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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Luft zu einer
Entgegnung holen konnte. »Er ist ein naiver, kurzsichtiger Narr, geblendet von
seinen romantischen Fantasien, der sich mit Vergnügen in Gefahr stürzt, um sein
Gewissen zu beruhigen, anstatt es einfach zum Schweigen zu bringen.«
    Ich
ignorierte Hansen weiter, konzentrierte mich gänzlich auf Kiro, an dessen Brust
ich nun lehnte. »Ich danke dir. Vielen Dank.«
    Ich
schrak innerlich zusammen, als ich das stumme Versprechen im Tonfall meiner
Worte wahrnahm – eines, das ich Kiro schon viel zu oft gegeben hatte, wenn auch
nicht so intensiv wie nun, und jedes Mal hatte ich ihn aufs Neue enttäuscht und
verletzt. Und was auch immer Er mit uns vorhaben
mochte, es war mit Sicherheit nicht dazu angetan, den Schmerz des jungen Mannes
in irgendeiner Weise zu lindern oder ihm gar zu geben, was er sich so sehnsüchtig
wünschte. Ganz gleich, wie diese Geschichte ausging – der Verlierer stand immer
auf meiner Seite.
    Das ist grausam , schrie ich in Gedanken auf. Ich
nehme mit, was du willst, aber tu Kiro nicht weh.
    Die
Stimme schwieg eisig, aber auch das war eine Antwort.
    Kiros
Arme schlossen sich fester um mich, seine Hände zitterten ein wenig, als er behutsam
über meine Schultern streichelte. »Du bist also …« Er räusperte sich, suchte
nach Worten. »Du bist wieder … du selbst?«
    »Ich
bin nicht mehr wütend auf dich, wenn es das ist, was du meinst«, gab ich
zurück. »Ich habe einige Dinge zu dir gesagt, die nicht besonders nett und auch
gar nicht so gemeint waren, und das tut mir sehr leid. Ich hatte Angst, war
verwirrt und habe überreagiert, aber jetzt geht es mir besser, und so etwas
wird nicht wieder vorkommen. Ich hoffe, du verzeihst mir noch einmal.«
    Kiro
atmete leise aus wie jemand, dem eine erdrückende Last abgenommen worden war. »Da
gibt es nichts zu verzeihen«, sagte er ernst. »Ich bin nur froh, dass du dich
wieder besser fühlst. Das ist fantastisch.«
    »Ja,
das ist wahr. Diese Geschichte ist tatsächlich ziemlich fantastisch«, knurrte
Hansen.
    Kiro
setzte zu einer scharfen Entgegnung an, um den Arzt in seine Schranken zu weisen,
doch ich schaltete mich dazwischen.
    »Es
ist gut, Kiro«, sagte ich leise. »Er vertraut mir nicht, und das kann ich ihm
auch nicht verdenken. Wahrscheinlich würde ich mir nicht einmal selbst trauen,
wäre ich an eurer Stelle, nach allem, was ihr dank mir durchmachen musstet.«
    »Unsinn«,
widersprach Kiro sanft.
    »Du
weißt, dass es kein Unsinn ist«, sagte ich, schüttelte aber noch im selben
Atemzug den Kopf. »Aber genug davon. Ich weiß, wie Sie zu mir stehen, Doktor,
genauso wie ich weiß, dass ich Sie nicht umstimmen können werde. Also lassen
wir dieses leidige Thema, das uns nur Zeit und Energie kostet.« Ich machte eine
kurze, genau bemessene Pause, während der ich mich behutsam Kiros Umarmung
entzog. Als ich weitersprach, klang meine Stimme sehr ernst. »Es gibt
wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern müssen.«
    Nun
hatte ich Hansen überrascht, so sehr, dass er sogar vergaß, mich mit bösen
Blicken aufzuspießen.
    »Wichtigere
Dinge?«, echote er.
    Ich
nickte zögernd. »Ja. Ich fürchte, meine Rückkehr war doch nicht völlig ohne
besonderen Anlass. Wir haben ein ernstes Problem.«
    Worauf will Er hinaus? , dachte ich
verwirrt. Möchte Er die beiden etwa doch warnen?Hat Andreas nicht
behauptet, das hätte keinen Sinn?
    »Was
soll der Schwachsinn?«, fragte Hansen barsch. War das Angst in seinen Augen?
    Mein
Blick wanderte erst zu ihm, dann zu Kiro, dann wieder zurück zum Arzt.
    »Ihr
solltet euch besser setzen.«
    Draußen
prasselten die ersten Regentropfen gegen die neuen, blankgeputzten Scheiben und
hüllten die Welt in einen undurchsichtigen Schleier. Durch die gläserne
Terrassentür konnte ich erkennen, dass die Wolkendecke von einem gelegentlichen
grellen Licht zerrissen wurde. Das dumpfe Grollen, das ich bisher mehr gefühlt
als wirklich gehört hatte, gewann allmählich an Lautstärke.
    Wie eine Verzerrung der Wirklichkeit , dachte
ich schaudernd. Ist das vielleicht der Weltuntergang? Der Anfang vom Ende?
    »So,
nun sitzen wir alle«, riss Hansen mich aus meinen düsteren Gedanken. »Es wird
Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, Mädchen. Erzähl uns von dem ernsten
Problem .«
    »Das
kann ich nicht«, antwortete ich ruhig, hob aber rasch die Hand, als Hansen
zornig auffahren wollte. »Ich kann euch nicht erzählen, was sich nicht in Worte
fassen lässt«, fuhr ich mit leicht erhobener Stimme fort. »Aber ich kann

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