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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Stunde. Er kann sich besser konzentrieren, wenn ich mit ihm alleine bin.»
    Miriam begleitete Patrizia zur Haustür, kam zurück, stieß einen pathetischen Seufzer aus und sagte zu Nicole: «Die Redseligkeit muss in der Familie liegen. Wie hältst du das aus? Du trägst heimlich Ohrstöpsel, gib es zu. Die nächste Stunde wird die reinste Erholung für mich sein.»
    Kurz nach Patrizia brach auch Nicole auf, um die Einkäufe zu machen. Ben blickte enttäuscht auf die Tür zur Garage, die sich hinter Nicole schloss, er hatte wohl darauf gehofft, sie würde bleiben. Dass er Nicole anhimmelte, fiel Miriam sofort auf. Es war derselbe Blick, mit dem Achim Lässler sie bei der ersten Begegnung auf dem Feldweg verschlungen hatte. Für Miriam hatte noch nie ein Mann so einen Blick gehabt. Sie kannte es nicht anders und war völlig sicher, dass sie es auch nicht wollte.
    «Räum das wieder ein», verlangte sie, zeigte mit einer ausholenden Geste über seine Sammlung.
    Er schüttelte den Kopf, hob die Barbie-Puppe vom Boden auf und sagte: «Kumpel Fein.»
    «Was heißt das?»
    Für einen Moment war er ratlos, wusste nicht, wie er ihr begreiflich machen sollte, dass die Puppe mit dem goldblonden Plastikhaar nun das schöne Mädchen darstellte, an dem Bruno so interessiert war. Er wartete darauf, dass sie ihm noch einmal die Bilder auf dünnem Papier zeigte, um es ihr damit zu erklären. Aber das tat sie nicht. Sie stand nur da und schaute ihn an mit einem Gesichtsausdruck, den er nicht einordnen konnte. So verteilte er seine Utensilien nach ein paar Minuten im gesamten Wohnzimmer.
    Die Hügel der Eisenbahnlandschaft stellten die Brombeerwildnis rund um den Birnbaum dar. Die Kirche standfür den Friedhof, ein paar Häuser verteilte er rund herum, das war das Dorf. Ein Haus stellte er ein Stück von den Hügeln entfernt auf. Das war das Haus seines Freundes, aber das kam erst später an seinen Platz. Zuerst nahm er es noch einmal weg, legte an die Stelle das Holzpferdchen hin und zog seinen Namen aus der Hosentasche.
    Nun konnte er beginnen. Die Puppe war das schöne Mädchen, mit dem für ihn das Wunder der Auferstehung verknüpft war. Es besuchte das Pferd auf der Wiese, dann ging es mit BEN zu den Hügeln. Sein Freund kam dazu, für ihn und das, was dann geschah, hatte er keine Figur und keine Karten, nur Worte.
    «Freund Rabenaas kalt», sagte er, und die Puppe fiel um. Er legte sie unter einen Hügel. Dann kam die Feuerwehr. Die kleinen Plastikfigürchen räumten den Hügel beiseite und halfen der Puppe beim Aufstehen. Feuerwehr und Puppe verschwanden hinter der Hausbar, er suchte aus dem Kasten das Wort, das der kleinen Maus verdeutlichen sollte, wie viel Zeit vergangen war. FRÜHER.
    Er nahm das Pferd weg, stellte das Haus an den Platz, legte AUTO zu den Hügeln und holte die Puppe wieder hinter der Bar hervor. Für einen Moment stand sie neben AUTO, dann lief sie zum Haus seines Freundes. Dort lag BEN. Die Puppe war DUMM, wollte nicht verstehen, dass BEN es nur GUT meinte. Auch das konnte er demonstrieren. Er nahm BEN in die linke Hand. Die rechte Hand hielt die Puppe, die linke streichelte über das Plastikhaar, die Puppe schlug nach der Karte.
    «Weg», sagte er, hielt dabei die Puppe hoch, um zu zeigen, wer gerade sprach. Dann hob er die Karte: «Rabenaas kalt.»
    «Weg», sagte die Puppe noch einmal.
    «Fein», sagte die Karte und zog sich wieder hinter das einsam stehende Haus zurück.
    Er hatte in jener Augustnacht begriffen, dass Marlene Jensen sich vor ihm fürchtete, als er sie warnte, indem er ihr sein Messer zeigte, damit sie begriff, was Lukka ihr antun würde, wenn sie zum Bungalow ging. Sie solle weiterlaufen zu Antonia, hatte er ihr geraten – Fein – und sich wieder im Mais versteckt, wo er auch vorher Wache gehalten hatte. Er war so erleichtert gewesen, als sie tatsächlich am Haus seines Freundes vorbeilief. Aber dann kehrte sie um, hatte hinter den Glastüren das blaue Licht gesehen. Leider konnte er das blaue Licht nicht zeigen, nur wie es dann weitergegangen war.
    Die Puppe musste nun zwischen zwei Hügeln liegen, den dritten türmte er darüber. Wieder kam die Feuerwehr – diesmal mit dem Hinweis: «Fein, fein macht.» Noch einmal halfen die Männer mit den Leitern und dem Korb dem schönen Mädchen aus der Erde, brachten es zur Kirche und legten es dorthin. Die Karte mit dem Namen seiner Mutter legte er daneben und noch eine weitere: WARTEN.
    Dann kam die Feuerwehr zum dritten Mal. Sie halfen dem

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