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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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gesagt: «Wenn Bruno dahinter kommt, möchte ich nicht wissen, was er mit ihm macht.»
    Was Bruno gemacht hatte, als er dahinter kam, wusste Nicole auch. Sie hatte mehrfach mit dem Gedanken gespielt, mich anzurufen, das neue Beziehungsgeflecht zu offenbaren und die Motive derer, die sich um Ben bemühten, dafür zu sorgen, dass er von Amts wegen sicher untergebracht wurde – zur Sicherheit für ihn. Getan hatte sie es nicht, aus vielen Gründen.
    Und inzwischen dachte sie, es wäre nicht mehr nötig, etwas zu unternehmen, soweit es Ben betraf. Es hätte sich doch noch alles irgendwie zum Guten gewendet, vielleicht nicht zum Besten für ihn, aber wer wusste schon, was für ihn das Beste war? Das hatte nicht einmal seine Mutter gewusst.
    Nicole war längst an dem schmalen Trampelpfad vorbei, hatte auch das Atelier von Leonard Darscheid bereits hinter sich gelassen und wunderte sich im Weitergehen flüchtig, weil sie Vanessa Greven seit Tagen nicht gesehen hatte. Sonst saß Darscheids Assistentin, oder wie immer man sie sonst nennen mochte, um diese Zeit meist noch nahe den großen Türen, beschäftigte sich mit feinem Schleifpapier und den kleinen Holzfiguren. Manchmal kam sie ins Freie, wenn Nicole vorbeiging. Dann wechselten sie ein paar Worte. Vielleicht war sie verreist. Nicole erreichte ihre Garage, ging über den Betonpfad zum Anbau.
    Der Mann trat aus dem Gestrüpp auf den Weg, lief inRichtung Bungalow, daran vorbei, umrundete den Lässler-Hof in weitem Bogen, lief weiter zu dem kühlen Ort, an dem er die Nähe der Frau genießen und von Nicole träumen konnte.

ZWEITER TEIL
Niemandes Kind
    Patrizia
    Als Trude Schlösser Anfang Mai 96 starb, war Bens Ersatzmutter noch nicht ganz achtzehn Jahre alt. Geburtstag hatte Nicole Rehbachs junge Schwägerin Patrizia erst Ende Mai. Sie war nur knapp einssechzig groß, nicht die beste Voraussetzung, die Welt vor Ben oder ihn vor der Welt zu beschützen. Patrizia lebte in der festen Überzeugung, dass jeder Mensch die gleichen Rechte hatte. Und zuallererst setzte sie die beiden obersten Verbote außer Kraft, die Trude erlassen hatte. Bei ihr durfte er Mädchen anfassen und mit Messern hantieren.
    Das Gefühl, einen Platz gefunden zu haben, an dem er bleiben und zufrieden sein konnte, bis seine Mutter zurückkam, hatte Ben nur für sehr kurze Zeit. Vielleicht sogar nur in den ersten Stunden nach der Beerdigung. Bruno Kleu nahm ihn mit auf seinen Hof, zeigte ihm das Zimmer, das für ihn hergerichtet worden war. Seine neuen Sachen waren schon da. Das hatte Bruno in den vergangenen Tagen erledigt.
    Es war wirklich ein schönes und großes Zimmer, hatte sogar ein eigenes Duschbad. Brunos Haus war gebaut worden, um irgendwann mehrere Generationen zu beherbergen. Platz war darin mehr als genug. Bruno führte ihn noch ins Bad, damit er sich auch dort mit allem vertraut machen konnte.
    «Waschen und rasieren kannst du dich ja alleine», sagte Bruno und brachte ihn wieder nach unten zu seinerFrau. Renate war in der Küche mit der Zubereitung eines späten Mittagessens beschäftigt. Bruno verabschiedete sich. Er hatte sein Ziel erreicht. Ben auf seinen Hof geholt. Dort sollte er es gut haben. Bruno war entschlossen, ihm ein freundliches Heim zu bieten und ein sinnvolles Leben mit etwas Arbeit. Aber damit hatte es nun keine Eile mehr.
    Allein mit Renate Kleu in der Küche war fast ein bisschen wie bei seiner Mutter. Renate sprach nicht, so konnte Ben eintauchen in die Bilder der letzten Tage und Stunden, noch einmal jede Einzelheit betrachten. Brunos ältester Sohn Dieter war nach dem Essen in den Stall gegangen, der jüngere Heiko in sein Zimmer, um Schularbeiten zu machen. Renate hatte sich einen Korb Bügelwäsche vorgenommen.
    Ben saß bei ihr und wartete auf Bruno, der für ihn in den vergangenen Wochen zu einer wichtigen Bezugsperson geworden war. Aber es kam nur Patrizia Rehbach, die frühere Freundin von Marlene Jensen.
    An Marlenes Seite hatte Patrizia lange vergebens darauf gehofft, Dieter für sich zu gewinnen. Dieter Kleu war ahnungslos und hoffnungslos verliebt gewesen in seine Halbschwester. Mit ihren schmachtenden Blicken und den Fragen, ob er sie aus der Diskothek mit zurück ins Dorf nehmen könne, war Patrizia ihm nur auf die Nerven gegangen. Sie ging vielen Leuten auf die Nerven. Sogar ihre Schwägerin Nicole sagte oft: «Mein Gott, Patrizia, du redest einen heute wieder tot und lebendig.»
    Und dann hatte Bruno Kleu im November 95 zu seinem Sohn gesagt: «Dass

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