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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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allem aber dieses riesige Gebäude, in dem irgendetwas
ganz und gar Heimliches vor sich gehen musste – all dies deutete nur in eine
Richtung. Insgeheim hatte ich es wohl schon sehr viel länger gewusst,
mittlerweile konnte es keinerlei Zweifel mehr für mich geben. Ich wusste nun,
wo ich gelandet war. Und welchem Herrn mein sich aufopfernder Retter diente …
    Wahrlich,
es gab so einiges, das ich mit Andreas zu bereden hatte.
    »Herrin,
ich störe Euch nur sehr ungern«, versuchte die Gestalt es erneut. Wie bei allen
anderen Kuttenträgern auch konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen, trotzdem
hatte ich seit ihrem Eintreten das merkwürdige Gefühl, diesem Menschen schon
einmal begegnet zu sein. Nur wo, das vermochte ich nicht zu sagen.
    »Du
musst mich nicht Herrin nennen«, gab ich müde zurück. Das hatte ich bereits
anderen Dienern vor ihm gesagt, und ich bekam von ihm dieselbe Antwort wie
bisher.
    »O
doch, Herrin, das muss ich sehr wohl. Täte ich es nicht, würden mich schlimme
Bestrafungen erwarten.«
    Ich
streckte mich auf den Laken aus, gähnte genüsslich. »Gut, wenn es denn sein
muss. Was willst du?«
    Der
Kuttenträger deutete eine Verbeugung an und wies mit der Hand auf die einen
Spalt offenstehende Tür.
    »Der
Herr wünscht Euch zu sehen.«
    Sofort
war ich hellwach und richtete mich kerzengerade in meinem Bett auf. Als ich
etwas erwiderte, versuchte ich, mir meine Nervosität nicht allzu deutlich anmerken
zu lassen. »Das wird auch allerhöchste Zeit. Ich dachte schon, ich müsste hier
auf den Jüngsten Tag warten.«
    »Darüber
solltet Ihr keine Witze machen«, murmelte der Kapuzenträger ernst. »Bitte folgt
mir nun. Der Herr wartet nicht gerne.«
    Das
musste er mir nicht zweimal sagen. Rasch schwang ich die Beine über die
Bettkante, um mich dem Fremden anzuschließen. Als wir uns durch die Gänge
bewegten, registrierte ich mit leisem Unbehagen, dass die Fackeln und Kerzen,
welche bei meiner Ankunft die Flure beinahe taghell erleuchtet hatten,
erloschen waren. Dadurch fiel es mir unheimlich schwer, mich zu orientieren. Reichlich
hilflos stolperte ich im Halbdunkeln hinter meinem Führer her und bemerkte
dabei, wie viele verschiedene Türen und Abzweigungen diese Gänge bereithielten.
Wie sich mein Begleiter in diesem Labyrinth zurechtfinden konnte, noch dazu bei
diesen Lichtverhältnissen, war mir ein Rätsel.
    Vor
einer schlichten, schwarz gestrichenen Holztür hielten wir an.
    »Wir
sind da«, sagte der Mann überflüssigerweise. »Dies ist das Gemach des Herrn. Wenn
Ihr es gestattet, werde ich mich nun entfernen.«
    Der
Fremde wollte sich umwenden und gehen, doch ich hielt ihn am Arm zurück und
vertrat ihm rasch den Weg.
    »Einen
Moment.«
    »Herrin?«,
fragte mein Gegenüber. Aus seiner Stimme war nicht die geringste Regung herauszuhören.
    Ich
starrte konzentriert in die verwaschene Dunkelheit vor mir, auf den Fleck, an
dem sich das Gesicht meines Führers befinden musste.
    »Wer
bist du?«, fragte ich geradeheraus. Ich spürte, wie der Fremde unter meinen
Worten sichtbar zusammenfuhr, und instinktiv verstärkte ich meinen Griff noch.
    »Ich
möchte wissen, wer du bist!«, verlangte ich erregt und eine Spur lauter als
angebracht. Meine Stimme hallte verzerrt von den steinernen Wänden wider, ein
spöttisches Hohngelächter aus den Kehlen tausender Dämonen. »Antworte mir!«
    »Wer
ich bin?«, echote die Gestalt. »Was für eine Bedeutung hätte die Antwort auf
diese Frage für Euch? Ich bin doch nur ein unbedeutender Diener.«
    Sein
Zögern reizte mich zur Weißglut. »Sag es mir! Sofort!«
    Mein
Führer schwieg verbissen, obwohl sich meine Fingernägel mittlerweile so tief in
sein Fleisch bohrten, dass ich warmes, klebriges Blut in den Handflächen spüren
konnte. Er gab nicht einmal den mindesten Schmerzenslaut von sich. Das machte
mich fast noch wütender, und ich stieß ihn mit einem ärgerlichen Aufschrei von
mir, sodass er gegen die Wand prallte. Dabei verrutschte seine Kapuze und gab
den Mann darunter frei, den ich so verbissen bloßlegen hatte wollen.
    Das
schwache Licht ringsum reichte gerade aus, die Züge des anderen im Halbdunkel
auszumachen: Es war Freudt, der Polizist, der Kiro und mich aus der St.
Heinrich Klinik hatte entführen wollen. Mein Mund öffnete sich in leisem Erstaunen,
als ich das aschfahle Gesicht dieses Mannes erblickte, der nun noch abgezehrter
und erschöpfter wirkte als bei unserer ersten Begegnung.
    Schweigend
zog Freudt die Kapuze wieder an ihren Platz und

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