Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
Vom Netzwerk:
scheitert, ist alles verloren.« Ich hob
langsam den Kopf und starrte aus halb zusammengekniffenen Augen hinaus in die
falsche Nacht. »Sollte es uns nicht gelingen«, fuhr ich fort, »wird es schon
sehr bald niemanden mehr geben, den man retten könnte. Sobald der Mond vollends
der kompletten Finsternis gewichen ist, um sich erneut zu füllen, wird auch die
Welt, die wir kennen, vollkommen vom Antlitz dieses Planeten getilgt sein – um
dann neu zu entstehen.«
    Wie
um meine Worte zu unterstreichen, rollte in diesem Moment ein ohrenbetäubender
Donnerschlag über das Haus hinweg, beinahe augenblicklich gefolgt von einem
grellen, vielfach verästelten Blitz, der wie die zornige Faust des Himmels auf
die Erde herabfuhr.
    »Uns
bleibt bloß noch Zeit bis Neumond?«, versicherte sich Hansen. »Nicht länger?«
    »Keine
Stunde mehr«, bestätigte ich und riss meinen Blick von dem strömenden Regen los.
Die Wolkendecke verwehrte mir zwar den Blick auf den Mond, doch ich wusste auch
so sehr genau, wie dünn die silberne Sichel bereits war. »Schon innerhalb weniger
Tage steht hier kein Stein mehr auf dem anderen.«
    »Und
wie sieht dein Plan aus? Sollen wir einen Kreis in die Erde ziehen, uns nackt
hineinsetzen und um Mitternacht die Sterne ansingen, in der Hoffnung, dass wir
uns keine Erkältung einfangen?« Hansens Worte klangen nicht ganz so spöttisch,
wie er vermutlich beabsichtigt hatte, und das Lächeln, das seine Lippen
umspielte, wirkte mehr nervös denn sarkastisch.
    »Nichts
dergleichen«, antwortete ich ruhig. »So einfach wird es nicht.«
    »Und
wann wirst du uns endlich in deinen glorreichen Plan einweihen?«
    »Noch
nicht«, sagte ich, immer noch vollkommen unberührt von den
Provokationsversuchen des Arztes. »Die Zeit ist noch nicht reif dafür.«
    Hansen
fuhr so plötzlich hoch, dass Kiro neben ihm vor Schreck beinahe vom Stuhl
gefallen wäre. » Weißt du, was mich die Zeit mal kann! « Mit der geballten
Faust schlug er auf den Tisch, dass das Holz hörbar krachte. Sein Gesicht war kaum
eine Handbreite von meinem entfernt, trotzdem zuckte ich nicht einmal mit der
Wimper, als diese Schimpftriade über mich hereinbrach. » Die Welt geht in nur
ein paar lächerlichen Tagen unter, und du hast nichts Besseres zu tun, als mir
seelenruhig zu erklären, du wartest lieber ab, bevor du dich an ihre Rettung
machst! Du Wahnsinnige hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank! Einsperren
sollte man dich, du Hexe, und den Schlüssel wegwerfen! «
    Hansen
schien noch etwas sagen zu wollen, sog hörbar die Luft zwischen den Zähnen ein,
schüttelte dann aber bloß heftig den Kopf, als wollte er die Worte, die in
seiner Kehle emporstiegen, einfach aus seinen Gedanken werfen. Mit sichtbarer
Kraftanstrengung wandte er sich von mir ab. Sein Atem ging keuchend, und ich
konnte sehen, wie sich feine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Seine
noch immer zur Faust geballte Rechte zitterte sichtbar.
    »Schlagen
Sie mich«, sagte ich ruhig und breitete demonstrativ die Arme aus. »Schlagen
Sie mich, wenn es Sie befreit, so lange und so hart, wie Sie wollen.«
    Für
einen Moment glaubte ich, Hansen würde mein Angebot tatsächlich annehmen, doch
dann senkte er die bereits zum Hieb erhobene Faust wieder und fuhr sich stattdessen,
plötzlich mit einem Ausdruck tiefer Bestürzung, durch das schweißnasse Gesicht.
    »Verdammt«,
murmelte er und verzog die Lippen zu etwas, das wohl ein schmerzliches Lächeln
hätte werden sollen, aber zu einer Grimasse geriet. »Du hast recht. Du hast
wirklich recht. Irgendetwas … geschieht hier. Etwas, das uns gegeneinander
aufspielt. Und beinahe hätte ich ihm nachgegeben.«
    Ich
schwieg weiterhin, doch es war ein zustimmendes Schweigen.
    »Was
passiert, wenn wir uns einmal nicht mehr dagegen wehren können?«, fragte Kiro
leise. »Wenn wir beginnen, uns gegenseitig … zu attackieren?« Uns
umzubringen. Er wagte es nicht, die Worte auszusprechen, aber sie standen
ihm auf die Stirn geschrieben.
    »Wenn
das passieren sollte, ist es das sichere Todesurteil für den Betroffenen«,
antwortete ich ruhig. Er hatte diese Frage erwartet, mehr noch schien
das gesamte Gespräch seinen Sinn in diesem Ausgang zu finden. »Und für jene,
die sich in seiner unmittelbaren Nähe aufhalten. Wir dürfen kein Mitleid haben,
auch nicht in unseren Reihen. Sollte jemand der Veränderung verfallen, muss er
ausgelöscht werden, bevor er Schaden anrichten kann. Handeln wir nicht konsequent,
haben wir keine Chance, zu

Weitere Kostenlose Bücher