter am Morgen nach
einer Feier getrunken, unzufrieden geschnaubt und hätte
wohl beinahe in Hundesprache losgeschimpft. Bambura
wiederum hatte fröhlich ein Lied der schwarzen Sklaven
gesungen: »In die Freiheit, in die Freiheit … wir wollen in
die Freiheit«, und begonnen sich auszuziehen. Nachdem
er sich von seiner Seemannsjacke, dem Säbel, den Stiefeln
und der Augenbinde befreit, die Polster aus Lumpen von
Schultern und Oberarmen gelöst und den Gürtel aufgeschnürt hatte, war sein dicker Bauch nach unten gesackt.
Er hatte sich an den Tisch gesetzt und Trix freundlich zugezwinkert. Mit ihm war nur noch der gerade beerdigte
Kakritur-Krikatur in den Raum gekommen, der ein großes
Stück gebratenen Fleischs in der Hand hielt, dessen Duft
einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
»Das ist ausgesprochen praktisch«, bemerkte Bambura.
»In der Mitte des zweiten Akts braten die Eingeborenen
etwas über einem Lagerfeuer. Alle glauben, es wäre mein
Erster Offizier, ein derartiger Schuft, dass er nicht einmal
den Kindern leidtut. Dann vertreiben der Ritter Kristan
und die unschuldige Jungfrau Gliona die Eingeborenen,
er mit dem Schwert, sie mit Geschrei. Sie schnappen sich
das Fleisch und fliehen. Nach der Aufführung teilen wir
es uns.«
»Und … das ist kein …« Trix beäugte misstrauisch
das Fleisch.
»Wo denkst du hin!« Bambura fuchtelte mit den Armen.
»Wo sollten wir denn jeden Tag einen mistigen Schurken
für die Rolle des Ersten Offiziers hernehmen? Das ist
normales Rindfleisch vom Markt. Gut, es hat etwas
merkwürdig gerochen. Aber wir haben es mit Essig eingerieben und scharf gebraten!«
Das beruhigte Trix und er aß zusammen mit den
Schauspielern. Albi brachte sich mit forderndem Gebell
in Erinnerung. Anschließend erzählte Trix seine Geschichte, von dem Morgen an, da er zu seinem Vater in
den Thronsaal gegangen war.
»Du hast unrecht, KraKriKaKitur!«, rief Bambura hitzig aus. Trix gelang es auch diesmal nicht, hinter die
Aussprache des Namens zu kommen. »Wenn wir ein
Stück geben würden, in dem wir die Geschichte eines
armen Jungen erzählen, dann würden sich die Zuschauer
über die Ungerechtigkeit empören! Das Gemurre des
Volkes würde erst dem Fürsten,

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