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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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erhoffte oder erwartete. Erklären konnte er ihr nichts, so viel hatte sie inzwischen begriffen.
    Stundenlang saß sie mit Ben auf dem Fußboden, ließ ihn wieder und wieder die Puppe zwischen die Hügel legen und die Feuerwehr auffahren, spielte mit ihm um Leben und Tod. Ein Schicksal nach dem anderen spielten sie durch, alle, die er kannte. Die junge Artistin, ein schwerverletztes Mädchen, von dem Bruno Kleu sagte, man habe es im August 87 im Bruch gefunden, Svenja Krahl, Marlene Jensen, die Amerikanerin Edith Stern, Britta Lässler und Bens kleine Schwester.
    Miriam verstand nicht alles, was er zeigte. Welche Bedeutung dem Deckenpaneel mit den beiden winzigen Figürchen zwischen all den Kringeln zukam, erkannte sie nicht. Leute im Wald, hatte Patrizia gesagt. Er benutzte das Paneel nur in Verbindung mit Svenja Krahl, einmal legte er in diesem Zusammenhang auch das Katalogbildchen einer Tasche hin. Aber Miriam wusste nichts von den Beweisen, die Trude Schlösser verbrannt hatte. Und Nicole hütete sich, ihr davon zu erzählen.
    So gab es für sie bald nicht mehr den geringsten Zweifel an Lukkas Schuld. Und sie hatte Lukka geliebt. Hatte vierzehn lange Jahre auf die Stärke eines Monsters vertraut, sich festgehalten an einer Illusion. Sein Erbe angetreten, seinen Freund Ben sympathisch gefunden, und das tat sie immer noch. Vielleicht war das die schlimmste Erkenntnis: Sie mochte Ben.
    Mit niemandem sprach sie über ihre Hilflosigkeit, dachte immer häufiger daran, sich umzubringen und Ben gleich mit, weil er auf seine Art ebenso schuldig geworden war wie sie, ebenso vertraut, vielleicht geliebt hatte.
    In den Wochen vor Weihnachten setzte sie ein Testament auf – zugunsten von Nicole Rehbach. Dann erzählte sie Ben, dass sie zusammen zu seiner Mutter gehen würden. Als sie ihn fragte, ob er einverstanden sei, nickte er nur.
    Ben konnte niemandem erklären, was Miriam Wagner ihm ankündigte. Nur Renate Kleu bemerkte, dass er nachdenklicher war als sonst, wenn er aus dem Bungalow zurückkam.
    Aber Renate wusste von Miriam nur, was ihr Mannund Patrizia erzählten. Eine sympathische, junge Frau sollte sie sein.
    Mit den Monaten hatte Renate auch erkannt, dass der verlorene Ausdruck auf seinem Gesicht kein Zeichen von Einsamkeit oder Trauer war, dass es eher das Gegenteil bedeutete. Ein paar Mal hatte sie ihn angesprochen, wenn er so versunken da saß. «Wo bist du, Ben?»
    Die Frage verstand er. Und Renate verstand seine Antwort. «Fein.» Er träumte mit offenen Augen von seiner Mutter, seiner kleinen Schwester, Britta und Antonia Lässler, der Freiheit in Feld, Wald und Wiesen, träumte sich mitten hinein in das verlorene Leben und war zufrieden darin.
    Renate fragte ihn auch nach den Stunden im Bungalow: «War es schön? Was hast du denn heute gelernt?»
    Wenn sie ihn das nach Patrizias Kartenstunden fragte, zeigte er oft etwas. Mit einer Geste hinaus auf den Hof, wo meist die Autos standen, und in der anderen Hand hielt er die entsprechende Karte. Oder er zeigte Arm, Bein, Bauch, Kopf, als Patrizia die Körperteile mit ihm durchnahm. Und wenn er keine Lust hatte, etwas zu demonstrieren oder zu tun, was Renate ihm auftrug, legte er RENATE MUSS WARTEN auf den Tisch.
    MUSS WARTEN trug er inzwischen auch in der Hosentasche, damit er es stets griffbereit hatte. Bruno amüsierte sich darüber. «Soll noch einer sagen, er wäre blöd.»
    Als er in der dritten Dezemberwoche von Miriam Wagner zurückkam – den Kasten brachte er immer wieder mit   –, legte er BEN und TRUDE auf den Tisch, kramte eine Karte mit einem Paar Füßen aus dem Kasten und legte sie zwischen die Namen.
    Renate sah keinen verräterischen Hinweis in der Kartenkombination.Sie vermutete, dass er allein zum Friedhof gehen wollte. «Wir gehen morgen», sagte sie.
    Patrizia war nicht da an dem Nachmittag. Es ging mit Riesenschritten auf Weihnachten zu, da mussten Geschenke besorgt werden. Für Ben kaufte Patrizia eine neue Barbie, weil die alte im Bungalow lag. Zusätzlich noch ein dickes Malbuch mit vorgezeichneten Figuren, die nur ausgemalt werden sollten, damit er nicht immer sinnlos auf den Schreibblock kritzeln musste, und ein Päckchen neuer Filzstifte, weil die alten kaum noch Farbe hatten.
    Zum Eklat kam es am ersten Weihnachtstag. Bruno hatte seine Frau vor die Alternative gestellt, Maria einzuladen oder auf ihn zu verzichten. Renate hatte daraufhin auch ihren Freund dazu gebeten. Und alle saßen friedlich beisammen.
    Dieter war es ein bisschen

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