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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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du? Dass ich dich ungeschützt
den Wölfen zum Fraß vorwerfe? Oder den Krähen? Wofür hältst du mich denn? Du
bist mein Schüler, ich trage die Verantwortung für dich. Was wäre ich denn für
ein Lehrer, wenn ich dich bei deinem ersten Auftrag einfach so sterben ließe?«
    Taoyama
verzog die Lippen. »Ein … mieser«, ächzte er.
    Brandts
besorgte Miene erweichte sich ein wenig, er lächelte beinahe. »Eben.«
    Taoyama
wollte noch etwas sagen, als sich ein stechender Schmerz tief in seinen Magen
grub und eine glühende Lohe aus Pein durch seinen Körper jagte. Mit einem
atemlosen Keuchen sackte er nach vorne. Wieder hatte er es Brandts
ausgezeichneten Reflexen zu verdanken, dass er nicht den Parkplatzboden küsste.
    »Verzeihen
Sie«, presste Taoyama mühsam hervor und spuckte Blut. »Ich war wohl doch nicht
der Richtige für den Job. Ich hab alles verdorben. Das ... das tut mir leid.
Ich bin eine Niete.«
    »Das
ist nicht wahr«, widersprach Brandt streng. »Du hast deine Sache gut gemacht.
Mit etwas mehr Übung und einer kleinen Prise Erfahrung meisterst du solche
Auseinandersetzungen in Zukunft mit Links.«
    »Ich
bin also noch im Team?« Taoyama wollte grinsen, doch es geriet zu einer
schmerzverzerrten Grimasse.
    »Selbstverständlich
bist du noch im Team«, antwortete Brandt ernst, »aber nur, wenn du mir jetzt
nicht frühzeitig abdankst. Wir brauchen dich hier nämlich noch eine Weile,
weißt du?«
    »Das
ist gut«, murmelte Taoyama, lächelte schwach und sank bewusstlos in Brandts
Armen zusammen.

Teil 2
    Die Lehre
     
    Kein
Wesen kann zu Nichts zerfallen!
    Das
Ew’ge regt sich fort in allen,
    Am Sein
erhalte dich beglückt!
    Das
Sein ist ewig: denn Gesetze
    Bewahren
die lebend’gen Schätze,
    Aus
welchen sich das All geschmückt.
     
    Vermächtnis,
Johann Wolfgang von Goethe

Kapitel I
     
    »Ihr könnt hier
nicht bleiben.«
    Nachdem
wir alle die Autofahrt in verstörtem Schweigen verbracht hatten, hatte Hansen
uns kommentarlos in seinem Privathaus abgeliefert und uns mit zuckerhaltigen
Getränken versorgt, vermutlich, um dem Schock entgegenzuwirken, den wir
erlitten hatten. Ich hatte mir die süße Substanz gehorsam in die Kehle
geschüttet und versucht, auf der weichen Ledercouch wieder ein wenig zu Atem zu
kommen. Nun hatte ich mich weitgehend von der nervenaufreibenden Verfolgungsjagd
erholt, als Hansen uns plötzlich diese erbarmungslosen Worte an den Kopf warf.
    Der
Arzt nahm einen Schluck von seinem Espresso, der ebenfalls mit reichlich Zucker
versetzt war, und warf einen Blick durch die gläserne Terrassentür, die in
einen gepflegten Vorgarten hinausführte. Die Dämmerung kroch bereits wie ein
lauerndes Tier über die lieblichen Blumenrabatte hinweg, streckte ihre Klauen
nach der Kehle des Tages aus.
    »Sobald
es hell wird, verschwindet ihr, und ich will euch beide niemals wieder sehen«,
sagte Hansen bestimmt. »Haben wir uns verstanden?«
    »Ist
das Ihr Ernst?«, fragte Kiro fassungslos. »Gerade eben wurden wir beinahe
umgebracht. Man hat auf uns geschossen! Und Sie wollen uns einfach so auf die
Straße setzen?«
    »Ja«,
gab Hansen knapp zurück.
    Auch
ich verlor nun die Fassung. »Sie können uns doch nicht einfach so auf die
Straße werfen! Wo sollen wir denn hin? Etwa zurück ins Krankenhaus, nach allem,
was geschehen ist? Sie wissen genauso gut wie wir, dass das absolut unmöglich
ist. Nicht einmal zur Polizei können wir gehen, nachdem dieser Beamte versucht
hat, Emmentaler aus unseren Bäuchen zu machen! Wir sind auf der Flucht, und Sie
lassen uns einfach so im Stich? Zuerst setzen Sie in einer heldenhaften Aktion
Ihr eigenes Leben aufs Spiel, um uns zu retten, und nun das! Da hätten Sie uns
gleich genauso gut den Kugeln überlassen können!«
    »Ja,
das hätte ich tun sollen!«, warf Hansen scharf zurück. »Es ist nicht notwendig,
mir meine Verfehlung auch noch unter die Nase zu reiben, ich bereue bereits zur
Genüge, was ich getan habe.«
    »Das
glaube ich nicht«, gab ich zurück. »Ich glaube einfach nicht, dass wir Ihnen so
gleichgültig sind.«
    »Dann
glaubst du eben falsch«, sagte Hansen schlicht, und seine Augen senkten sich
auf die dampfende Flüssigkeit in seiner Tasse. Nachdem er mir das Leben
gerettet hatte, war er übergangslos dazu übergegangen, mich mit meinem Vornamen
anzusprechen, und machte mir damit deutlich, dass ich zu seiner Privatangelegenheit
geworden war – zu seinem großen Missfallen. »Ich habe euch aus einem dummen
Impuls heraus gerettet. Das wird

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