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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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einer Stimme, die jeden Moment zu brechen drohte.
    «Sie schläft», sagte der Arzt nur.
    Ich folgte ihm in den Korridor hinter der Tür. Er ging weiter durch einen Aufwachraum. Nicole Rehbach lag auf einer Rollbahre, fast so weiß wie das Laken, mit dem ihr Körper bis zum Hals zugedeckt war. Ihr Gesicht war unverletzt – bis auf eine Prellung an der Stirn, die in der blassen Haut irgendwie unecht wirkte, wie aufgemalt. Eine Krankenschwester war bei ihr und löste einige Überwachungsinstrumente, mit denen sie noch verbunden war.
    «Sie wird sofort nach oben gebracht», begann der Arzt. «Wir haben zwei Intensivbetten, beide sind frei. Das heißt, sie hat unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.»
    Er zählte auf: «Platzwunde an der Stirn, unbedeutend. Starke Prellung mit Platzwunde im Hinterhauptsbereich, auch nicht gravierend. Keine Hirnblutung, nur eine schwere Erschütterung. Das Hirn war eine Zeit lang unterversorgt, daher die tiefe Bewusstlosigkeit. Sie hat sehr viel Blut verloren, vier Konserven Vollblut bekommen. Wenn nicht noch Komplikationen auftreten, hat sie eine Chance. Für den Fötus kann allerdings niemand garantieren.»
    «Sie ist schwanger?», fragte ich verblüfft.
    «Sechste Woche ungefähr», sagte der Arzt. «Ich habe unseren Gynäkologen dazugerufen, damit keine Verletzungen übersehen werden. Sexuelle Misshandlungen können wir ausschließen.»
    Sexuelle Misshandlungen konnte Hartmut Rehbach auch kaum noch in der üblichen Weise vornehmen. Schwanger in der sechsten Woche. Ich hörte Dirk Schumann schon sagen: «Na bitte.» Ein anderer Mann, ein Motiv im persönlichen Bereich. Der andere wird dich nicht bekommen – oder nicht mehr wollen, wenn ich mit dir fertig bin.
    «Können Sie mir etwas über die Tatwaffe sagen?»
    Der Arzt nickte mit einem vernehmlichen Durchatmen. «Ein höllisch scharfes Gerät, völlig glatte Wundränder. Kein Schnitt geht tiefer als anderthalb Zentimeter ins Gewebe, aber das reicht, um Muskeln und Sehnen zu durchtrennen. Möglicherweise eine Rasierklinge. Wenn man die so hält.» Er demonstrierte mit seinen kurzen, dicken Fingern, wie er eine Rasierklinge gehalten hätte.
    Ich dachte an den alten Nassrasierer auf der Ablage über dem Waschbecken. Als Schlagwaffe vermutete der Arzt einen Stock, ich dachte an eine Krücke. Aufgrund der Vielzahl der Wunden, des Blutverlustes und der Blutgerinnung konnte er auch ungefähre Angaben zur Zeit machen. Zwischen sieben und acht Uhr morgens. Mir fiel Patrizias Bemerkung über ihren Bruder ein: musste früh weg, nach Bochum. Sollte es sich wirklich nur um eine Beziehungsgeschichte handeln, nichts mit Nicoles Anruf bei mir zu tun gehabt haben? Ich hätte das so gerne geglaubt, mir wäre sehr viel wohler gewesen, wenn ich es hätte glauben können.
    Hoffnung auf eine baldige Aussage von Nicole Rehbach konnte der Arzt mir nicht machen. Es könne Abendwerden, eher morgen, meinte er. Ich wäre gerne geblieben, hätte mich neben ihr Bett gesetzt und gewartet, bis sie den Verdacht bestätigte, dass ihr eigener Mann ihr das angetan hatte. Aber ich hatte keine Ruhe, wollte zu Leonard Darscheid, zu Dorit Prangs Ehemann und auch mal kurz zu Trude. Ich wollte noch so viel tun.
    Auf der Rückfahrt versuchte ich erneut, von Patrizia einige Auskünfte zu bekommen. «Hat Nicole einen Freund?»
    «Wie meinen Sie das?» Es klang ein bisschen feindselig. «Nicole hat viele Freunde, Walter, Andreas und Uwe. Jeder mag sie gerne. Bruno sagt auch immer, sie ist eine tolle Frau. Aber sie würde Hartmut nie verlassen.»
    «Das habe ich dich nicht gefragt. Gibt es einen Mann, mit dem sie schläft? Ich weiss, dass dein Bruder nicht mehr mit ihr schlafen kann.»
    «Kann er wohl», behauptete Patrizia trotzig. «Da gibt es nämlich viele Möglichkeiten. Das haben sie ihm sofort nach dem Unfall damals alles erklärt.»
    «Aber ein Kind kann sie nicht von ihm bekommen», sagte ich.
    «Nicole hat mal gesagt, wenn sie ein Kind will, holt sie eins aus dem Heim. Da sind so viele, die eine Mutter brauchen. Sie weiß, wie das ist, hat sie gesagt.»
    Wir fuhren am Ortsschild vorbei, ich bog in den schmalen Weg ein, vor mir tauchte wieder der Bungalow auf. Die Rollläden an den beiden vorderen Fenstern waren immer noch unten. Ich fragte mich, wer der Mann gewesen sein mochte, der mir begegnet war, woher er gekommen und wohin er gelaufen sein mochte. Vielleicht nur ein Jogger, ein Bewohner der Bachstraße.
    Kurz darauf hielt ich hinter dem Garten an. Patrizia stieg

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