Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
Vom Netzwerk:
wehrte.
    »Bleib
hier, ich flehe dich an! Du darfst nicht sterben, nicht so und nicht ausgerechnet
jetzt! Nicht wegen mir! « Die Stimme nahm einen schrillen, panischen
Klang an, den ich nicht mehr nachvollziehen konnte. Was wollte sie bloß? Es war
doch ohnehin bereits alles verspielt …
    Noch
während ich diesen Gedanken dachte, spürte ich einen harten, kraftvollen Schlag
im Gesicht, und mein Kopf rollte haltlos hin und her. Die Schatten wurden
blasser, doch nur für einen Sekundenbruchteil. Dann eroberten sie mein Bewusstsein
wieder vollends zurück, diesmal mit einer Endgültigkeit, an der es nichts mehr
zu rütteln gab. Die Stimme sprach weiter auf mich ein, aber ich konnte den
Worten keinen Sinn mehr abgewinnen. Und schließlich war die Stille, die mich
umgab, komplett. Frieden hüllte mich ein.
    Und
dann …
    Erneut
traf mich eine harte Ohrfeige, diesmal um einiges fester, sodass mein Hinterkopf
gegen die Stufe knallte, auf der ich lag, und der grelle Schmerz, der dort, wo
ich aufgeschlagen war, aufloderte, zeigte tatsächlich Wirkung. Beinahe schien
die Finsternis um mich herum wütend aufzubrüllen, dann zog sie sich murrend zurück.
Sehr widerwillig und langsam begannen meine Sinne wieder, die verschiedensten
Eindrücke aufzunehmen und zu verarbeiten, die Kälte wich aus meinen Gliedern,
und schließlich gab mich auch die saugende Schwärze frei.
    Ich
stöhnte leise und versuchte instinktiv, abwehrend den Arm zu heben, um mich
gegen einen erneuten Schlag zu schützen, doch es wollte mir nicht gelingen. Mit
einer bewussten Kraftanstrengung öffnete ich die Augen. Zuerst sah ich nur
Schemen, Bilder, die keinen Sinn zu ergeben schienen, dann lichteten sich die
Schleier nach und nach, und das hilflose Gesicht eines Mannes materialisierte
sich knapp vor meiner Nasenspitze.
    Warum
kam er mir so bekannt vor? Wer war er? Und was tat er hier?
    Der
Fremde atmete sichtlich erleichtert auf. Auf seiner Stirn glänzte klebriger
Schweiß. Der Geruch nach Verbranntem stieg mir in die Nase, den ich im ersten
Moment nicht ganz einzuordnen wusste. Überhaupt war ich mir meiner Umgebung
kaum bewusst.
    »Du
lebst! Ich dachte schon, du wärst …« Er ließ den Satz unbeendet und schüttelte
dumpf den Kopf. Dann wich die Erleichterung in seinem Blick einer tiefen Sorge.
»Ist alles in Ordnung?«
    »Du
bist das«, murmelte ich bloß. Das schmale, blasse Gesicht, die eleganten Züge,
das helle Haar – wie hatte ich all diese Dinge nur für eine Sekunde vergessen
können? Der Schmerz, der in meiner Stirn tobte, verebbte nach und nach, und
auch meine Erinnerungen kehrten zurück.
    Die
Sorgenfalten auf der Stirn meines Retters vertieften sich. »Wir müssen raus
hier, und zwar schnell. Es tut mir leid, aber wir haben keine Zeit für eine
Pause. Kannst du aufstehen?«
    Erst
jetzt bemerkte ich, dass Kiro mich in eine halb sitzende Position aufgerichtet
hatte und nun stützte. Ob ich stehen konnte? Gerade hatte er mich vom Reich der
Toten zurückgeholt, und nun so eine Frage!
    »Ich
weiß nicht genau«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Behutsam zog ich mich an dem
Treppengeländer in die Höhe. Die Bewegung sendete eine erneute Welle stechenden
Schmerzes durch meinen Brustkorb, doch es ging – und zwar besser, als ich es
für möglich gehalten hätte. Trotzdem griff Kiro hastig zu, um mich notfalls zu
stützen.
    »Lass
uns verschwinden«, sagte er.
    Mit
vereinten Kräften machten wir uns daran, die Treppe hinabzusteigen – wobei ich
mehr ein Hindernis als eine Hilfe für meinen Retter darstellte. Obwohl ich mich
bereits von meinem Zusammenbruch zu erholen begann, war ich immer noch sehr
erschöpft, und die wenigen Stufen, die noch vor uns lagen, erschienen mir wie
ein unüberwindbares Hindernis. Gemeinsam gelang uns jedoch das Unmögliche.
    Endlich
hatten wir den Fuß der Treppe erreicht, doch nun war unser Weg zu Ende. Vor uns
erhob sich eine undurchdringliche Wand aus Feuer. Die Hitze war endgültig
unerträglich geworden, und auch der Rauch war hier, so nahe am Brandherd, so dicht,
dass ich glaubte, durch eine massive Wand zu gehen.
    Wie
auf Kommando hielten mein Begleiter und ich gleichzeitig im Schritt inne. Hitze
strich mit sengenden Fingern über mein Gesicht und nahm mir den letzten Rest
Atem, den ich noch besaß. Obwohl ich nichts weiter erkannte als grelles Licht
und dichten Qualm, war ich mir sicher, dass sich unmittelbar vor uns ein
Ausgang befinden musste. Das Zentrum des Feuers war erreicht, hier schlug sein
Herz, von

Weitere Kostenlose Bücher