Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
haben. Obwohl sie garantiert Geld hatte, Laura Ehrenswärd.
Konnte ein gebildeter Mensch wie Laura etwas so Ekliges wie Pornobilder in einen Computer schmuggeln? Pornobilder in Johans Computer. Woher kam so etwas Wahnsinniges? Das hatten sie nie erfahren, weder Johan noch sie selbst, und vermutlich würde das für alle Zeit ein Geheimnis bleiben. Johan wusste, dass er niemals derartige Bilder in seinem Computer gehabt hatte, weder im Job noch zu Hause. Käufliche Kinderpornofotos. Wie konnte man nur auf so etwas Widerliches kommen? Wie konnte sie, Laura, wenn sie es gewesen war, dann nachts noch schlafen?
Vielleicht schlief sie nachts ja gar nicht! Wenn sie es dennoch tat, dann war sie innerlich gestört, so gestört, dass ihr die normalen Gefühle fehlten, sowohl Scham wie auch Schuldgefühl.
Das Gerücht von Pornobildern schlug wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein, wurde aufgebauscht, und wie die ewige Flamme brannte die Verleumdung weiter. Brannte und brannte, Tag für Tag. Johan hielt stand, zeigte lange, dass er nichts zu verbergen hatte, dass sein Gewissen blütenrein war. Er fuhr ins Krankenhaus und behandelte seine Patienten im Schatten dieser verlogenen Beschuldigungen. Aber auch der Stärkste wird schließlich gebrochen. Eines Morgens hatten vier Patienten ihre Termine abgesagt. Das Gerücht war nach außen gedrungen.
Sie waren gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen, Johan und sie. Der Dreck, mit dem sie beworfen wurden, war dabei, sie zu vernichten. Diese Gemeinheiten. Gerede und Gerüchte. Dieses Ferkel Johan! Die Würde eines Menschen zu zerstören dauert nur einen Augenblick, sie wieder aufzubauen, dazu genügt nicht der Rest des ganzen Lebens.
Er hätte schon viel früher aufgeben sollen, aber das tat er nicht, obwohl sie ihn gebeten hatte, sich doch freizunehmen, sich krankschreiben zu lassen und zur Gewerkschaft zu gehen. Sie flehte ihn an, versuchte ihn zu überreden, aber er wollte nicht. Er wusste, dass er Recht hatte, dass er unschuldig war, und das wollte er beweisen.
Als er schließlich nicht mehr in der Klinik war, erlosch die Glut, das Gerede hörte mit der Zeit auf. Aber nicht die Schande. Johan war ein Ausgestoßener, und damit begann erst das Schlimmste. Sie wohnten in einer kleinen Stadt: eine sichere Stadt, wenn alles war, wie es sein sollte, aber die Hölle, wenn man gezeichnet war.
Sie wollte wegziehen, aber er wollte bleiben.
Das Flüstern und Gerede wurde weniger, aber Johan veränderte sich. Irgendwie gab er auf, andererseits auch wieder nicht. Eines Tages würde er ihnen zeigen, dass er Recht gehabt hatte. Alles sollte recht und billig sein.
Aber es gab keine Beweise, nichts Handgreifliches, nur Gerede und Gerüchte, und die setzten sich fest wie Schimmel. Kein Rauch ohne Feuer! Die Lüge wurde zur Realität.
KAPITEL 9
Knapp drei Wochen später saß Veronika im Morgenrock am Küchentisch, die Beine auf einen Hocker gelegt. Draußen schien es zu tauen. Der Himmel war grau, die Zweige feucht. Da sind ziemlich viele Bäume zu beschneiden, dachte sie ohne Begeisterung. Vielleicht könnte ihr alter Nachbar einmal kommen und auch hier die Bäume beschneiden. Kommt Zeit, kommt Rat. Sie schob den Gedanken von sich. Das Grundstück war eigentlich zu groß für sie und der Garten vermutlich nicht so leicht zu pflegen, jedenfalls nicht, wenn er ordentlich bestellt werden sollte. Sie sah Claes ohne Mantel am Briefkasten am Tor. Sie selbst hatte ziemlich viel Erfahrung, wie man am besten Nutzen aus einem Garten ziehen konnte, ohne sich dabei kaputtzumachen. Aber die Frage war, ob Claes das auch konnte. Wo befand er sich auf der Skala der Gartenenthusiasten? Gehörte er zu der Sorte mit oder ohne Löwenzahnphobie? Und was tolerieren unsere neuen Nachbarn, ging es ihr durch den Kopf, während Claes mit den Zeitungen in der Hand ins Haus zurückeilte. Sie hatte da gewisse Befürchtungen. Direkt hinter dem Garten thronte das Nachbarhaus, das sie in seiner buttergelben Pracht etwas erschreckte. Eine Reicheleutevilla, so frisch renoviert und gestrichen, dass sie glänzte, eine angebaute Veranda ragte wie das Deck eines Kreuzfahrtschiffes hervor, die Gartenbeleuchtung war strategisch an der Auffahrt platziert, als handle es sich um eine Landebahn, zu Kugeln geschnittene wintergrüne Büsche am Eingang, schönes Holzspalier an der Garage, die auch frisch gestrichen erglänzte. Das ist ganz einfach zu hübsch, dachte sie. Wie die Kulisse für einen Wirtschaftswunderprinzen.
Ihr
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