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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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peinlich, dass seine Eltern nicht mehr den kleinsten Versuch unternahmen, ihre Liebschaften zu verschleiern, dass sie sich auch noch benahmen, als seien sie seit Jahren gute Freunde. Patrizia stieß sich weder an Maria noch an Renates Freund. Sie fand es modern, dass sich alle gut vertrugen, überreichte Ben seine hübsch eingewickelten Geschenke und bekam im Gegenzug von ihm ein Fläschchen Parfüm, das Renate besorgt hatte.
    Zur Feier des Tages durfte er Patrizia auch einmal auf die Wange küssen. Renate erklärte ihm, dass es eine Ausnahme war, die sich im festlich geschmückten Tannenbaum begründete. Damit er auch wirklich begriff, dass ihm Küsse nur zu Weihnachten erlaubt waren, bekam er dann noch den ersten von Renate.
    Anschließend verzog er sich mit seinen Geschenken in die Küche, ihm waren zu viele Menschen im Wohnzimmer. Und alle sprachen durcheinander, das reinste Chaosin seinen Ohren. Als Renate ihm seinen Teller mit Weihnachtsgebäck brachte, saß er am Küchentisch und betrachtete die vorgegebenen Zeichnungen im Malbuch.
    Als Renate die zweite Kanne Kaffee holte, probierte Ben die neuen Filzstifte aus, machte hier und dort einen Strich ins Buch. Renate dachte noch, man müsse ihm vielleicht zeigen, wie eine Figur ausgemalt werden sollte. Aber dann vergaß sie ihn. Und er zog die neue Barbie-Puppe aus. Es hatten sich alle Geschenke gemacht, er hatte bisher nur Patrizia etwas gegeben, nun wollte er auch Bruno eine Freude machen.
    Eine knappe halbe Stunde später kam er ins Wohnzimmer und legte mit feierlicher Miene die Einzelteile neben Brunos Gedeck. Kopf, Rumpf, Arme, Beine, alles war über und über mit roten Strichen bedeckt. Bruno beachtete ihn nicht sofort, Maria saß schließlich dabei und beanspruchte seine gesamte Aufmerksamkeit.
    Ehe Bruno erkannte, was Ben auf den Tisch gelegt hatte, sah Patrizia es, geriet außer sich und machte mit ihrem Lamento alle anderen aufmerksam. «Warum hast du sie denn kaputtgemacht und so bemalt? Ich schenk dir nie mehr was, nie mehr.»
    «Fein macht», sagte er.
    «Das ist nicht fein», widersprach Patrizia. «Das sieht ja aus, als ob sie blutet.»
    Bruno beschwichtigte: «Ist doch nicht schlimm, das kann man wieder abwaschen, zusammenstecken kann man sie auch wieder. Darüber muss man sich nicht aufregen.»
    Er begriff natürlich, was ihm da geschenkt wurde. Nachdem Walter Hambloch detailliert den Zustand der Leichen beschrieben hatte, konnte es daran auch keine Zweifel geben. Maria erkannte es ebenfalls, ohne dem Polizisten zugehört zu haben. Ihr geschiedener Mannhatte ihre Tochter häufig mit einer Barbie verglichen. Langes, blondes Haar und kein Grips im Kopf. Und eine blutende Barbie in Einzelteilen   … Da musste kein Mensch Maria etwas erklären.
    Bruno verschwand eilig mit den Puppenteilen in der Küche. Maria folgte ihm und stellte ihn zur Rede. Im Wohnzimmer war sie gut zu verstehen. «Hast du das bei deiner Fachkraft so in Auftrag gegeben?» Eine Antwort wartete sie nicht ab. «Du elender Mistkerl, warum gibst du nicht endlich Ruhe? Ich will mir irgendwann vorstellen dürfen, Marlene wäre von einem Auto überfahren worden. Wie oft habe ich dich gewarnt? Keine Einzelheiten! Hast du mich überhaupt jemals ernst genommen? Seit du mit dieser Wagner zu tun hast, garantiert nicht mehr.»
    Maria sagte noch eine Menge mehr. Ihre lautstarken Vorwürfe machten Patrizia klar, dass Ben nur aus einem Grund zu Miriam Wagner gebracht wurde: weil Bruno alles ganz genau wissen wollte über Leben und Tod ihrer Freundin. Patrizia hörte auch, dass sie Dieters Zuneigung nur errungen hatte, weil Bruno zuerst sie als Quelle gebraucht und seinen Sohn mit einem fiesen Trick   – Maria drückte es so aus – von ihren Qualitäten überzeugt habe. «Der ist blöd genug, die Quasselstrippe für intelligent zu halten.»
    Das war zu viel für Patrizia, sie brach in Tränen aus. Dieter versicherte eilig, dass er sie wirklich liebe und sich von niemandem etwas aufschwatzen ließe, bestimmt keine Frau. Renate forderte ihren jüngsten Sohn auf, hinaufzugehen und zu packen, nur das Nötigste für die nächsten Tage. Den Rest konnten sie später holen. Renate ging ebenfalls nach oben, gefolgt von ihrem Freund, der rasch beim Packen helfen wollte, damit sie sich das nicht noch anders überlegte.
    Maria verließ das Haus als Erste, Bruno rannte hinter ihr her, versuchte etwas zu erklären, sich zu entschuldigen, sie zurückzuhalten. Dieter führte die aufgelöste Patrizia in sein

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