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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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gänzlich aufgelöst und die Akte für immer geschlossen
wurde. Zu etwa derselben Zeit verschwand auch Er , was mir nur logisch
erschien, da der Kampf, wenn schon nicht gewonnen, so zumindest zu Ende war.
Ich hätte die Polizei verlassen können, aber das tat ich nicht. Ich blieb
weiterhin beim Feind, vielleicht aus Bequemlichkeit, oder unter der Annahme,
dass ich an dieser Stelle eines Tages noch gebraucht werden würde.«
    »Verstehe
ich das richtig?«, unterbrach Hansen Freudt energisch. » Er ließ die
Sondereinheit ausspionieren, die uns unterminieren wollte? Zu welchem Zweck?«
    Freudt
verzog die Lippen zu einem schauderhaften, blutverschmierten Grinsen. »Das
konntet ihr natürlich nicht ahnen, da Er und Seine Leute stets
äußerst subtil vorgingen. Aber in all der Zeit hatte Er damals nur ein
einziges Ziel: euch vor dem Feind zu retten. Selbst ein Magier, konnte Er nicht zulassen, dass die kleingeistigen Behörden seinesgleichen aus Ignoranz in
Ketten legten.«
    Eloins
ohnehin blasses Gesicht wurde noch um eine Spur farbloser. »Aber die vielen
Toten auf unserer Seite. Wozu? Wozu all der Schmerz und das Leid, wenn Er doch für uns kämpfte?«
    »Ausnahmen.
Bei jenen, die Er beseitigen ließ, handelte es sich um Deserteure und
Schwächlinge, die dem Zirkel gefährlich werden konnten«, antwortete Freudt.
    »Das
ist doch Wahnsinn!«, donnerte Hansen.
    »Ja,
das ist es wohl«, gab Freudt bitter zurück. »Heute sehe ich es genauso. Aber in
all den Jahren, in denen Er nichts von sich hören ließ, war ich stets
davon überzeugt, das Richtige getan zu haben, als ich mich auf Seine Seite schlug. Ich dachte, der Einzige würde den Weg kennen. Die Wahrheit. Dass Er ein Wahnsinniger und vielleicht mit dem richtigen Ziel losgegangen war, aber es
dann aus den Augen verloren hatte, sollte ich erst sehr viel später begreifen. Als Er zurückkehrte, zögerte ich nicht, mich Ihm erneut
anzuschließen. Das böse Erwachen folgte auf dem Fuße.« Freudt seufzte tief.
»Nachdem ich den Jungen und das Mädchen entkommen ließ, ereilte mich Seine Strafe. Sie war so schwerwiegend, dass ich nicht darüber hinwegkommen konnte.
Ich kann unmöglich in Worte fassen, was es war, das Er mir antat, der
bloße Gedanke daran ist für mich kaum zu ertragen – es muss euch reichen, wenn
ich sage, dass es mir endlich die Augen öffnete. Feuer lässt sich nicht mit
Feuer bekämpfen. Der Zweck heiligt die Mittel nicht. Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut.« Den letzten Satz hatte er mit zynischer Bitterkeit
gesprochen. »Niemals wieder werde ich mich blenden lassen.«
    Taoyama
wusste nicht, wie ernst diese abschließenden Worte des Blinden gemeint waren,
doch im Grunde genommen bezweifelte er, dass diesem am Boden zerschlagenen Mann
noch die Fähigkeit innewohnte, Scherze über sein Schicksal zu machen.
    »Ich
kenne Sie von irgendwoher«, sinnierte Eloin laut. »Ich bin mir vollkommen
sicher, Sie schon einmal gesehen zu haben.«
    Freudt
verzog die Lippen zu einem ironischen Grinsen. »Durchaus möglich, aber
augenblicklich habe ich keine Möglichkeit, das zu überprüfen.«
    »Rote Haare«,
murmelte Eloin, so leise, dass nur Taoyama sie verstand, der ihr zufällig am
nächsten war. »Wie der Teufel so rot.« Sie schien nicht einmal zu bemerken, dass
sie bei diesen Worten nach ihrer Hüfte fasste und, wie in Erinnerung an einen
fernen Schmerz, die Lippen kräuselte.
    »Es
ist vollkommen gleich, wer wem unter welchen Umständen schon begegnet ist«,
schaltete Hansen sich ein. »Das Schicksal hat uns alle zusammengeführt, und nun
haben wir eine Aufgabe zu erfüllen. Erschrecken Sie nicht, Freudt.« Er hatte
aus den Weiten seines Regenmantels eine Packung Mullbinden hervorgeholt, mit
denen er nun Freudts Augen verband. »Und Sie kommen auch zu mir, Taoyama. Oder
denken Sie etwa, ich sehe das da nicht? Wenn Sie unbedingt verbluten
wollen, tun Sie das gefälligst morgen oder an einem anderen Tag, wenn das Schicksal
der Welt nicht von Ihnen abhängt.«
    Taoyama
sog vor Schmerz scharf die Luft ein, als Hansen grob nach seinem verwundeten
Arm griff, den Ärmel seines Mantels und des darunterliegenden Hemdes hochschob
und mit einigen wenigen, gekonnten Handgriffen die Wunde verband.
    »Solange
ich Bereitschaft habe, dulde ich keinen falschen Stolz«, fügte er hinzu, und
Taoyama hatte den Eindruck, als hätte er diesen Satz während seiner Berufslaufbahn
schon sehr häufig gesprochen.
    »Und
nun lasst uns gehen«, mischte Kiro sich ein. »Wir haben

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