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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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willentlich, andere, weil sie es mussten. Er verwandelt
uns nicht nur deshalb in Tiere, weil Er es kann und wir fähige Spione
abgeben.« Versonnen betrachtete Mike seine ausgestreckte Hand, drehte und wendete
sie, als wäre es ein seltsamer Fremdkörper, den er eben erst entdeckt hatte. » Er tut das, weil wir im tierischen Körper willensschwach sind. Es ist sicherer für Ihn , auf diese Weise in uns einzudringen. Das Gehirn einer Krähe oder
einer Ratte wird beinahe ausschließlich von Instinkten und niederen Trieben beherrscht.
Daher ist es für Ihn ein Leichtes, es mit Seinen Befehlen
auszufüllen. Wenn jedoch dieser Platz im Bewusstsein eines Wesens bereits
besetzt ist wie beim Menschen, stellt es eine Herausforderung für Ihn dar, Seinen Willen auf uns zu übertragen.«
    Ich nickte.
»Ja, das habe ich bemerkt. Als Krähe kam mir gar nicht in den Sinn, etwas
anderes zu tun als das, was die Stimme in meinem Kopf mir diktierte. Erst, als
ich mich in einen Menschen zurückverwandelte, begann ich mich zu sträuben.«
    Mike seufzte.
»An jenem Tag erweiterte Er Seine Armee, so wie Er es noch
viele Male danach tun sollte. Seine Magie ließ uns zu einem Teil von Ihm werden, und ich wurde erstmals mit meiner Aufgabe betraut.«
    »Mich zu
finden«, vermutete ich.
    »So ist es.«
    Ich biss mir
auf die Unterlippe und ballte die Hände zu Fäusten. Wir schwiegen, während wir
eine wie ausgestorben daliegende Straße überquerten. Einige Autos waren quer
über der Fahrbahn zum Erliegen gekommen, Fahrer- und Beifahrertür standen weit
geöffnet. Manchmal, ganz selten nur, drang aus der Ferne das sanfte Rauschen
eines fahrenden Wagens an unser Ohr, und ich wusste, dass dies jene armen
Hoffnungsvollen waren, die die Veränderung noch nicht ergriffen hatte und die
ihr Heil in der Flucht suchten. Sie würden es nicht finden, denn so weit, wie
der Arm der Apokalypse reichte, konnte kein Fahrzeug sie tragen. Dieser Gedanke
stimmte mich trübsinnig.
    »Es war nicht
weiter schwer, dich ausfindig zu machen«, fuhr Mike fort, nachdem wir die
verwaiste Straße mit den liegengebliebenen Wagen hinter uns gelassen hatten.
»Es scheint fast so, als stünde Er in einer eigenartigen Verbindung mit
dir. Zielsicher sandte Er mich stets dorthin, wo du anzutreffen warst.
Ich beobachtete dich aus der Luft, vom Erdboden aus, durch das Fenster in
deinem Zimmer. Ob ich falsch oder richtig handelte, wusste ich nicht, es
interessierte mich auch nicht sonderlich, denn nur Sein Wille allein
trieb mich an. Ich war Krähe und Diener, nichts weiter. Das wäre ich noch
heute, wenn du mich nicht von Seinem Einfluss losgerissen hättest.«
    Ich starrte
Mike unverwandt an. »Das habe ich nicht. Du selbst hast dich von Ihm befreit.«
    Mike lachte
trocken und schüttelte den Kopf, dass das Regenwasser von seinen Haaren
spritzte. »Das könnte ich niemals, Laura. Ich bin kein Magier. Der Funke Magie,
der von Ihm auf mich übergesprungen ist, reicht gerade dazu aus, meine
Gestalt in die einer Krähe wandeln zu können, doch selbst dieser Zauber ist nur
geliehen. Nein, ich bin nicht wie du, nur ein Zahnrad im Getriebe der Macht.
Unbedeutend. Ersetzbar. Du warst es, die mit sanften, aber starken Fingern den
Knoten aufgetrennt hat, der meinen Geist an Seinen fesselte. Nachdem du
mich aus meiner Apathie gerissen hast, war ich verstört, ziellos. Ich begriff
kaum, was in den vergangenen Wochen geschehen war. Bevor ich richtig zur
Besinnung kommen konnte, hatte das Feuer, das ich selbst gelegt hatte, um dich
in der allgemeinen Verwirrung mit mir zu nehmen, das Zimmer erreicht. Aus purem
Instinkt warf ich mich durch das Fenster, und wie von selbst wechselte ich in
meine Krähengestalt. Ich entkam dem Feuer, doch ich wusste nicht wohin. Erneut
war es Sein Ruf, der mich leitete, wenn auch weit schwächer als in den
vergangenen Wochen. Ich glaube nicht, dass er mich jemals vollständig
losgelassen hat. Doch Er zog sich zurück, beobachtete und leitete mich
aus der Ferne.«
    Mikes Blick
wanderte in den finsteren Himmel, als suchte er dort oben nach dem riesig
aufragenden Gesicht seines Herrn. »Meine Strafe war grässlich, aber Er tötete mich nicht, sondern nahm mich wieder in Seinen Reihen auf. Warum Er mich nicht vernichtet hat, weiß ich bis heute nicht. Ich hätte es wohl getan,
an Seiner Stelle.«
    »Es war nicht
notwendig«, sagte ich dumpf. » Er kennt deine Gedanken und Gefühle, deine
Pläne. Er war in deinem Kopf.«
    Mike schauderte
sichtbar. »Verdammt, ja. Das

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