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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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gefüttert zu werden – ebenso wie ich. Meine Füße und
Hände kribbelten vor Aufregung, als ich Andreas folgte.
    »Mike«,
sagte ich plötzlich. Ich hatte bislang kaum einen Gedanken an den jungen Mann
vergeudet, aber nun drängte er sich mir ins Bewusstsein. »Wo ist er? Ich muss
ihm Lebewohl sagen.«
    »Diese
Gelegenheit wirst du bekommen«, gab Andreas zurück, ohne innezuhalten. »Und nun
schotte deinen Geist gegen jede Ablenkung ab. Sammle deine Kräfte, denn gleich
werden wir eins sein mit dem Universum.«
     
    Das Schicksal geht
manchmal seltsame Wege. Wochenlang hatte Taoyama vergeblich nach jenen
selbstständigen Rebellen gesucht, von deren Existenz er fest überzeugt gewesen
war, hatte entgegen Brandts eindringlichem Ratschlag jede sich bietende
Gelegenheit genutzt, die geheimnisvollen Verbündeten aufzuspüren – erfolglos.
Aber nun, da er sie am dringendsten brauchte, fand er sie an genau jenem Ort
vor, an dem sich alles entscheiden würde und an dem ihre Hilfe am meisten
verlangt war. Das Schicksal, die Vorherbestimmung oder wie auch immer man es sonst
nennen wollte, hatte sie alle hier zusammengeführt, um ihnen die Macht und das
Vertrauen in die Hand zu geben, etwas zu verändern, den Lauf der Zeit umzukehren.
Dieser Gedanke machte Taoyama seit langer Zeit wieder neuen Mut.
    Die
drei Fremden hatten ihm ohne zu zögern bedeutet, zurück in das Haus zu kehren,
aus dem sie gerade gekommen waren. In der trügerischen Geborgenheit der
verlassenen Villa angekommen, deren Mauern ihnen wenigstens Schutz vor dem
beißenden Wind und dem strömenden Regen boten, hatte Taoyama zum ersten Mal die
Gelegenheit gefunden, die drei Fremden genauer in Augenschein zu nehmen.
    Anfangs
war er beinahe ein wenig enttäuscht von seiner Ausbeute. Was auch immer er erwartet
hatte – das war es gewiss nicht. Die kleine Gruppe bestand aus einer
Frau mit auffällig dunklen, faszinierenden Augen, einem Jungen, dessen Alter
irgendwo zwischen fünfzehn und zwanzig liegen musste, der eine unübersehbare
Familienähnlichkeit zu seiner Begleiterin aufwies und dessen Gesicht Taoyama
aus der Tageszeitung bekannt war, ohne dass er sich die dazupassende Geschichte
ins Gedächtnis rufen konnte, und schließlich einem Mann um die Vierzig, der
Taoyama mit unverhohlenem Misstrauen beäugte und scheinbar alles andere als
zufrieden mit seiner Situation war. Kurz: ein bunt zusammengewürfelter Haufen,
den Taoyama und sein gefiederter Begleiter perfekt ergänzten.
    Mit
wenigen Worten hatte die Frau, die sich als Eloin vorgestellt hatte, den
Japaner über ihre Pläne aufgeklärt, und der Mann, der scheinbar darauf bestand,
förmlich als Doktor Hansen angesprochen zu werden, wofür Taoyama ihm in
Gedanken einen Minuspunkt auf seiner imaginären Liste eintrug, hatte knapp
seine Erlebnisse der letzten Wochen geschildert.
    Auch
Taoyama erzählte bereitwillig von dem schändlichen Verrat in ihren eigenen
Reihen sowie von seiner Auseinandersetzung mit Brandt, in deren weiterer Folge
er an die für sie alle unbezahlbare Information gelangt war, die ihnen Seinen Aufenthaltsort verriet.
    »Brandt?«,
wurde er da plötzlich von Hansen unterbrochen. Seine Hände waren zu Fäusten
geballt, und seine unrasierten Wangen hatten zu beben begonnen. »Ein Mann
namens Viktor Brandt?«
    Taoyama,
verwundert über die grobe Unterbrechung, nickte. »So war sein Name.«
    Hansens
Faust fuhr donnernd auf den Mahagonitisch herab, um den sie sich versammelt
hatten. »Dieses miese Schwein! Er war es, der mich aufgehalten hat, als ich
Miranda damals allein nach Hause geschickt habe. Er hatte mich zu sich gerufen,
damit sein Herr bequem und ohne Hindernisse an meine Liebste herankommen konnte.
Wie feige, wie unfassbar ehrlos!«
    Taoyama
knirschte so heftig mit den Zähnen, dass sein Kiefer schmerzte, als Hansens
Worte die bereits vergessene Pein in seiner Brust von Neuem entfachte. »Ja, so
was konnte er gut, der Hund.«
    Eloin
bedeckte ihr Gesicht mit einer Hand, und Taoyama entdeckte eine einzelne,
glänzende Träne, die unter ihren Fingern hervorlief und an ihrem Kinn perlte.
»Schon damals waren unsere Reihen voller Verräter. Viktor Brandt, dieser
besonnene, gutherzige Mann, ein Lügner und Mörder. Es ist nicht zu glauben.«
    Taoyama
schnaubte. »Er wird uns niemals wieder belästigen.«
    Mit
neuem Feuer in der Brust fuhr Taoyama mit seiner Geschichte fort. Er hatte kaum
fortgesetzt, als sich plötzlich der Kanarienvogel aus Taoyamas Manteltasche wand
und auf die

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