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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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sich, während ich mich auf Hansens Haus zubewegte, das trotz
seiner hellen Fassade nun düster und bedrohlich auf mich wirkte. Über meinem
Kopf grollte der Donner und kündete ein herannahendes Unwetter an. Ich wusste,
aus welcher Richtung es kam, denn ich war diejenige, die es herantrug.
    Dort am Zaun wirst du etwas finden, das du brauchen kannst , sagte die Stimme, und leiser Spott klang darin mit.
    Da
ich ohnehin keine andere Wahl hatte, bewegte ich mich gehorsam auf die bezeichnete
Stelle zu. Ich ließ mich in die Hocke sinken und wischte mit einer Hand einige
Grasbüschel beiseite, die Hansen mit seinem Rasenmäher wohl nicht mehr erreicht
hatte. Dahinter zum Vorschein kam ein dunkelblauer, zweiteiliger Overall, der
einem Hausmeister gut zu Gesicht gestanden hätte. Unvermittelt gefror ich
innerlich zu Eis, als ich begriff, dass ich splitternackt war. Diesmal bedurfte
es keiner gesonderten Aufforderung meines Wächters – ich hatte es auch so eilig
genug, in die übergroßen Kleidungsstücke zu schlüpfen. Nachdem ich den Overall
hochgehoben hatte, kam auch noch ein Paar Sneakers zum Vorschein, das mir zwar
um geschätzte zwei Nummern zu groß war, seinen Zweck jedoch erfüllte.
    »Du
scheinst ja alles genau geplant zu haben«, bemerkte ich gepresst. Und obendrein
schien Er keinerlei Zweifel gehegt zu haben, dass ich in diese Sache
einwilligen würde. Das erfüllte mich mit ziellosem Zorn.
    Er antwortete weder auf meine Worte noch auf
meine Gedanken. Stattdessen zog Er die Zügel etwas straffer und lenkte
mich vom Zaun weg, wieder auf den Weg zurück, auf dem ich vorhin gelandet war,
als ich noch Flügel und einen Schnabel gehabt hatte. Noch bevor ich das Haus
vollends erreicht hatte, drangen die Laute eines heftigen Streites an mein Ohr,
die mir deutlich bewiesen, dass die Welle des Hasses auch hier nicht völlig
spurlos vorübergezogen war. Wahrscheinlich war es einzig und allein den
natürlich angeborenen geistigen Kräften der beiden Männer zu verdanken, dass
noch kein Unglück geschehen war, das mir meine schwerwiegende Aufgabe erleichtert
hätte.
    Da
wurde die Eingangstür aufgestoßen und Kiro stürmte mit finsterem Blick in den
Garten, dicht gefolgt von Hansen, der jedoch im Türrahmen stehen blieb und Kiro
lediglich wütend hinterher starrte. Dieser Anblick wirkte auf groteske Weise vertraut.
Ohne mich zu bemerken, standen sie sich mit vor Wut verzerrten Gesichtern eine
Weile gegenüber und schrien sich immer wieder knappe, hart klingende Worte zu,
die ich allerdings nicht verstehen konnte. Kiro deutete wiederholt mit einem
Arm in die Ferne. Der Arzt bewies einmal mehr, wie erwachsen er im Vergleich zu
Kiro war, indem er auf dessen heftiges Gebrüll reagierte, indem er ganz einfach
noch lauter und noch unverständlicher zurück schrie, um seinen Gesprächspartner
zu übertönen.
    Die
beiden Männer, komplett in ihren inbrünstigen Wortwechsel vertieft, bemerkten
mich erst, als ich mich nur noch ein paar Meter von ihnen entfernt befand. Während
Kiro bei meinem Anblick halb erfreut, halb erschrocken zusammenfuhr, runzelte
Hansen die Stirn und wich sogar ein Stück in den trügerischen Schutz seines
Hauses zurück.
    »Laura!«,
rief Kiro aus. Mit einigen wenigen, ausgreifenden Schritten hatte er mich
erreicht und schien knapp davor, mich in eine heftige Umarmung zu schließen.
Die Erfahrung allerdings brachte ihn dazu, die Hände im letzten Moment wieder
sinken zu lassen. Ein wenig hilflos stand er so vor mir, die Augen überlaufend
vor Freude, die Arme nutzlos an seinen Seiten herabhängend.
    »Du
bist zurückgekommen!«
    Ich
starrte ihn unverwandt an, wusste nicht, was ich sagen sollte – oder was man
mir zu sagen gestatten würde.
    O, das kannst du bestimmt besser als ich ,
meldete sich eine verächtliche Stimme auf meine ungestellte Frage. Und
schließlich wollen wir so natürlich wie möglich wirken. Wir wollen ja keinen Verdacht
erregen.
    Da
waren wir nicht ganz einer Meinung, doch da ich wusste, dass mein Kontrahent
die besseren Argumente hatte, ließ ich es dabei bewenden.
    »Ja.«
Die Antwort kam mit einiger Verzögerung und schmeckte schal in meinem Mund.
    »Ich
kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich wiederzusehen!«, rief Kiro
aus. »Ich dachte schon, du wärst für immer fortgegangen, zu diesem … Zu wem
eigentlich, Laura? Wer war dieser Fremde, den du begleitet hast?«
    Ich
schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich werde dir alles erzählen, Kiro, aber nicht
jetzt. Ich habe einige

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