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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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leicht, als ich diese Worte hörte.
    Wer ist uns? , wollte es aus mir herausplatzen,
aber ich beherrschte mich, wusste nur zu gut, dass es keine besonders gute Idee
war, in diesem Moment Andreas´ Geduld zu strapazieren.
    »Ich
danke Ihnen«, sagte ich daher schlicht.
    »Dir«,
verbesserte er und legte seine Hand auf meine Schulter. »Wir beide stehen uns
weit näher, als du ahnst, Mädchen. Ich würde es daher vorziehen, das lästige
Sie fallenzulassen.«
    »Gut,
dann danke ich dir«, verbesserte ich mich bereitwillig.
    Andreas´
Hand fuhr mir behutsam durchs Haar, seine Augen tasteten sorgsam über mein
Gesicht. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er ein attraktiver Mann war – eine
ältere Version Kiros, wie ich mir in Erinnerung rief. Die Reife verlieh seiner
Gestalt einer Erhabenheit, die mich mit Ehrfurcht erfüllte. Dass er älter war,
machte ihn anziehender, begehrenswerter.
    »Du
solltest nun besser zu Bett gehen«, sagte Andreas.
    Seine
Hand zog sich von meinen Haaren zurück. Sowohl die Worte als auch seine Geste
wirkten wie ein Weckruf auf mich, und ich konnte nicht verhindern, ertappt
zusammenzuschrecken.
    »Morgen
werden wir deine Ausbildung fortsetzen, Laura«, fuhr er fort, die Bewegung
meiner Mimik genau verfolgend. »Dann wirst du endgültig ein Teil davon.«
    Wovon? , wollte ich ihm nachschreien, aber er
war bereits gegangen.
    Wie
ein von seinem Herrn zurückgelassener Hund stand ich vor der geschlossenen Tür
meines Zimmers, starrte Andreas so lange nach, bis er um die Ecke bog und
endgültig aus meinem Blickfeld verschwunden war.
    »Wovon?«,
flüsterte ich.
     
     

Kapitel XVI
     
    »Herrin?«, erklang
eine Stimme in meinen Gedanken.
    Mit
einem unterdrückten Seufzer schlug ich die Augen auf und fand mich auf einem
riesigen, mit zahlreichen roten Kissen bedeckten Bett wieder, in dem ich drei,
wenn nicht sogar vier Mal bequem Platz gefunden hätte. Der Raum selbst hatte
eine kreisrunde Form und war, wie alles andere an diesem Ort, schlichtweg
gewaltig. Entgegen meinen Erwartungen gab es weder Staub noch Unrat, die Böden
waren gefegt, die Möbel entstaubt. Selbst die Holzbretter vor den blind gewordenen
oder gänzlich fehlenden Fensterscheiben wurden von schweren Vorhängen verdeckt,
sodass ich kaum wahrnahm, dass das Haus, in dem ich mich aufhielt, nicht mehr
war denn eine verfallene Ruine.
    Die
gebeugte Gestalt, die in der Mitte meines Zimmers stand, kam zögerlich näher. Ihre
Anwesenheit überraschte mich nicht. Seit Andreas mich in diesem Raum
zurückgelassen hatte, waren immer wieder Diener (ich fand kein anderes Wort für
all jene vermummten, gesichtslosen Figuren, die wie Schatten durch die Gänge
streiften) in mein Gemach getreten, um mir zu essen zu bringen oder sich
einfach nur im Namen meines Gastgebers nach meinem Befinden zu erkundigen.
    Instinktiv
warf ich einen Blick auf den Eichentisch, auf dem ein silbernes Tablett mit
einem Krug Wasser, einer Schale Trauben und einem halben Laib Brot lag. Dieses
einfache, aber dennoch ausgiebige Mahl war mir erst vor einer knappen Stunde
gebracht worden, sofern ich meinem Zeitgefühl noch annähernd trauen konnte. Obwohl
ich geradezu unvorstellbaren Hunger hatte und auch meine Kehle ausgedörrt vor
Durst war, hatte ich mich bislang nicht dazu überwinden können, das Dargebotene
anzurühren. Zu stark wühlte die Aufregung in meinen Gedärmen. Es war
unverkennbar, dass Andreas etwas Bestimmtes mit mir vorhatte, und das eigentümliche
Ambiente machte mir deutlich, dass es sich um etwas sehr Bedeutungsvolles
handeln musste.
    Als
Andreas gegangen war, brannten mir tausend Fragen auf der Zunge, und wenn ich
von den vergangenen Tagen härtesten Trainings nicht so ausgelaugt gewesen wäre,
hätte ich wohl das Zimmer verlassen und begonnen, das Gebiet zu erkunden, kaum
dass die Tür mit einem satten Laut hinter mir ins Schloss gefallen war. Doch
beim Anblick des weichen, großzügigen Bettes streckte ich alle geistigen
Waffen. Sobald mein Kopf die Kissen berührte, war ich bereits in einen tiefen
Schlummer gefallen und erst am nächsten Morgen wieder erwacht – zumindest
vermutete ich, dass es morgen gewesen war, schließlich konnte ich durch die
verhangenen Fenster nichts erkennen.
    Nach
mehreren Stunden erholsamen Schlafes hatte ich die Ereignisse der vergangenen
Tage in meinem Kopf zu einem Ganzen zusammengefügt. Andreas´ schneidend scharfe
Bemerkungen über angebliche Deserteure in ihren eigenen Reihen, sein seltsames
Verhalten bei Nacht, vor

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