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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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nahe.
    Seine
Hände zitterten heftig, als er seine Finger in seinen Haaren vergrub, daran
zerrte in dem Versuch, jenen grässlichen Stich zu mildern, der seine Brust
durchbohrte.
    »Er
kann es nicht sein, das ist unmöglich. Er kann nicht …«
    Auch
Kiro kam allmählich wieder zu sich und packte Hansens Schultern, um sich daran
festzuklammern. Sein Gesicht war kalkweiß, beinahe durchscheinend. »Was ist das
hier? Hansen, was geschieht mit Laura?«
    Stumm
schüttelte Hansen den Kopf, nicht in der Lage, eine Antwort zu ersinnen oder
gar auszusprechen. Das Gesicht seines Freundes, der, obgleich er doch hätte tot
sein müssen, kaum gealtert schien, verschwamm wiederholt vor seinen Augen, war
mit Blicken kaum zu fassen. Zuerst dachte er, das läge an den heißen Tränen,
die ihm die Sicht raubten, aber sehr bald begriff er, dass es tatsächlich
Andreas´ Antlitz war, das sich in unruhiger Bewegung befand.
    »Er
ist es nicht«, wiederholte Hansen, immer und immer wieder, als könnte er mit
diesen Worten die Realität beeinflussen. Ohne es zu bemerken, hatte er
begonnen, vor und zurück zu schaukeln und dabei monoton den Kopf zu schütteln. »Er
ist es nicht, er ist es nicht.«
    Allmählich
begriff auch Kiro, was den Arzt so in Aufruhr versetzte, und er starrte den
blonden Magier an wie ein schauderhaftes Trugbild. »Dieser Mann ist Andreas? Mein
Vater ist auch noch am Leben?«, flüsterte er fassungslos.
    » Er
ist es nicht! «, heulte Hansen auf wie ein waidwundes Tier. »Andreas ist
kein böser Mensch, nein! Er ist nicht schuld, er kann es nicht sein, er ist
tot, tot, tot!«
    Doch
in Wahrheit spürte er die Aura seines alten Freundes, konnte darin
unzweifelhaft den vertrauten Menschen erkennen, den er vor langer Zeit verloren
geglaubt hatte. Ebenso, wie er sah, dass es sich tatsächlich um Andreas handelte,
nahm er die Finsternis in dessen Seele wahr, die von derselben Natur war wie
jene, die Camryn erfüllt hatte. Andreas lebte, und Andreas war Er . Dies
war die Wahrheit, und die Wahrheit ließ sich nicht durch Lügen verscheuchen, und
wenn er sie noch so oft wiederholte.
    Plötzlich
war Eloin hinter ihm aufgetaucht und schloss ihn in die Arme. Eine betäubende
Duftwolke hüllte Hansen ein, umschmeichelte seine Sinne und beruhigte seinen
aufgewühlten Geist ein wenig.
    »Er
ist nicht tot, Johannes«, flüsterte ihre tränenschwere Stimme an seinem Ohr und
sprach damit aus, was er in seinem Inneren längst hatte einsehen müssen. Ihre
Tränen liefen an seinem Nacken herab, sickerten in seinen Kragen. Brennend heiß
zogen sie Spuren über seinen Rücken. »Er hat uns verraten, uns alle. Aber er
ist nicht tot.«
    »Was
… was ist dort los?«, flüsterte Kiro heiser, der ebenfalls knapp davor zu
stehen schien, zusammenzubrechen. »Was tun sie?«
    »Sie
beschwören die Mächte des Universums herauf«, gab Eloin nicht merklich lauter
zurück. »Sie retten die Menschheit.«
    »Es
wird nicht funktionieren.« In Kiros Stimme war eine Sicherheit, die keinen
Widerspruch zuließ. »Sie werden sterben, alle beide, und es wird nicht
funktionieren.«
    »Ich
weiß«, flüsterte Eloin, und weitere Tränen fielen aus ihren Augen und
zerplatzten auf den staubbedeckten Dielen des Glockenstuhls.
    »Das
… das dürfen wir nicht zulassen!«, stieß Kiro hervor und ballte die Fäuste. Der
Boden, auf dem er stand, begann sacht zu beben, und zwischen seinen
geschlossenen Fingern sickerte rotes, magisches Licht wie schwereloses Blut
hervor. »Ich muss es verhindern! Ich werde es verhindern!«
    Er
machte einen Schritt vorwärts, doch Eloin trat ihm in den Weg und hielt ihn
fest. Die Macht, die Kiro im Zorn durchströmte, ließ sie zittern, doch sie ließ
ihren Sohn nicht los, schloss ganz im Gegenteil noch fester die Arme um ihn.
    »Das
kannst du nicht«, sprach Eloin in sein Ohr, als er sich gegen ihren Griff zu
sträuben begann. »Niemand kann das. Es ist bereits zu spät, das Ritual ist in
vollem Gange. Es zu unterbrechen, würde ihren sicheren Tod bedeuten. Wir können
nichts tun.«
     
    Indessen
hatte Taoyama Maria entdeckt, die noch immer wie in einem widerwärtigen
Wachtraum gefangen ins Nichts starrte, die Hände scheinbar zum Gebet gefaltet.
Als der Japaner seinen einstmals so herrlichen Engel erblickte, starb etwas in
ihm. Sie war bis auf die Knochen abgemagert, ihre Augen waren so leer, als
wären sie aus bemaltem Glas. Da sie von zwei toten Wesen umgeben war, bestand
für Taoyama kein Zweifel an ihrem nahen, grässlichen

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