Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
wollte sie retten, aber Johans, die war ihr vollkommen egal, dieser verdammten Hexe, dieser feigen Vettel.«
    Peter Berg konnte die Verwandlung genau sehen, wie die gut ausgebildete Bibliothekarin die Sprache einer Prostituierten annahm. Der Hass hatte sie verwandelt, der Lack war ab.
    »Weißt du was?«
    »Nein«, antwortete er matt.
    »Weißt du, dass es leichter war zu schießen, weil sie so verdammt feige war. Der Schuss ging irgendwie fast von allein los. Und ich will dir noch etwas sagen …«
    »Ja«, brachte er heraus, er war jetzt deutlich müde und spürte, dass er bald pinkeln musste.
    »Es ist überhaupt nicht schwer. Ich habe sie wie einen angeschossenen Hasen herumtaumeln lassen. ›Verschone mich‹, hat Laura immer weiter gejammert. Aber warum sollte ich? Kannst du mir das sagen: Warum hätte ich sie verschonen sollen?«
    Die Frau, die zu Laura Ehrenswärd gegangen war, um abzurechnen, starrte ihn an, und ihm war bewusst, dass die richtige Antwort jetzt äußerst wichtig war. Falls er noch eine Weile leben wollte.
    »Ja, warum sollten Sie sie schonen«, sagte er.
    »Genau«, sagte sie. »›Warum sollte ich dich schonen?‹, habe ich sie gefragt, genau in dem Moment, als sie das Telefon vom Tisch nehmen wollte, um Hilfe rufen zu können.«
    Sie schwieg.
    »Aber das hat sie nicht geschafft«, sagte Peter Berg und spürte, dass er nicht mehr lange an sich halten könnte.
    »Nee, nix da«, erklärte Lena Söderlund triumphierend.
    »Und Sie haben dann das Telefon einfach mitgenommen?«, musste er nachfragen.
    »Ganz richtig«, sagte sie. »Du bist nicht dumm. Und den Haustürschlüssel habe ich auch mitgenommen. Ich habe sie eingeschlossen«, erklärte sie und lächelte boshaft.
    Was machen wir da eigentlich, wir Menschen?, dachte Peter Berg und spürte, wie er immer müder und verschwitzter wurde, außerdem etwas schwindlig, und er wagte gar nicht, sich auszumalen, was da in seinem Körper passierte, in seinem Bauch, ob irgendwo da drinnen Blut heraussickerte, ob irgendwelche Adern vom Schuss getroffen worden waren, und noch effektiver schob er die Gedanken an die Zukunft von sich, ob er sterben würde oder ernste Schäden davontragen. Er hatte in beiden Beinen Gefühl, und er konnte sich bewegen, das war gut so, und sein Herz klopfte, vielleicht zu schnell, aber auf jeden Fall klopfte es.
    Er fühlte, wie es feucht im Schritt wurde. Der Urin lief ohne seine Kontrolle heraus, und auf gewisse Weise war das eine Erleichterung.
    »Oioioi«, sagte sie und schüttelte den Kopf, als sie sah, was passiert war. »Na, du hast doch wohl mehr Angst, als du zeigst.«
    Er schluckte.
    Die Hoffnung auf Hilfe war nicht geschwunden, und auch nicht die Hoffnung, dass die Frau, die ihn hier als Geisel hielt, aus irgendeinem Grund aufgeben würde, auch wenn die Chancen dafür momentan schlecht standen. Es musste inzwischen gut eine Stunde vergangen sein, vielleicht sogar mehr, vielleicht auch weniger, aber das spielte keine Rolle, solange er nur lebte. Doch das zunehmende Gefühl von Mattheit ließ ihn schwach werden, die Vorstellung, kurz einzuschlummern, wurde immer verlockender, und er musste sich anstrengen, um nicht aus der Wirklichkeit abzutauchen.
    »Hat er sich das Leben genommen?«, fragte er und merkte, dass seine Stimme verschliffen klang. »Das wusste ich nicht.«
    »Ein Brief«, sagte sie. »Er hat einen Brief hinterlassen.«
    »Ach so, hat er das. Ja, dann wissen Sie ja …«
    Es ging ihm immer schlechter, und es tat weh, wenn er tief Luft holte, er versuchte, sich aufrechter hinzusetzen, aber dann tat es noch mehr weh, und sie reagierte sofort darauf, indem sie die Pistole wieder direkt auf ihn richtete. Beinahe hatte es so ausgesehen, als ob auch sie ermüdet war von dem Warten auf etwas, was nie zu einer guten Lösung führen konnte. Zumindest nicht für sie.
    Die Hälfte ihres Haars hing herab, die andere hing noch unordentlich in den Haarspangen, die Schultern traten wie knotige Ausbuchtungen unter ihrem dünnen Baumwollhemd hervor. Sie hatte weder Strümpfe noch Schuhe an den Füßen. Ihre Shorts waren militärgrün, grob geschnitten, mit mehreren Taschen und reichten ihr fast bis zu den Knien, aber dennoch sah sie in höchstem Grad weiblich aus. Er hatte festgestellt, dass sie kleine Sommersprossen hatte und daunenhaftes, rotblondes Haar an den Unterschenkeln, und wäre die Situation eine andere gewesen, hätte er sie gern gestreichelt, ihr die Hand vorsichtig um den Knöchel gelegt und nach oben

Weitere Kostenlose Bücher