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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Schicksal.
    Ohne
zu zögern, stürmte er zu seiner Liebsten und presste sie in einer heftigen
Umarmung an sich. Maria reagierte nicht auf seine Berührung, willenlos ließ sie
sich halten und wiegen, ihr Kopf rollte von einer Seite zur anderen wie der
einer toten Puppe, und nur ihr leiser, flacher Atem bewies ihm, dass sie überhaupt
noch am Leben war. Sinnlose Worte stammelnd, strich Taoyama ihr verzweifelt
durch das verfilzte Haar, küsste ihre Wangen, ihre Stirn, ihre Lippen, um wieder
etwas Wärme in diesen so kalten Leib zu zwingen. Es war vergebens, und Taoyama
wusste, dass er sie nur dann würde zurückholen können, wenn dieses unsägliche
Ritual unterbrochen wurde, das sie fesselte.
    Und
dass es ihrer aller Untergang bedeutete, wenn er dies tat.
     
    WEITER , donnerte das Biest in mir und ließ mich mit einem schmerzerfüllten
Keuchen auf die Knie sinken. Beinahe wäre mir das Buch entglitten, doch es war,
als wäre das grobe Leder mit meiner Haut verwachsen. MEHR!
    Neben
mir war auch Andreas zu Boden gegangen, seine Hand, die die meine unverändert
fest umschlossen hielt, hatte sich zu einer Klaue verkrümmt. Seine Lippen waren
beinahe vollständig zurückgetreten und zeigten eine Reihe ungewöhnlich spitzer
Zähne, die ihn wie ein Ungeheuer aussehen ließen. Von seinem Kinn troff der Speichel,
während er mit mir gemeinsam die letzten Verse der Beschwörung hervor presste.
Um uns herum war ein seltsamer, grünlicher Lichtschimmer aufgetaucht, der wie
ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit der Veränderung glühte. Die Macht in meinen
Adern pulsierte, zerriss mich fast, und ich wusste nicht, wie der sterbliche
Körper eines Menschen so viel Energie ertragen sollte.
    Ein
letztes Mal nahmen unsere beschwörenden Worte einen aggressiven,
harten Ton an. Schärfer und unbarmherziger denn je zuvor explodierten sie wie
Kanonenschüsse hinter meiner Stirn. Blut sickerte bei jedem Laut über meine
Lippen, wenn die summenden Insekten mit ihren Mandibeln bei ihrem Flug Fleisch
mit sich rissen.
    Unser
letztes Opfer hob, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, im Griff des fremden
Mannes, der es in den Armen hielt, den Kopf und starrte uns unverwandt an,
gerufen von den unheiligen Versen, mit denen wir es zu uns holen würden.
    Hatten
wir das erst getan, würden die Tore des Kosmos´ endgültig zur Seite schwingen
und den Weg freigeben in die Sphären der alles umspannenden, ewigen Energie,
die die Welt erfüllte und lenkte. Unser Geist würde in diese Energie einfließen,
würde sie verändern, ins Gleichgewicht bringen – oder darin verglühen wie das
Wachs auf Ikarus´ Flügeln in der Hitze der Sonne …
     
    »Rette sie!«,
heulte Taoyama auf und meinte Maria, die leblos in seinen Armen hing.
    »Rette
sie!«, verlangte auch Kiro in hilflosem Zorn und meinte Laura, die sich unter
unvorstellbaren Schmerzen am Boden krümmte und wie eine Besessene Laute des
Wahnsinns hervorstieß.
    »Tu
etwas!«, brüllte Hansen, dessen bester Freund zu seinem schlimmsten Feind
geworden war.
    Selbst
Freudt, der das Ritual als Einziger nicht sehen konnte, war in verzweifeltes
Gejammer ausgebrochen, in das sich das Kreischen des Kanarienvogels mischte,
der zwischen Hansens Beinen saß und vor Anspannung heftig zuckte.
    Eloin
hörte all diese verzweifelten Stimmen, die auf sie eindrangen. Sie schmerzten
sie ebenso wie die tiefe, heftig blutende Wunde in ihrem Rücken, die sie
vorübergehend aus ihrem Bewusstsein ausgeblendet hatte, die ihr jedoch mehr und
mehr von ihrer Kraft raubte und sie bald niedergestreckt haben würde.
    Das,
was hier geschah, war falsch, ganz schrecklich falsch. Niemals hätte es so weit
kommen dürfen. Sie hätte es verhindern können, schon damals, vor achtzehn
Jahren, als sie in die Augen ihres Mannes gesehen und das Böse darin hatte
wachsen sehen. Aber sie hatte sich abgewandt, stur die Wahrheit verleugnet. Sie
hatte den Frieden bewahren wollen und damit das Verderben an ihren Tisch
geladen.
    »Tu
etwas« und »Rette sie« schrien ihre Gefährten, und sie hatten recht, diese Last
auf ihren Schultern abzulegen. Denn dass sie litten, war ihre Schuld.
    Ihr
Blick ruhte auf dem in Auflösung begriffenen Gesicht jenes Mannes, den sie mehr
geliebt hatte als ihr eigenes Leben, sie sah in seine grässlich verdrehten Augen,
die einst ihr Zuhause gewesen waren. Sie dachte daran, wie sehr er sich
verändert hatte, kurz bevor sich ihre Wege für immer getrennt hatten, wie kalt
und hartherzig er geworden, wie stählern sein Blick

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