Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
Vom Netzwerk:
wusste gar nicht, dass du Sinn für Humor hast, mein Freund.
Zumindest hast du ihn in all der Zeit, die ich dich kenne, niemals gezeigt.«
    »Damals
gab es nur herzlich wenig Grund, um zu lachen«, antwortete Hansen.
    »Und
jetzt ist dieser Grund gegeben?«
    »Jetzt
kann ich nichts mehr verlieren.«
    Diese
Antwort wischte augenblicklich jedes Anzeichen von Belustigung aus Eloins
Gesicht. Überaus ernst nickte sie. »Du hast recht, wir müssen aufbrechen. Die
Zeit rinnt uns durch die Finger. Ich spüre, dass sich eine dunkle Wolke auf uns
herabsenkt, die uns sehr bald vollständig eingehüllt haben wird.«
    »Sehr
bald?«, echote Hansen. »Was genau verstehst du unter ›sehr bald‹?«
    »Nun,
ein paar Stunden.«
    »Und
dann?«, fragte Kiro, dessen Augen sich in stillem Schrecken geweitet hatten.
    »Dann
ist alles zu Ende.«
    Schweigen
breitete sich zwischen ihnen aus.
    »Wir
gehen«, sagte Hansen schließlich heiser.
    Er
scheuchte Eloin und Kiro hinaus in den Sturm, während er selbst sich noch
einmal in sein Haus wandte und die ihm so vertraute Einrichtung wehmütig
betrachtete. Was auch immer ihnen nun in den nächsten Stunden widerfahren
würde, Hansen hatte das grässliche, bohrende Gefühl, dass er niemals wieder
hierher zurückkehren würde. Am liebsten hätte er noch einmal einen ausgiebigen
Rundgang durch sein Heim gemacht, um sich von all den kleinen Selbstverständlichkeiten
zu verabschieden, mit denen er seit Jahren sein Leben verbracht hatte, doch das
ging natürlich nicht. Mit einem Seufzer trat er ebenfalls in den Regen hinaus
und zog die Tür hinter sich ins Schloss, was einen satten, endgültigen Laut
erzeugte. Er schloss nicht ab, als er Eloin und Kiro in die verzehrende, von
Wasser aufgewühlte Schwärze folgte.
    »Wohin?«
brüllte Hansen Eloin über das Tosen des Unwetters zu. Dass er nun das Kommando
doch bereitwillig der Magierin überließ, wurde ihm erst einen Herzschlag später
bewusst.
    Eloin
sagte etwas, doch ihre Worte wurden vom Krachen eines in der Nähe
herabfahrenden Blitzes verschluckt.
    »Was?«,
brüllte Hansen.
    MONDSCHEINGASSE , formulierte Eloin
überdeutlich mit den Lippen.
    Hansen
zog erstaunt die Augenbrauen hoch, aber als Eloin sich nicht wiederholte,
schüttelte er fest entschlossen den Kopf. Nicht dorthin, wo alles seinen Anfang
genommen, wo ihre Leute am schwächsten gewesen und beinahe vernichtet worden waren.
Niemals wieder in diesen Höllenpfuhl. Beinahe wurde ihm schwindlig, als er
wiederholt den Kopf von einer Seite zur anderen warf. Nicht dorthin.
    Eloin
runzelte die Stirn und nickte entschieden. Doch, genau dorthin.
    In
hilflosem Zorn ballte Hansen die Fäuste. Es schien, als bliebe ihm nichts
anderes übrig, als der Magierin zu gehorchen – es gab auch keinen
Gegenvorschlag, den er hätte vorbringen können. Gemeinsam liefen sie mit
gesenkten Köpfen los, Eloin an ihrer Spitze. Der Wind riss an ihrer Kleidung,
wollte sie zurückzerren, zu Boden reißen, aufhalten, doch sie ließen sich nicht
beirren, denn nun hatten sie ein Ziel.
    Hansens
Stiefel versanken tief in dem morastigen Sumpf, in den sich sein gepflegter
Vorgarten verwandelt hatte, schmatzend schloss sich der Schlamm um seine Sohlen
und zog ihm beinahe die Schuhe von den Füßen. Auch Kiro kämpfte sichtlich mit
dem unebenen Untergrund, nur Eloin, die im Gegensatz zu ihnen keine
Regenstiefel trug, bewegte sich mit sicherer Zielstrebigkeit durch den
künstlichen Sumpf. Als sie endlich den ebenen Asphalt erreichten, stellte
Hansen ohne sonderliche Überraschung fest, dass sie beide Schuhe verloren hatte
und ihre Füße unter dem langen, nun von Schlamm schweren Saum ihres Kleides
nackt waren.
    Wind
und Regen waren nicht die einzigen Bedrohungen auf ihrem Weg – der Sturm hatte einige
junge Bäume und unterarmstarke Äste losgerissen, die er mühelos durch den
Himmel trug wie welkes Herbstlaub. Als eines jener lebensbedrohlichen
Geschosse, die sie zuerst nur aus der Ferne zu sehen bekamen, plötzlich mit
einer unfassbaren Geschwindigkeit auf sie zuraste, hoben Eloin und Kiro
synchron die Arme. Der Wind wechselte seine Richtung, ebenso wie der schwere
Ast, der mitten in der Luft eine betrunken aussehende Drehung vollführte. In
sicherer Entfernung prallte er auf dem Boden auf und zersplitterte in einer
Explosion von Spänen. Als Hansen sah, wie diese beiden Magier mit einer solchen
Selbstverständlichkeit ihre unfassbaren Kräfte anwandten, musste er an sich
halten, um sie nicht mit offenem Mund

Weitere Kostenlose Bücher