Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
legte sie sich wieder hin. Der Schlaf wurde zu einem dunklen Gewicht, einer schützenden Decke.
Nach einer Woche Schlaf war das Schlimmste überstanden.
Die Zweizimmerwohnung, die sie in Aussicht hatte, lag in einem kleineren Mietsblock mit nur sechs Wohnungen. Große, graue Betonplatten bedeckten die Fassade, irgendwie deprimierend, doch die Fenster waren groß und die Räume hell, der Grundriss bot viele Möglichkeiten, und weder von der Küche noch vom Badezimmer fühlte sie sich angeekelt. Sie würde keine so merkwürdige Gummiverkleidung mehr haben, oder war das aus Plastik, wie sie es jetzt im Badezimmer hatten, wie sie es hatte, denn sie war ja nur noch übrig, eine blaue Verkleidung an Wänden und Boden, die von den Füßen und Putzmitteln immer stumpfer wurde, sich nur schwer sauber halten ließ und synthetisch, merkwürdig und muffig roch. Das würde sie jetzt loswerden, ab jetzt würde sie glänzende weiße Kacheln bekommen.
Es war Licht in der Wohnung, die ihre werden sollte. Sie sah nichts außer den Gardinen und Blumentöpfen, genau wie sie es sich vorgestellt hatte. Die Zimmerdecke natürlich, eine Deckenleuchte und vielleicht einen Schatten, der sich bewegte. Das war’s. Sie blieb eine Weile dort stehen, um zu sehen, ob etwas geschähe, aber es passierte nichts, also kehrte sie um und eilte durch das Viertel auf das Reihenhausgebiet zu, das zu überwachen sie sich vorgenommen hatte.
Da sie diesmal von der anderen Seite kam, sah sie zunächst die Rückseiten der Reihenhäuser. Die erleuchteten Wohnzimmerfenster warfen ihr Licht durch die entlaubten Bäume des kleinen Waldstreifens hinter den Häusern. Diese neue Perspektive inspirierte sie so, dass sie sich nicht bremsen konnte. Schnell vergewisserte sie sich, ob die Straße leer war, dann bog sie in etwas ein, von dem sie annahm, es sei ein Pfad.
Bei jedem Schritt hob sie die Füße bewusst an. Feste Schritte, sie hatte Angst zu stolpern. Die Lichtkegel von der Straßenbeleuchtung reichten nicht sehr weit, genau wie das Licht der hellen Fenster. Es wurde immer dunkler, je weiter sie ging.
Lauras Haus lag in der Mitte.
Ein Zweig schlug ihr ins Gesicht, er traf sie im Auge, so dass sie stehen bleiben und den Schmerz und den Schmutz herauszwinkern musste. Zuerst dachte sie, sie könne nicht weitergehen, das Auge schmerzte und tränte, aber bald wurde es besser.
Wie ein Dieb in der Nacht schlich sie sich vorwärts. Ihr Herz pochte, als sie endlich an der Rückseite von Lauras Haus ankam.
Laura lag auf dem Sofa und guckte Fernsehen, eine rote Decke über den Füßen. Sie schaute sich einen Film an. Die Fenster reichten fast vom Boden bis zur Decke, der reinste Panoramablick, und Lena konnte sich selbst verfluchen, weil sie nicht früher darauf gekommen war, von hier aus zu beobachten. Eine perfekte Stelle für einen Fenstergucker.
Da lag also die Person, die die Frechheit gehabt hatte, auch noch einen Kranz zur Beerdigung zu schicken. Vom Allgemeinen Krankenhaus, stand auf der Kranzschleife. Sie lag so dicht vor ihr, dass Lena sehen konnte, wie sie atmete, verfolgen konnte, wie sich ihr Brustkorb hob, wie sie hustete.
Vielleicht hatte Laura das mit dem Kranz ja auch nicht allein ausgeheckt, es waren schließlich mehrere beteiligt, sowohl bei den Gemeinheiten als auch beim Kranz, aber vermutlich war sie es gewesen, die alles organisiert hatte. Sie traf die Entscheidungen, sie führte die Bande an, wie Johan gesagt hatte, und das hatte sie schon getan, lange bevor sie die Chefin wurde. Sie war der Heerführer, die anderen beiden ihre Waffenträger, und alle drei sollten ihre Strafe bekommen, jeder auf seine spezielle Weise. Der Rest der Krankenhausärzte war nur eine feige Horde, große und kleine Stinkstiefel, die geschwiegen und die Hubschrauberposition eingenommen hatten, über dem verbissenen Streit gekreist waren, ohne auch nur zu versuchen einzugreifen. Ängstliche, feige Kreaturen, aber sie sollten weiterleben. Darin waren sie sich vollkommen einig gewesen, Johan und sie.
Johan wusste, was sie tat, er wusste es auf seine Art, und er war zufrieden mit ihr, zufrieden mit dem Plan. Er war in jedem Atemzug bei ihr.
Tomas Bengtsson war der Erste, der seine Strafe bekommen hatte. So war es nun einmal, schrieb Johan. Er wohnte so passend, weit draußen, wohin eine kurvige Straße führte. Tomas Bengtsson sollte der Vollstrecker werden und hinterher mit der Schuld leben müssen, einen Mann getötet zu haben, den umgebracht zu haben, von dem er
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