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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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im Grunde
nicht den geringsten Schimmer hatte, wonach er suchen sollte.
    Etwas
Kleines, Braunes huschte flink zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch und
strich dabei um Taoyamas Knöchel. » Fang es! «, schrie ihm jemand zu, und der
Japaner reagierte, ohne nachzudenken. Fast ebenso rasch wie das kleine Tier,
bückte er sich und packte zu. Seine Finger schlossen sich um einen pelzigen,
sich windenden Körper, der ein durchdringendes Quietschen ausstieß. Das Biest
zuckte und drehte sich wie verrückt in seiner Hand und versuchte immer wieder,
nach seinen Fingern zu schnappen, doch Taoyama hatte es, vielleicht aus Zufall,
vielleicht ganz instinktiv, genau im Nacken erwischt, sodass seine Hand vor den
Attacken des Nagers sicher war.
    »Eine
Ratte?«, entfuhr es dem Japaner ungläubig. »All der Aufstand nur wegen eines
einzigen, verlausten Nagers?«
    Die
Ratte stieß einen grellen Schrei aus und hieb mit ihren Krallen nach Taoyama.
Der Japaner musste sich eingestehen, dass das Tier auf den zweiten Blick doch nicht
ganz so alltäglich wirkte. Es hatte die Ausmaße einer halbwüchsigen Katze, und
auch die respekteinflößenden Krallen an den Pfoten sowie die Kiefer, die nicht
aufhörten, immer wieder auf- und zuzuschnappen, waren von stattlicher Größe. Die
Augen des Tieres glühten in einem inneren, verzehrenden Feuer.
    »Das
scheint die Einzige zu sein«, meldete ein Mann, der die nähere Umgebung
abgesucht hatte. »Da hatten wir noch mal Glück. Nicht auszudenken, welche
Probleme wir am Hals gehabt hätten, wären sie mit einer ganzen Armee angerückt.«
    »Schon
ein einziger Spion genügt, um uns zu unterminieren«, bemerkte der Mann mit den
Hundeaugen düster.
    »Spion?«,
fragte Maria zweifelnd, die neugierig über Taoyamas Schulter lugte. Ihre
schönen, dunklen Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie das zuckende Ding
in seiner Faust entdeckte, das sich immer heftiger gegen ihn zur Wehr setzte.
Erschrocken trat sie einen Schritt zurück.
    » Madre
mía! Was für ein Ungeheuer hast du dir denn da geangelt?«, keuchte sie.
    »Das
wüsste ich auch gerne«, hauchte er ihr zu und hoffte, dass die Umstehenden ihn
nicht zu deutlich verstanden. Es machte keinen sonderlich guten Eindruck, als erfolgreicher
Jäger seine eigene Beute nicht zu kennen.
    Der
Mann mit der grauen Strähne im Haar kam eiligen Schrittes auf Taoyama zu. »Gute
Arbeit, mein Junge«, rief er ihm zu, noch bevor er ganz bei dem Japaner
angekommen war. »Darf ich dich nach deinem Namen fragen?«
    »Hiroshi.«
Taoyama biss schmerzlich die Zähne zusammen, als die Krallen der Ratte sein
Handgelenk erwischten und vier tiefe, heftig blutende Kratzer in seiner Haut
hinterließen. »Hiroshi Taoyama.«
    »Hiroshi«,
wiederholte der Mann den fremdartigen Namen gedehnt und nickte dann zufrieden.
»Ich werde auf deine unglaubliche Reaktionsfähigkeit zurückkommen, Hiroshi. Ich
glaube, du wirst uns noch bei der einen oder anderen Aktion von Nutzen sein.
Davor jedoch möchte ich dir meinen unendlichen Dank aussprechen. Nicht auszudenken,
was hätte passieren können, wäre dieses Ungeheuer entkommen.«
    Taoyama
wusste nicht genau, was er darauf erwidern sollte, und so sagte er bloß:
»Selbstverständlich«, als wüsste er tatsächlich, worüber sein Gesprächspartner
redete.
    »Ich
habe es schon immer gewusst!«, schaltete sich die ältliche Frau ungewohnt
energisch ein. »Ich habe schon immer gewusst, dass Er wiederkommt, und
da ist der Beweis!« Sie deutete mit einem zitternden, knochigen Finger auf das braune
Fellbündel in Taoyamas Hand.
    »Das
mag sein, aber zumindest dieser Abkömmling Seiner scheußlichen Brut wird
uns keinen Schaden mehr zufügen können«, bemerkte der Redner düster und packte das
Biest im Nackenfell, um es mit ausgestrecktem Arm weit von sich zu halten.
Taoyama stieß einen erleichterten Seufzer aus, als das zeternde Bündel Fell und
Krallen endlich nicht mehr seiner Verantwortung oblag.
    Als
die Ratte sich unvermittelt in den Händen des Redners wiederfand, verstärkte
sie ihre Gegenwehr noch weiter: Sie trat mit den Hinterbeinen die Luft und ließ
die beeindruckenden Kiefer wie Schraubpressen zuschnappen. Das permanente
Grollen steigerte sich zu einem schrillen Gekreisch, das Zahnschmerzen
verursachte, und der von struppigem Fell bedeckte Körper zuckte wie unter Krämpfen.
Plötzlich erstarrte das Tier. Wie versteinert hielt es mitten in seinem Toben
inne, seine brennenden Augen bohrten sich tief in die des Mannes, der die

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