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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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geschoben, die warme Haut und den fast unsichtbaren Flaum gespürt.
    Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er meinte das Geräusch einer Tür zu hören, die geöffnet wurde, und sie reagierte auch, horchte, richtete sich auf, versuchte mit der freien Hand das Haar wegzuschieben, das ins Gesicht hing. Im gleichen Augenblick klingelte es an der Tür, und beide erstarrten.
    »Du bewegst dich nicht vom Fleck«, zischte sie.
    Er sagte nichts, sein Herz schlug noch schneller, wenn das überhaupt möglich war, und er versuchte zu lauschen, was aber durch das Herzrauschen erschwert wurde.
    Es klingelte noch einmal, dann eine halbe Minute Stille und starres Abwarten, dann hörten sie, wie jemand versuchte, die Klinke herunterzudrücken, aber die Tür war abgeschlossen. Anschließend war eine Stimme durch den Brief schlitz zu hören.
    »Hier spricht die Polizei. Wer immer in der Wohnung ist, öffnen Sie!«
    Peter Berg versuchte sich an die Stimme zu erinnern. Das war niemand, den er direkt kannte, aber das war auch egal. Sie waren endlich da.
    »Ich wiederhole: Hier spricht die Polizei. Seien Sie so gut und öffnen Sie, sonst müssen wir die Tür gewaltsam öffnen.«
    Sie drehte den Kopf zwischen Peter Berg und der Stimme hin und her, die Ratlosigkeit und die Furcht waren von ihrem Blick abzulesen. Die bodenlose Angst.
    »Glaub bloß nicht, dass ich aufmache«, sagte sie, und die Panik hatte ihre Stimme verzerrt, die Adern liefen jetzt wie sich windende Würmer über den angespannten Hals.
    »Wenn Sie öffnen, passiert Ihnen nichts«, sagte er, doch ihr Blick sagte ihm, dass sie ihm nicht glaubte.
    Sie glaubte nicht, dass ihr irgendjemand etwas Gutes tun würde, und warum sollte sie das auch?
    Sie ging rückwärts zum Flur, ohne ihn aus den Augen zu lassen, die Pistole unverwandt auf ihn gerichtet, und er wusste, dass sie aufgewühlt genug war, um abzudrücken. Sie war eine Frau, die ihre Grenzen überschritten hatte, die langsam dem Abgrund entgegenschwebte, und das war trotz allem ein trauriger, herzzerreißender Anblick.
    Ihr Mund war angstverzerrt, der Hals angespannt, und die Verzweiflung, die aus ihren Augen glühte, die Einsamkeit ihrer ganzen Person, ließ in ihm den Wunsch aufkommen, sie zu retten, ihr eine neue Chance zu geben, für ein besseres Leben, aber das war natürlich nicht möglich, und gerade als dieser sinnlose Mitleidsgedanke ihm durch den Kopf fuhr, begann jemand draußen das Schloss zu bearbeiten.
    Sie wollten das Schloss aufbrechen, oder aber sie hatten irgendwie den Schlüssel aufgetrieben.
    Das Kratzen war weiter zu hören, und sie kam zurück in die Küche, ging an Spülbecken und Küchentisch vorbei, näherte sich ihm, der er unter dem Fenster saß, sie sank neben ihm zusammen, wie ein ängstlicher Hase setzte sie sich dicht neben ihn, als suchte sie bei ihm Schutz.
    Sie ist trotz allem auch nur ein Mensch, ein gequälter Mensch, dachte er und spürte ihre Körperwärme, und die tat ihm gut, und er überlegte, ob er nicht doch versuchen sollte, sie zu entwaffnen, jetzt, wo sie nicht mehr so auf der Hut war, jetzt, wo er leicht rankommen würde, da sie direkt neben ihm saß. Er brauchte nur schnell die Hand auszustrecken, mit der Schnelligkeit einer Klapperschlange zuzuschlagen, aber er war sich nicht sicher, ob er diese Schnelligkeit im Augenblick noch besaß. Der Körper war schwerfällig, er konnte nicht sagen, ob er ihm gehorchte, und die Übelkeit und der Schmerz im Bauch hielten ihn in einem festen Griff.
    Dumpfe Stimmen waren von der Tür her zu hören, Werkzeug am Türrahmen und dann ein lautes Kratzen – danach blieb alles still.
    Sie hatten die Tür aufgebrochen, und Peter Berg versuchte, die Geräusche im Flur aufzufangen, und er spürte, wie Lena Söderlund die Muskeln anspannte, sich halb aufrichtete, sich dann aber zurückfallen ließ, gegen die Heizung und halb auf Peter Berg. Sein Körper zuckte, und die Schmerzen in ihm schossen mit solcher Kraft auf, dass er wünschte, er würde das Bewusstsein verlieren und nicht weiter in diesem Schraubstock der Schmerzen sitzen müssen. Aber er wurde nicht ohnmächtig, die Qual ging weiter, und er versuchte, sich auf die Seite zu legen, um das Schlimmste abzumildern.
    Da sahen sie einen Schatten im Flur. Der Schatten bewegte sich, und da geschah das, was er sich nicht gerade als die eleganteste Lösung vorgestellt hatte.
    Die Frau neben ihm richtete die Pistolenmündung auf ihr eigenes Gesicht, nahm den Lauf in den Mund, und bevor er sie

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