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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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kann man nicht leugnen, hatte er gesagt. Vielleicht hatte er das ein wenig zu oft betont, so dass es fast lächerlich wirkte, aber sie sagte nichts dazu. Warum sollte er eigentlich von einer so widerlichen Frau beeindruckt gewesen sein, einer Frau, die glaubte, etwas Besonderes zu sein, und die ihm außerdem schadete, die seine Kollegen im Krankenhaus gegen ihn aufwiegelte, ja, fast alle in der Klinik, die seine Handlungen als falsch interpretierte, die ihn kränkte, ihn in Frage stellte, nach Fehlern suchte, jeden Grund nutzte, um ihn wegen des einen oder anderen anzuschwärzen, wegen mangelnder Arbeitserfüllung, wegen Schlamperei, wegen kleiner oder großer Versäumnisse? Sie, diese Laura, schien das zu genießen.
    Lena spürte, wie das wütende Herzklopfen wieder einsetzte. Dieses Herzklopfen, das sie so oft gehabt hatte.
    Warum war er die ganze Zeit so korrekt gewesen, warum hatte er immer gesagt, dass Laura tüchtig war? Irgendwelche Fehler musste doch auch sie gemacht haben. Das ist doch nur menschlich. Aber er nahm Laura in Schutz. Immer. Zuerst erzählte er von Lauras Gemeinheiten, und dann, wenn sie ihm darin zustimmte, nahm er Laura in Schutz. Es schien fast, als käme Laura an erster Stelle. Sie kamen an diesem Punkt nie auf einen gemeinsamen Nenner. An wen dachte er zuerst, an Laura oder an sie?
    Wurde er im Grunde genommen irgendwie von ihr angezogen?
    Lena hatte lange überlegt, wie dieser Mensch wohl aussah, die Frau, die Johan bis aufs Blut reizte, aber der zu ergeben er sich hartnäckig weigerte. Jetzt wusste sie es.
    Laura ist hart, hatte er gesagt, aufgeweckt auf eine unangenehme Art, genau, tüchtig und gewissenhaft als Ärztin, und diese Gewissenhaftigkeit machte sie pedantisch und kleingeistig gegenüber den anderen. Sie gab sich erst scheinbar geschlagen, wenn sie auf andere begabte Menschen traf, kapitulierte. Aber am Ende war es sie allein, die brillant sein durfte. Vielleicht war es der reine Neid. Johan hatte ein großes Wissen, ein unangenehm großes Wissen, und das hatte er schon als kleiner Junge gehabt, wie seine Eltern ihr stolz erzählten, fast als Erstes, als sie sich zum ersten Mal trafen – damals, als sie noch lebten. Einer der Besten und schlagfertig. Mit einem Gedächtnis wie ein Elefant.
    Das konnten Laura und die anderen beiden nicht ertragen. Sie verschlossen sich und rotteten sich zusammen. Es war nicht leicht, Johan auf die Finger zu schlagen, das wusste Lena. Sie und Johan hatten sich so manches Mal in alberne Diskussionen verrannt, die fast zum Streit wurden, bei denen sie jedes Mal gezwungen war, klein beizugeben und ihm Recht zu geben. Sie lernte den Satz: »Du hast Recht, Johan.« Schließlich kam er ganz automatisch, ohne dass es sie größere Anstrengungen kostete. Gerade das mit Recht und Unrecht war etwas, an dem er sich festhaken konnte. Er hatte Recht, erklärte er, wobei die Oberlippe überlegen zurückgezogen war.
    Und das Schlimmste war, dass es meistens auch stimmte. Zumindest in bestimmter Weise, auf der Wissensebene.
    Vielleicht fand Johan Laura ja trotz allem gerecht, bei bestimmten Gelegenheiten platzte er damit heraus, aber Lauras Gerechtigkeit war nicht geradlinig und klar, sondern kurvig und für ihn unbegreiflich. Das war nicht recht und billig. Vielleicht war es auch so mit ihrer Freundlichkeit, die unbegreiflich war, da sie manchmal ohne jede Vorwarnung und ohne einleitendes Geplänkel auftauchte. Sie kam nicht aus dem Herzen, sondern aus dem Verstand. Ihre Freundlichkeit war eine reine Erziehungssache.
    Laura tat zumindest nichts, um das Verfolgungskarussell zu stoppen, als es sich wie in einem Orkan zu drehen begann. Sie machte alles nur noch schlimmer. Sie nahm die Beschwerden in fast lächerlichen, bagatelleartigen Berichten entgegen, bösartige Formulierungen von zwei gekränkten Kollegen, die selbst nicht schnell genug groß geworden waren. Carl-Magnus Meisser und Tomas Bengtsson suchten nach Fehlern. Und Laura benutzte ihre Berichte, um Johan zu stigmatisieren. Genau das, er wurde stigmatisiert, weil er nicht vor ihr kuschte.
    In dem ganzen Durcheinander tauchten diese Kinderpornofotos auf. Woher sie gekommen waren, das wusste sie bis heute nicht. Es hatte sie nie real gegeben, sie waren immer nur ein Gerücht gewesen. Das jedenfalls wusste sie genau. Ein Gerücht, das zu einer Realität und damit zu einer Bedrohung wurde.
    Was Johan auch tat, auch wenn er seine Arbeit korrekt versah, er wurde trotzdem als das große Problem der Klinik

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