Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)
Schnittwunde an seinem Unterarm.
»Dafür
ist später noch Zeit.«
Freudt
nickte entschlossen und nahm dem Bewusstlosen den Dolch ab, anschließend wandte
er sich um. Taoyama tat es ihm gleich, wobei er endlich ebenfalls Gelegenheit fand,
sein Messer zu ziehen. Noch einmal würde seine langsame Reaktionszeit ihn nicht
in Bedrängnis bringen.
Rasch
sah er sich nach dem dritten Vermummten um, der jedoch wie vom Erdboden verschluckt
schien. Da fiel sein Blick auf Eloin, deren Gegner vor ihr in die Knie gesunken
war, die Augen nach oben verdreht, sodass nur das Weiße darin zu sehen war. Aus
seiner Nase floss ein hellrotes Rinnsal. Offensichtlich hatte sie, ganz so, wie
Taoyama es vermutet hatte, keinerlei Probleme mit ihrem Widersacher – zumindest
nicht mit jenem, den sie bewusst wahrnahm. Nun sah Taoyama, wo der dritte
Angreifer abgeblieben war.
»Eloin!«,
schrie er auf, doch es war bereits zu spät.
Der
Schwarzgekleidete, der unbemerkt hinter Eloin aufgetaucht war und mit seiner
heimtückischen Waffe ausgeholt hatte, verzog das Gesicht zu einem hämischen
Grinsen und stach kraftvoll zu. Eloins wunderschöne Augen weiteten sich vor
Schmerz, als die geschliffene Klinge in ihren Rücken getrieben wurde, und keuchend
fiel sie auf die Knie herab.
Plötzlich
war Freudt heran und riss seinen ehemaligen Gefährten von der Magierin fort.
Mit wutverzerrtem Gesicht schlug er dem Kuttenträger mehrmals hintereinander
hart ins Gesicht, bis es derart angeschwollen war, dass es als appetitliche
Fleischpastete durchgegangen wäre. Der Mann grunzte und schüttelte unwillig den
Kopf, aber er kam nicht mehr dazu, ihn zu klären, denn Freudt hatte nun
ebenfalls den Dolch erhoben und trieb ihn mit einer gezielten Bewegung in die
Kehle des anderen. Röchelnd und Blut spuckend brach dieser zusammen und rührte
sich nicht mehr. Als Taoyama seinen neuen Verbündeten so kämpfen sah, dankte er
Gott auf Knien dafür, dass diese Tötungsmaschine auf ihrer Seite stand.
Endlich
war auch er heran und stürzte neben Eloin zu Boden, die aus blicklosen Augen
auf den Asphalt starrte. Hastig tastete der Japaner nach der Wunde in ihrem
Rücken und sog entsetzt die Luft zwischen den Zähnen ein, als er seine in Blut
gebadeten Finger wieder zurückzog.
»Verdammt«,
stieß er hervor, und Panik drohte, ihn zu übermannen. Sie brauchten Eloin! Ohne
sie waren sie nur ein Haufen orientierungsloser Freaks.
»Hilf
meinem Sohn«, sagte Eloin tonlos, ohne aufzusehen. »Und hilf Johannes. Ich
komme schon zurecht.«
»Aber
Sie ...« Taoyama wollte widersprechen, als ihm Freudt eine Hand auf die
Schulter legte. Ärgerlich schlug er sie beiseite, sah ihn aber trotzdem bereitwillig
an.
»Sie
hat recht, Hiroshi Taoyama«, sagte Freudt ernst. »Wir können im Moment nichts
tun.«
Taoyama
wollte auffahren, nickte dann jedoch bloß stumm, da er einsah, dass es die
Wahrheit war. Hastig stemmte er sich wieder auf die Beine und folgte Freudt,
der nach einem letzten Blick auf die am feuchten Asphalt kniende Eloin bereits das
nächste Schlachtfeld ansteuerte.
Auch
Hansen und Kiro hatten bereits einen ihrer Angreifer zu Boden gestreckt, doch
die drei übrigen waren noch bei bester Gesundheit und schenkten den beiden
Magiern nichts. Vor allem Hansen war in höchster Bedrängnis – sein Gesicht war
vor Anstrengung gerötet, seine Ausweichbewegungen wurden zusehends träger und
mühsamer. Obgleich er noch kein einziges Mal ernsthaft getroffen worden war,
konnte es nur eine Frage der Zeit sein, ehe einer seiner Gegner den alles
entscheidenden Schlag setzen würde.
Im
Vergleich dazu bewegte Kiro sich weitaus flinker als der Ältere, aber wie
Taoyama schien auch ihm das Wissen zu fehlen, wie er sein magisches Potenzial
vollauf im Kampf entfalten konnte; sonst hätte er es Eloin längst gleichgetan
und seine Gegner mit zerplatzten Gehirnen auf die Matte geschickt.
»Verflucht!
Davon, dass ihr Magier seid, merke ich nicht viel«, knurrte Freudt, während er
mit Taoyama zu den drei letzten Gegnern stürmte, um Kiro und Hansen beizustehen.
»Wir
sind ja auch noch in der Ausbildungsphase«, schnaubte Taoyama, der sich über
die Bemerkung vor allem ärgerte, weil sie zutraf.
»Es
gibt so viele mächtige Magier auf diesem Planeten, und ich gerate ausgerechnet
an die Harry-Potter-Fraktion«, gab Freudt mit einem gepressten Lachen zurück.
Zu
seiner eigenen Überraschung hörte Taoyama sich ebenfalls lachen – musste an der
hohen Adrenalinkonzentration in seinem Blut
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